Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
für ein hinterhältiger, gerissener Bastard!« schrie der Wahnsinnige Prophet auf.
    Denn Arithon nutzte den Aufschub, der ihm gewährt worden war, nicht, um seine schwer beanspruchten Geisteskräfte in sichere Grenzen zurückzuführen. Statt dessen bediente er sich der wiederhergestellten Reichweite seiner Selbstbeherrschung, ergriff die Zügel, die erweiterte Wahrnehmung durch das Tienellekraut zu lenken, und tauchte in eine nervenzermürbende Folge von Weissagungen ein. Wie er es schon vor der Schlacht am Tal Quorin getan hatte, um das Überleben der Clankrieger zu ermöglichen, erprobte er nun die bevorstehende Katastrophe in Vastmark.
    Hilflos wurde Dakar zum Zeugen degradiert. Noch immer in die Banne gehüllt, mit deren Hilfe er den magisch geschulten Schutzmechanismen gegenübergetreten war, blieb ihm keine Möglichkeit, seine eigene Kontrolle zurückzuerlangen, als Arithon sich entschied, Ursachen und Wirkungen zu erproben, um dem möglichen Verlauf der Ereignisse auf die Spur zu kommen. Der Zauberbanner war gezwungen, jeder einzelnen Möglichkeit bis zu ihrem blutigen Ende zu folgen. Unter Qualen, die sich mit denen Arithons mischten, zählte er all die unglückseligen Soldaten, die auf dem Schlachtfeld zu Tode kamen. Die Tortur unterlag einer grausamen Ordnung, und während all die möglichen Zukunftsabläufe dahinzogen, erkannte Dakar, daß der Herr der Schatten sich den schaurigen Einzelheiten gänzlich frei von dem Wunsch, sein eigenes Leben zu retten, immer wieder und wieder unterwarf.
    Jedesmal, in jeder listigen Abfolge zukünftiger Geschehnisse, wurden die Bogenschützen der Sippschaften und die Clankrieger zu neuen Formationen angeordnet, beständig auf der Suche nach einer alternativen Taktik. Arithon brach die Regeln. Er spuckte auf die Moral. Er dehnte alle Mittel bis zu unglaublichen Grenzen, ohne sich dabei im mindesten zu schonen. Und mit jeder neuen Projektion suchte er nach Möglichkeiten, den Konflikt zu entschärfen. Dakar fühlte seinen festen Willen, zu demoralisieren, zu ängstigen und den Feind durch bloßen Schein in die Flucht zu schlagen; den Männern, die aus den falschen Gründen in die Irre geleitet waren, die freie Wahl zum Rückzug, zum Leben und zur Heimkehr an den häuslichen Herd, in den Schoß ihrer Familien zu gestatten.
    Und im Zuge der grausamen Omen, dazu gedacht, den Krieg in Vastmark in ruhigere Bahnen zu lenken, erkannte Dakar, daß all seine früheren Vermutungen in bezug auf das Massaker am Tal Quorin nicht zutrafen. Arithons Handlungen waren von absoluter Stetigkeit geprägt gewesen, vom Anfang bis zum Ende hatte er um der Barmherzigkeit willen jeden vorausbestimmten Zug getan. Er hatte nicht aus Böswilligkeit und Zorn zugeschlagen. Die Zerstörungen waren wohlkalkuliertes Werkzeug gewesen, und das einzige Ziel, das er mit seinen Taten verfolgt hatte, war, nicht noch mehr Leid geschehen zu lassen.
    Und ebenso würde er in Vastmark handeln, in einer Landschaft, die er ohne Skrupel gewählt hatte, um das Kriegsheer in eine ungünstige Lage zu bringen. Würden Lysaers Truppen den Kampf aufnehmen, so würden sie in ihr Verderben rennen. Arithons Handlungen waren unzweideutig.
    Seine leichte Streitmacht aus Bogenschützen und Clankriegern würde zurückgezogen aus dem Hinterhalt arbeiten. Sie konnten sich rasch in die Berge zurückziehen, konnten sich verbergen oder umkehren und Verfolger aus der hochgelegenen Deckung der Klippen heraus angreifen, während ihre Feinde unbesonnen einherstolperten, unfähig, die verborgenen Spuren auf den grausamen Felsen zu lesen und Vergeltung zu üben.
    Für Lysaer würde dieser Feldzug mit einer sinnlosen Vergeudung von Material und Menschenleben ungeahnten Ausmaßes enden.
    Und noch immer, noch immer, war Arithon nicht zufrieden.
    Dakar fühlte eine Pause, fühlte den Augenblick der Vorbereitung. Obwohl es ihn quälte, stützte er doch das Gewissen, öffnete für Arithon weiterhin den Zugriff auf seine magische Wahrnehmung, als der Herr der Schatten mit silberklarer Disziplin noch ein weiteres Omen herbeirief. Inzwischen war der Einfluß des Tienellekrautes fast erschöpft, und dennoch konnte Dakar in dem faserigen Netz des inneren Seins fühlen, daß das Gift sein Gewebe angriff und ihn zu zerstören drohte. Arithon würde noch einmal die gleichen Erkenntnisse erleiden müssen, und doch war sein Zugriff hart wie Granit, seine Sicherheit unbeugsam wie geschmiedetes Eisen, als er seinen Willen sammelte, um jene weitere Weissagung

Weitere Kostenlose Bücher