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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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schmerzhaft brannten. Das Knirschen gebrochener Rippen löste ein rotglühendes Feuer in seinem Leib aus, und seine Muskulatur verkrampfte sich bei jedem mühevollen Atemzug. Er preßte seine Augenlider zusammen, doch die Hitze und der Schweiß, der ihm in seinem Leid entströmte, verursachten ihm Übelkeit und Schwindelgefühle. Bald wirbelten seine Sinne haltlos, und lange, bevor die Fesseln an seinen Händen gelöst waren, hatte sich tiefe Dunkelheit über sein Bewußtsein gesenkt.
     
    Als er tief in der Nacht erwachte, erbebte sein Körper im Delirium. Eine Vision quälte ihn. Er sah saubere Laken, roch den strengen Duft wundheilender Kräuter. Heftig wehrte er sich gegen die Berührung, die ihn festhielt. Dann wetterte er lautstark gegen die weibliche Stimme, die irgendeinen unsichtbaren Dämon zu Hilfe rief. Schließlich fluchte er, als weitere Hände mit diabolischer Kraft nach ihm griffen und ihn niederdrückten.
    »Hört das denn nie auf?« schrie irgend jemand gequält. »Er hat schon wieder angefangen zu bluten.« Über seinem Kopf erkannte er das lauernde Antlitz seines Feindes, den zu töten er gelitten und allerlei Qualen ertragen hatte. Er zitterte. In seinen Nerven tobte ein Inferno unbezwingbarer Wut, und er versuchte, mit der Faust zuzuschlagen.
    Verbände hielten ihn auf; dann blickte er in die Züge des Zauberers, in eine Miene unerklärlichen Mitgefühls.
    »Scharlatan«, keuchte der Gardist enttäuscht und tränenüberströmt. Die furchterregenden Schatten seines Feindes waren ebenso real wie die Finsternis, die zu verbreiten er imstande war. Erneut spannten sie ihr Netz über ihn, verschluckten all seine wehrhaften Bemühungen. Hilflos und stöhnend verloren sich seine Gedanken in der Sternenlosen, dunklen Nacht.
    Später hörte er, wie jemand seinen Namen schluchzte. Der scharfe Akzent klang nach seiner eigenen Aussprache. Sonnenlicht brannte in seinen Augen und zeichnete sich in heißen Streifen auf seinen nackten Unterarmen und Fußgelenken ab. Er erinnerte sich an das Gefängnis, erinnerte sich an die Strafe. Wieder fühlte er den Schmerz der Peitschenhiebe, die der Waffenmeister des Herzogs Bransian s’Brydion auf die Haut seines Rückens ausgeteilt hatte. »Ich bin kein Verräter. Ich muß nicht wie ein Straßenköter um Vergebung betteln«, sagte er, ehe er sich, krank durch die eigene Schwäche, übergab. »Warum glaubt Ihr mir nicht? Ich habe keine Tür geöffnet. Ich habe keinen Herrn der Schatten gesehen!«
    Doch wieder und wieder schlug die Peitsche zu. Die anklagende Stimme Dharkarons, des Racheengels, hallte wie ein Donnerschlag durch seine Träume. »Wenn du Prügel hast einstecken müssen, weil du gefehlt hast, eine verschlossene Tür zu bewachen, wie soll dann das Los aussehen, das dich erwartet, da du die Schiffe eines Zauberers niedergebrannt hast?«
    Das Bett, auf dem er lag, begann sich zu drehen wie das Rad des Daelion selbst. Der Schmerz, der in seinem Leib tobte, wollte ihn überwältigen. Er hörte Wasser in einer Schale plätschern, dann Musik. Noten pochten, stemmten sich in seine fiebrigen Sinne wie Splitter eines berstenden Kristalls. Ihre Süße wob ein verstohlenes Muster befreiender Schönheit, daß eine Bresche in seinen Haß schlug. Wieder weinte er. Die Reinheit der Weise erschütterte ihn, und er fror, als würde Schneeregen auf ihn niederrieseln, bis die Klänge gar drohten, sein überanstrengtes Herz zu brechen. Keuchend sank er zurück in das weiche Kissen, das sich aufblähte und seinen Kopf umhüllte, bis er starb.
    Oder zumindest zu sterben glaubte, bis er, matt, aber bei Sinnen, die Augen öffnete und sich in einer Düsternis wiederfand, die nur von einer einzelnen Kerze gemildert wurde. Regen klatschte gegen die Fensterscheiben der Hütte, in der es nach geölter Eiche und getrocknetem Lavendel duftete. Er bewegte den Kopf, und das sanfte Prickeln auf seiner Wange offenbarte ihm, daß ihn jemand gewaschen und frisiert hatte. Gülden leuchtete sein Schopf nun wieder auf dem Leinen, so fein gekämmt wie in jenen Tagen, als er noch kein Bettler gewesen war.
    »Er ist wach«, sagte eine Frau in scheuem, vorsichtigen Flüsterton.
    Jemand anderes antwortete aus den Schatten heraus: »Laß uns allein, Jinesse.« Die Bodenbretter knarrten leise unter leichtfüßigen Schritten. Eines Mannes Umrisse schoben sich durch den Lichtschein der Kerzenflamme, der ihn kurz umrahmte, ehe er sich einen Weidenstuhl heranzog und sich setzte. »Euer Name ist

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