Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark
wollen?«
Während der Schreiner, nach dieser Rüge furchtsam geduckt, den Raum betrat, sank der schwarzhaarige Mann auf die Knie und legte seine eiskalten Hände über die gefesselten Fußgelenke des Gefangenen. »Gib mir ein Messer, ich werde das selbst erledigen. Dann schick nach einer Trage und einem Segeltuch, mit dem wir ihn vor dem Regen schützen können.« Im gleichen giftigen Ton fügte er hinzu: »Dakar und ich werden ihn tragen.«
Der Gefangene zuckte schmerzerfüllt zusammen, als seine Füße ergriffen wurden und ein Messer sich unter das verkrustete Seil schob.
»Ganz ruhig«, murmelte der Sprecher nun in besänftigendem Tonfall. Als die Fesseln abfielen, begannen dieselben Finger, sanft, trotz ihres heftigen Zitterns und den verlangsamten Reflexen unterkühlter Muskulatur, die Schnittwunden und Schwellungen zu untersuchen. »Wir müssen ihn vorsichtig herausholen, ehe ich seine Armfesseln lösen kann.«
Mühevoll öffnete er seine blutunterlaufenen, geschwollenen Augen, nachdem er mit Unterstützung eines feisten Mannes, den er wiedererkannte, aus seinem Schlupfwinkel herausmanövriert worden war. Der Anblick dieses verlogenen, betrügerischen Juwelenhändlers, den er zuletzt gefesselt und auf seine Befragung wartend in den Privaträumen des Herzogs von Alestron gesehen hatte, löste den Schleier von seinen Sinnen. Nun war es nicht weiter schwer, zu erraten, wer der andere Mann war.
Diese scharfkantigen Züge und die grünen Augen konnten keinem anderen gehören als dem Herrn der Schatten, der seinen Namen in der Garde des Herzogs in den Schmutz gezogen und ihn in Schande und Exil getrieben hatte.
»Du!« knurrte er halb erstickt vor Zorn und Haß. »Du bist der furchtbare Magier, der die Waffenkammer meines Herrn verzaubert hat, an jenem Tage, an dem sie niedergebrannt ist. Ich habe geschworen, dich zu töten!« Mit solcher Gewalt wand er seine gefesselten Arme, daß der kräftige, bärtige Gefolgsmann erschrocken und mißtrauisch zurückzuckte.
»Ihr seht, wer er ist, trotzdem wollt Ihr ihn von seinen Fesseln befreien?« Dakar ballte die zitternden Hände zu Fäusten. »Gewiß wird er Euch sofort an die Kehle springen.«
Arithon s’Ffalenn setzte sich wortlos. So oder so von blassem Teint, sah seine Haut nun aus wie ein Bogen durchweichten Pergaments, das sich infolge seines Entsetzens über seinen Schädel spannte. »Ich sagte, ich will, daß seine Fesseln gelöst werden. Hast du keine Augen? Ath, Schöpfer, der Mann ist vor Schmerzen von Sinnen und so fiebrig, daß ihn schon eine sanfte Brise umhauen könnte.«
»Mit Freuden zu Diensten, Euer Hoheit, gäbe es da nicht ein kleines, aber dorniges Problem.« Dakars Gesicht verzog sich zu einer runzeligen Miene bösartigen Sarkasmus’, als er das Messer entgegennahm, um das Seil durchzuschneiden. »Wenn dieses brutale Vieh von einem Mann aufspringt und Euch das Herz herausreißt, dann werde ich erklären müssen, wie es dazu kommen konnte. Die Bruderschaft der Sieben wird mir die Schuld aufbürden, wenn sie erfährt, auf welche Weise Euer Geschlecht ausgelöscht wurde.«
Eine kaum wahrnehmbare Bewegung; der Herr der Schatten wandte den Kopf um.
Scharf sog Dakar die Luft in seine Lungen. »Ihr habt gewonnen, so wie immer. Möge Dharkaron mir gnädig sein. Vergeßt einfach, daß ich je ein Wort gesagt habe.«
Von einer Woge haßerfüllter Benommenheit überwältigt, knirschte der Gefangene mit den Zähnen. Diese Wendung des Schicksals hätte er nicht einmal zu träumen gewagt, bot sich ihm doch nun erneut die Chance, seine Ehre wiederherzustellen. Still ertrug er die beängstigenden Schmerzen, als seine Feinde ihn an der Schulter ergriffen und herumdrehten. »Ich war niemals nachlässig«, knurrte er mit störrischer Verbitterung. »Nur schwarze Magie hat Euch den Zugang zur Festung ermöglicht, und die Verschlagenheit eines Drachen hat Euch lebend wieder hinausgelangen lassen. Möge Aths Racheengel mein Zeuge sein, Ihr werdet bekommen, was Ihr verdient habt.«
Hinter ihm blickte Arithon s’Ffalenn auf die älteren Narben herab, die den nackten Rücken des Gefangenen zeichneten. »Euer Herzog hat Euch bitter für etwas bezahlen lassen, was allenfalls als kleiner Mangel an Aufmerksamkeit gelten kann. Was aber hat Euch hierhergeführt? Das Bedürfnis, Euch für die Ungerechtigkeit zu rächen, die Euch widerfahren ist?«
Stur und bockig in seinem Stolz, schwieg der verbannte Gardist, die Wange in den feuchten Sand gepreßt, bis seine Wunden
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