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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Zwänge in die unzähligen Lagen ihrer magischen Banne woben, um die unmittelbare Kraft jenes bösen Zaubers abzuschirmen, sahen sie ihre Befürchtungen bestätigt.
    »Kannst du den Einflußbereich fühlen?« fragte Kharadmon voller Zorn in der Stunde, in der die königliche Galeere im Hafen von Ostermere festmachte. »Trotz all unserer Siegel und Schutzbanne führt dieser Fluch ein Eigenleben. Ich fühle einen Strom niederer Energien, der die beiden Prinzen miteinander verbindet und durch keine Macht der Welt zu bändigen ist.«
    »Es ist widernatürlich«, stimmte ihm Sethvir zu, der zu sehr damit beschäftigt war, Schutzbanne zu wirken, als daß er Zeit gefunden hätte, sich der Überprüfung ihrer ärgsten Sorge zu widmen: daß die vorüberziehende Zeit allein ausreichte, die Gefahr in kaum vorstellbarem Maße zu vergrößern. Der Prinzen gegensätzliche Gaben von Licht und Schatten, der wirksamste Schutz dieser Welt vor den Gefahren, die noch immer hinter dem Südtor lauerten, wurden mit jedem Zusammentreffen mehr und mehr zerfressen, bis jede Hoffnung, sie miteinander in Einklang bringen zu können, vergebens sein würde. Der kleinste Fehler würde das Problem immens vergrößern, und selbst Luhaine hatte von seinem steten Drang zu kleinlichen Streitereien angesichts ihrer bedrohlichen Lage abgelassen.
    Der Austausch der gnädigen Frau Talith gegen das Lösegeld mußte so schnell wie möglich vonstatten gehen.
    Gänzlich unspektakulär und ohne neugierige Höflinge auf den Galerien, fand das Ereignis in der großen Halle König Eldirs statt, deren Parkettboden sich während der Sommermonate frei von Teppichen zeigte. Auf seinem mit rotem Stoff bezogenen Podest, flankiert von zwei Dutzend Bewaffneten und sechs Würdenträgern des Reiches, die als Zeugen fungieren sollten, saß der Hohekönig von Havish. Zwölf Truhen voller Gold waren neben einem Zähltisch aufgetürmt worden, an dem der Caithdein, der königliche Seneschall und der Justitiar damit beschäftigt waren, die Höhe des Lösegeldes zu überprüfen; dann, sobald die Zählung stattgefunden hatte, wurde jede Truhe verschlossen und mit einem Band unter einem wächsernen Siegel mit dem Falkenwappen des Königs gesichert.
    Unter strengster Bewachung hielt die gemietete Kutsche der Prinzessin nebst Gefolge vor den inneren Toren, während, unbewaffnet und allein, Lordkommandant Diegan von dem ältesten Pagen des Königs durch einen Seiteneingang hereingeführt wurde. Als Avenors ranghöchster Offizier und Blutsverwandter der gnädigen Frau Talith würde er während des ganzen Verfahrens als Repräsentant Lysaer s’Ilessids zugegen sein. Schmale Lichtstreifen, die durch das Spitzbogenfenster hereinfielen, glitten dann und wann über die Pracht seines weißen Kragens und des edlen Samtrockes, als er, wie es von alters her Brauch war, niederkniete und dem Hohekönig seinen Respekt erwies.
    Auf seinem mit Schnitzereien verzierten Thron, die Finger über die angriffslustig blickenden Darstellungen des Vogels Greif am vorderen Ende jeder Armlehne gespreizt, neigte Eldir das Haupt. So gelassen er auch wirkte, wünschte sich der König doch, er wäre an einem anderen Ort, die Prinzen wären fort, weit weg von Ostermere, und mit ihnen die blauen Funken statischer Entladungen, die, dank der allzu trauten Bekanntschaft mit magischen Feldern, von seinen Fingerspitzen übersprangen.
    »Lordkommandant Diegan«, begann er. »Ich erwarte Euer Gelübde im Namen Eures Prinzen, daß es innerhalb der Grenzen meines Reiches keinen Angriff auf Arithon s’Ffalenn geben wird.«
    »Das gelobe ich feierlich«, entgegnete Lord Diegan. »Dharkaron ist mein Zeuge, daß mein Gebieter mit seinem Leben haftet, sollte ein Schwert unter der Flagge Avenors ein Blutvergießen einleiten.«
    »Es ist Euch gestattet, fortzufahren.« Eldir winkte einem Pagen, der einen schweren Schlüssel aus seiner Hand entgegennahm und die Tür zu einem Nebenraum öffnete.
    Prinz Arithon betrat den Saal, die gnädige Frau Talith an seinem Arm. Neben der blendenden Pracht ihres Staates, der schillernden Herrlichkeit aus Gold und weißer Seide, wirkte seine schlichtere Kleidung glanzlos und düster.
    Das einzige lichte Funkeln an der Gestalt des Schattengebieters rührte von dem königlichen Reif auf seinem Schopf schwarzen Haares her. In gemessenen Schritten überquerte er mit Dakar an seiner Seite den gewachsten Parkettboden, gefolgt von Sethvir, dessen neue kastanienbraune Robe von einer tiefschwarzen Kordel

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