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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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haltet den Mann, der das getan hat, gefangen?«
    Ivel nickte ruckartig. »Aye, das tun wir. Wir haben ihn gefesselt und in der Dampfhütte eingesperrt. Der Schreinermeister hat die Schlüssel.«
     
    Ein Holzfeuer, um die Dampfkessel wieder zu erhitzen, war entzündet worden. Während er auf das Trommeln der Regentropfen auf dem Dach und auf das unstete Zischen einzelner Tropfen lauschte, die durch eine undichte Stelle auf das große Kupferfaß herabtropften, rollte sich der Gefangene in endlosem Leid auf die Seite.
    Die Feuchtigkeit, die von dem Sandboden aufstieg, machte ihn frieren. Hungrig, durstig, fiebernd und von Schüttelfrost geplagt, nahm er zunächst an, daß die sich nähernden Schritte außerhalb der Hütte zu einem Arbeiter gehörten, der nach dem Feuer sehen wollte.
    Da die Männer dazu neigten, ihm im Vorbeigehen einen Tritt zu verpassen, krümmte er sich wie ein Wurm in die Nische hinter den Holzstapeln. Wenn er vorgab zu schlafen und sich außerhalb ihres Blickfeldes aufhielt, vergaßen sie manchmal seine Anwesenheit. Heute fühlte er sich angesichts dieser kläglichen Hoffnung besonders jämmerlich, machte es ihm doch der Schüttelfrost, der seinen Leib erschütterte, unmöglich, stillzuhalten.
    Die Schritte kamen näher, begleitet von einer lebhaften Unterhaltung. Dann erklang die Stimme eines Fremden gleich gehärtetem Stahl über den Lauten eines beginnenden Streites. »Genug! Ich will keine Entschuldigungen mehr hören. Ihr bleibt hier draußen, bis ihr gerufen werdet.« Schlüssel klapperten schaurig im Einklang mit einigen eiligen Schritten, ehe der Neuankömmling erneut das Wort ergriff. »Nein, Dakar, du wirst auch hier warten.«
    Das Schloß knirschte und gab nach; ruckartig wurde die Tür aufgerissen. Eine Flut regenschwerer Luft durchdrang die Hitze, und ein kleiner Mann betrat den Raum. Einen Augenblick blieb er stehen und durchforschte suchenden Blickes die Finsternis, und das wilde Flackern der Flammen im Ofen umrahmte sein scharfkantiges Profil, während er, von dem Gestank angewidert, die Lippen kräuselte.
    Mit peitschendem, unverkennbar zornigem Ton sagte er: »Ihr behauptet, er sei hier drin?«
    Des Schreinermeisters Südküstendialekt erklang unsicher und gedämpft unter dem Plätschern der Regentropfen. »Herr, er ist dort drin, dafür bürge ich mit meinem Herzblut. Wir hätten ihn niemals entkommen lassen.«
    Vollkommen zielsicher ergriff der Mann Lampe und Zündholz, die auf einem Regal neben der Tür bereitgelegen hatten. Seine Hände zitterten, als er den Holzsplitter entzündete. Unstet flackerte die Flamme, als er den Docht in Brand setzte, und das Licht zauberte einen güldenen Schein über seine zarten Finger. Er hob die Lampe an und verhakte ihren eisernen Ring an einem Nagel in den Deckenbalken.
    Den Blick getrübt durch die erlittenen Schläge und seine aufgeschwollenen Augenlider, sah der Gefangene ihn nun inmitten des gelben Lampenscheins in voller Größe.
    In seinen dunklen Hosen und dem weißen Hemd, das regennaß auf seinen Schultern klebte, erinnerte der schlanke, doch gutgebaute Mann an einen Geist. Nasse Haarsträhnen klebten an seinen Schläfen und seinen Wangen. Seine Züge glichen fahlem Granit, sein Mienenspiel spiegelte Zorn wider, während die Augen tief im Schatten lagen.
    Wind fegte durch die Tür hinter ihm herein. Die Flamme flackerte, erlosch beinahe, ehe sie sich mit wirrem Schein wieder erholte. Zähneklappernd unter dem Einfluß peinigender Kälte, kroch der Gefangene noch tiefer in seinen Schlupfwinkel hinein.
    Wie ein Raubtier wirbelte der Mann herum, als das leise Rascheln der Bewegung sein Gehör erreichte. Die gefesselten Füße, schwarzblau verfärbt, gezeichnet von allerlei Mißhandlungen, die hinter dem Holzstapel hervorlugten, konnten seinen Blicken nun gewiß nicht mehr entgehen.
    »Gnädiger Ath!« rief er, gefolgt von einem Singsang in der alten Zunge, der getragen war von einem Tonfall äußersten Entsetzens. Dann brach ein Zorn aus ihm hervor, so ungestüm und heftig, als wolle er den Regen selbst gefrieren lassen, und er wechselte erneut die Sprache und befahl: »Löst seine Fesseln!«
    »Aber, Herr«, protestierte der Schreinermeister, während ein weiterer Tropfen zischend auf dem Kessel verdampfte. »Der Bursche kam hierher, um Euch zu ermorden, und …«
    Mit beängstigender Geschwindigkeit schnitt ihm der befehlshabende Mann das Wort ab. »Tu es! Sofort! Oder solltest du etwa taub sein? Oder gar ein Narr, mir trotzen zu

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