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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Bewegungen des Schiffes hin und her geschleudert. Die Krämpfe hatten ihn geschwächt zurückgelassen, und sein Leib hatte den Versuch aufgegeben, das Gift hinauszudrängen, das seine verlorene Macht nicht mehr umzuwandeln imstande war.
    Dakar stieß das erste Schimpfwort aus, das ihm in den Sinn kam. Gezeichnet von der enormen Überbeanspruchung und selbst nicht gerade in einem guten Zustand, erkannte er an dem hohlen Klirren in seinen Ohren, daß er einige Mühe würde aufwenden müssen, sich zu bewegen, um so weniger wäre er imstande, sich dem gefährlichen Prozeß der Heilung auszusetzen, um Arithon wieder auf die Beine zu bringen.
    »Geht es dir gut?« hörte er ein schwaches Flüstern aus der Koje.
    Der Wahnsinnige Prophet unterbrach sein angestrengtes Fluchen. In dem von knarrenden Geräuschen erfüllten Zwielicht in der Kajüte richtete er seinen forschenden Blick vor Anstrengung blinzelnd, dennoch über alle Maßen scharf, auf das Lager, auf dem Arithon lag.
    »Meine Kopfschmerzen bringen mich womöglich noch um«, entgegnete Dakar. »Und ich bin derart aus dem Gleichgewicht geraten, daß ich ernste Zweifel hege, ob ich imstande wäre, in einen Nachttopf zu pinkeln, ohne das Ziel zu verfehlen.« Mehr weigerte er sich zu erwähnen, ebenso wie er nicht auf die versteckte Bedeutung der Frage einging. Denn schließlich konnte es ihm offenkundig nicht wirklich gut gehen, und er würde auch seinen alten, sorglosen Lebensstil nie wieder aufnehmen können. Unauflöslich hatte sich die Erinnerung an alles, was Arithon s’Ffalenn in seinem Leben erlitten hatte, in sein Gedächtnis eingeprägt.
    Die Gewissensbisse waren gnadenlos und in all jenen Punkten doppelt so stark, in denen seine persönlichen Fehltritte der Bürde zusätzlich Gewicht verliehen: die rasende Zerstörung aller stolzen Pracht in der Minderlbucht; der Verrat in den Festungsgewölben von Alestron; der Verlust Hallirons zu Jaelot.
    Reue war ein zu armseliger Begriff, das Elend zu beschreiben, das er mit dem Prinzen von Rathain teilte.
    Und die Schlußfolgerung, die er nun ziehen mußte, war so aufrichtig wie simpel: Arithon s’Ffalenn war kein Verbrecher, sondern ein Mensch von unsterblichem Mitgefühl, dessen natürliche Veranlagung es war, das Leben in all seiner unbändigen Freude zu zelebrieren.
    Musik könnte diesen verborgenen Aspekt seines Wesens zum Vorschein bringen, wären da nicht die Bürde seiner Abstammung und der Fluch des Nebelgeistes, die seine Seele gezwungen hatten, von ihren angeborenen Neigungen abzulassen.
    Dakar sah auf, von Kummer erfüllt, nur um festzustellen, daß Arithons Blick in vollkommener Ruhe auf seinen Zügen lastete. »Du wirst damit durchkommen«, sagte er erstickt, doch der Gedanke an jenes unsäglich grausame letzte Omen, das in einer kleinen Bucht namens Haven, auch unter der Bezeichnung Fluchten bekannt, spielte, machte ihm schwer zu schaffen. »Möge Ath dir Gnade erweisen.«
    »Ich habe keine Wahl.« In Arithons bleichen Zügen spiegelte sich die unumstößliche Erkenntnis, daß die Gelegenheit vertan war, sein Vorhaben auf alle Eventualitäten zu überprüfen, um größtmögliche Sicherheit zu erlangen. Zu seinem größten Kummer verfügte er nur über einen leichten Hoffnungsschimmer jenseits einer Handlungsoption, die an kaltblütigen Massenmord grenzte. »Immerhin habe ich deine Prophezeiung zu meiner Beruhigung. Allein dieser Akt des Schreckens ist in der Lage, Lysaer zur Umkehr zu bewegen. Und was sind fünfhundert Tote im Tausch gegen das Leben von vierzigtausend Menschen?«
    »Trotzdem gehst du ein großes Risiko ein. Der Plan könnte fehlschlagen.« Dakar preßte die feisten Handballen an seine pochenden Schläfen, die dank dem Donnern der aufgepeitschten See am Rumpf des heftig schlingernden Schiffes stärker und stärker schmerzten.
    Er war viel zu erschöpft, die Unterschiedlichkeit zu erklären, die seine Prophezeiungen kennzeichnete.
    Eine der zwei Möglichkeiten zeigte ihm einen Verlauf der Ereignisse, der noch immer durch veränderte Voraussetzungen abgefälscht werden konnte. Andere überkamen ihn in unabwendbaren Anfällen prophetischer Verkündungen, die sich nach dem Erwachen allzu oft seinem Zugriff entzogen. Diese allein waren von endgültiger Bestimmtheit, und sollten die Inhalte jener rätselhaften Visionen doch einen Ausweg für Veränderungen offenhalten, so war er den Zauberern der Bruderschaft vorbehalten.
    Die Vision von Lysaers Befehl zum Rückzug der Truppen war nicht von

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