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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ich sogar hinter dir.«
    Der Wahnsinnige Prophet öffnete den Mund, etwas zu sagen, ehe er mitten in der Bewegung mit dümmlicher Miene innehielt. Ungläubig blies er sich gleich darauf mit einem gewaltigen Atemzug auf, hielt erneut inne und zuckte zurück, als der fleckige Leinenstreifen am Handgelenk seines Gegenübers ihn auf einen wirren Gedanken brachte. »Ath, großer Schöpfer!« Seine Augen traten aus den Höhlen, während er mit einem kaum hörbaren Pfeifen ausatmete. »Asandir war hier. Was um alles in der Welt habt Ihr angestellt, daß die allmächtige Bruderschaft der Sieben Euch einen Blutschwur abverlangt hat? Niemals ist eine so unlösbare Bindung verlangt worden, und Ihr seid schließlich ein Kronprinz und anerkannter Thronerbe.«
    Arithon bedachte ihn mit einem messerscharfen Blick, ehe er die letzte Flasche zwischen seine Füße klemmte und den Korken herausriß.
    Verzweiflung ergriff Besitz von Dakar. »Denkt doch an Eure Gesundheit! Bewahrt wenigstens eine Flasche auf. Sie könnte sich als wertvoll erweisen, nur für den Fall, daß sich die Schnittwunde an Eurem Arm entzündet.«
    Unter dem Eindruck der kalten Teilnahmslosigkeit des Herrn der Schatten, wie sie sich schlimmer nicht zeigen konnte, wußte selbst der Wahnsinnige Prophet, wann er aufgeben mußte. Würde er sich seinem Zorn hingeben, so würde sein Schädel explodieren. Über dies hatte ihn seine wenig erfreuliche Erfahrung gelehrt, den Herrn der Schatten nicht gerade dann zu provozieren, wenn er unter den Nachwirkungen übermäßigen Alkoholgenusses litt. Also beschloß er, sich ein schattiges Plätzchen zu suchen und die schlimmsten Qualen zu verschlafen, ehe er sich dem Risiko aussetzen wollte, mit seinen eigenen, leeren Whiskeyflaschen beworfen zu werden.
    Viel später erwachte er durch die Erschütterungen, denen die Talliarthe stramm am Wind ausgesetzt war. Schwindelerregend zeichneten sich ihre Marssegel in weit aufgeblähten Rundungen gegen den bewölkten Himmel ab, während eisiges, winterliches Spritzwasser bei jeder Welle in großem Schwall auf ihn herniederregnete. Mit grünlichem Teint und längst bis auf die Unterwäsche durchnäßt, stöhnte Dakar kläglich, ehe er sich herumrollte, mühsam aufrichtete und zur Reling stolperte, um sich zu übergeben. In ungebrochenem Grau zeigte sich der Horizont, und der Wind, der in seine Nase drang, trug den salzigen Hauch des Meeres mit sich.
    Der Wahnsinnige Prophet schloß die Augen und würgte. Es ging ihm sogar zu schlecht, seines Begleiters fest verwurzelte Vorliebe für die Unannehmlichkeiten einer Hochseereise zu verwünschen.
    An der Stag, ganz und gar nicht froh gestimmt, pfiff Arithon s’Ffalenn eine Ballade über einen bösen Stiefsohn, der zum Mörder wurde, um sich eine Erbschaft zu ergaunern. In der Melodie schwang eine Dissonanz mit, die geeignet war, einem Menschen den Verstand zu verwirren. Unter dem Eindruck der Schärfe, die sich hinter jeder einzelnen Note verbarg, gab Dakar endgültig auf, gab es doch auch nichts mehr, um das er hätte streiten können. Schon jetzt brannte das altbekannte königliche Temperament heiß genug, sich gehörig die Finger zu verbrennen. Einem s’Ffalenn in derartiger Stimmung in die Quere zu kommen, hieß, ihn zu einem blutigen Rachefeldzug förmlich herauszufordern.
    Der Wind drehte sich und blies nun von Norden herab. Regen zog auf, wodurch die Reise noch unangenehmer wurde. Dakar lag unter Deck und litt viel zu sehr, sich zu rühren, während die Schaluppe weiter gen Süden fuhr, die ziegelfarbenen Segel im steifen Wind gebläht. In Perdith schloß Arithon hastig seinen Handel mit dem Waffenschmied. Die Ruhepause in geschützten Gewässern war zu kurz, Dakar eine ausreichende Erholung zu vergönnen. Die Talliarthe war schon wieder unter vollen Segeln und auf dem Weg fort von der Küste, bevor er noch Gelegenheit hatte, sich auf alle viere zu erheben und das nächstgelegene Hurenhaus zu suchen.
    Arithon stand an der Stag wie ein Besessener und drängte eilends in südliche Breitengrade. Eingehüllt in seine Ölhaut schlief er gar neben seiner festgezurrten Ruderpinne. Dakar gewöhnte sich allmählich an das Donnern der Schritte auf dem Dach der Kabine, während der Herr der Schatten Segel flickte oder beim geringsten Umschlagen des Windes sogleich nachjustierte. Mit jedem Tag hingen die Wolken niedriger, bis die schaumigen Wellenkronen sich in ihre dunklen, aufgeblähten Bäuche zu bohren schienen. Regen peitschte von wirbelnden

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