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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Tharrick?«
    Der in ein unerfreuliches Exil verbannte Gardehauptmann öffnete die geschwollenen Augenlider und entdeckte seinen Feind gleich neben dem Bett.
    Die Kehle trocken von den Nachwirkungen des Fiebers, schluckte er krampfhaft, und er mußte all seine Kraft aufbringen, um sich gegen die mitleiderregende Schwäche und Lustlosigkeit zu stemmen und seinen Kopf zu bewegen. Der Nachhall des Deliriums erklang schaurig aus der Tiefe seiner Erinnerungen: Welches Los drohte ihm nun, da er die Schiffe eines Zauberers in Brand gesteckt hatte?
    Verängstigt angesichts der Freundlichkeit, mit der seine grauenhaften Wunden gepflegt worden waren, betrachtete er die ruhigen Züge seines Wohltäters mit forschendem, brennendem Blick. »Warum?« krächzte er schließlich.
    Sein wiederhergestelltes Denkvermögen konnte die Barmherzigkeit dieses Mannes nicht länger leugnen, eines Mannes, der ihm eigenhändig heilende Umschläge und Verbände angelegt hatte und dessen meisterhaftes Lyranthespiel seine qualvollen Gedanken besänftigt und ihn in den Schlaf gewiegt hatte.
    »Ich kam hierher, Euch zu töten«, sagte Tharrick. »Warum laßt Ihr mich nun nicht büßen?« Er errötete ob der Erinnerung an jene Verwünschungen, die er ausgestoßen hatte, dieses Mannes Geist zur Unzeit nach Sithaer zu schicken.
    Arithon starrte auf seine Finger, die entspannt auf seinen Oberschenkeln ruhten. Seine Gelassenheit jedoch war lediglich vorgetäuscht. Perfekt gedämpft der Funke innerer Unruhe, schien seine Anwesenheit selbst ein Mahnmal des Friedens zu sein. Was immer in der Dampfhütte an seinen Nerven gezehrt hatte, war ausgelöscht und vorbei.
    Ein schwaches Stirnrunzeln zeigte sich über den hochangesetzten Bögen seiner Augenbrauen, als der Herr der Schatten seine Antwort überdachte. Reglos wie Pinselstriche verharrten die Schnüre seiner Armstulpen, ungerührt von der Brise, die die Kerzenflamme erfaßte. »Wenn ein Mann wie ein Tier behandelt wird, so sollte es nicht überraschen, wenn er sich, getrieben durch die Mißhandlung, schließlich zu einer Verzweiflungstat hinreißen läßt. Was in Alestron geschehen ist, war nicht Euer Fehler. Und die Magie, die die Waffenkammer zerstört hat, war nicht die meine, sondern die Eures Herzogs, die unschädlich zu machen, mich die Bruderschaft gesandt hatte. Das Spiel nahm zu unser aller Schaden einen beklagenswert falschen Verlauf. Aber ich bin nicht wie der Herzog Bransian von Alestron, und ich werde Euch nicht aus purem Zorn strafen.«
    »Zorn! Ich wollte Euer Herz mit einem Schwert durchbohren!«
    Aufgebracht schlug Tharrick auf seine Decke. Nur ein unglücklicher Zufall hatte dazu geführt, daß er zugeschlagen hatte, als das Opfer, das umzubringen er entschlossen gewesen war, weit im Norden des Kontinents verweilte.
    »Nicht!« Arithon ergriff des Gardisten Schultern und drückte ihn zurück auf sein Lager. »Ihr dürft Euch nicht bewegen, sonst könnte sich Eure gebrochene Rippe in Eure Lunge bohren. Auch die Beinwunde ist schlimm. Sie könnte wieder zu bluten beginnen.«
    »Ich habe Euren Zweimaster niedergebrannt!« keuchte Tharrick unter Qualen. »All Euer vorbereitetes Holz. Eure Taue.«
    Schweigend saß Arithon auf dem Stuhl. Er löste seinen Griff von der Schulter des Verwundeten und blickte ihn an.
    Noch immer sagte er kein Wort, und seine Miene spiegelte Bedauern, doch keinen Zorn.
    Tharrick schloß die Augen. Seine Verletzungen pulsierten. Eingeengt durch leinene Verbände, litt er dennoch unter dem Gefühl, seine Brust würde zerreißen, würde explodieren.
    Dann zerschlug sein schlechtes Gewissen auch die letzten Reste seines Stolzes. Er weinte, während der Herr der Schatten wie ein Bruder an seinem Krankenlager wachte und sich jeglichen Kommentars enthielt.
    »Werdet nur gesund, mit meinem Segen«, sagte Arithon schließlich in einem Tonfall, getragen von einem nachgerade schmerzlichen Mitgefühl. »Jinesse wird Euch in ihrem Heim ein Obdach gewähren, bis Ihr wieder gesund seid. Danach mögt Ihr tun, was immer Euch beliebt. Ihr seid frei, darauf gebe ich Euch mein Wort. Kehrt zu Euren Lieben zurück, und lebt mit ihnen in Frieden und ohne Furcht. Denn wisset, wäre ich wirklich der Zauberer, für den Ihr mich haltet, so müßte mir Euer Leben in meinen Händen hochheilig sein.«
    Doch Tharrick hatte keine Familie, keinen Ort, den er sein Zuhause nennen konnte.
    Sein Posten in der herzoglichen Garde war sein Leben gewesen, bis dieser Mann es ganz ohne böse Absicht zerstört

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