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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Auseinandersetzung auf dem Wasser, tief unter ihnen, konzentrierte.
    Über das Prasseln der Flammen hallten durch eine Laune der Felsenriffe die erregten Stimmen von Bord der Khetienn zu ihnen herauf. Einer der Matrosen war ein Seemann aus Merior, der flehentlich gegen die Blockade protestierte. »Habt Erbarmen und laßt sie ziehen. Der Kapitän an Bord der Schaluppe ist kein Soldat, sondern ein einfacher Mann, den ich schon seit meiner Geburt kenne.«
    Dann die abweisende Stimme des Kommandeurs des Zweimasters. »Dein Befehl ist klar. Zurück auf deinen Posten. Unser Herr hat sich unmißverständlich ausgedrückt. Es gibt keine Waffenruhe, ehe nicht das Signal gegeben wird.«
    Und wie eine Statue der Gleichgültigkeit selbst, hielt Arithon den schwarzen Bogen in festem Griff. Während die kleine Schaluppe tapfer gegen den Wind kämpfte, forderte er den weißen Pfeil nicht zurück, und so besiegelte sein Zaudern ihr Schicksal. Mit einem blechernen Klang löste sich an Bord der Khetienn ein Pfeil aus einer Armbrust, flog in hohem Bogen über das Wasser, und das Feuer wütete in den Segeln des Fischerbootes, als wäre Sithaer über die Aufbauten hereingebrochen. Die Schreie der Verwundeten, die bei lebendigem Leibe auf ihren Planken verbrannten, zerrissen die Luft, während einer der Männer lauthals jenen Prinzen verfluchte, der sich einst zu Merior eine Zuflucht ergaunert hatte.
    Caolles Griff um den Schaft des Pfeiles verkrampfte sich. »Die Clankrieger unterstehen meinem Befehl. Ich kann sie auch ohne Eure Einwilligung zum Rückzug rufen.«
    »Tu das«, konterte der Prinz von Rathain giftig. »Dann wirst du die Wirkung meiner sanktionierten königlichen Gerechtigkeit erproben dürfen. Ich werde den Kopf jedes Mannes fordern, der deinem Befehl zum Verrat Folge leistet.«
    Das war keine Drohung, es war eine schlichte Feststellung, soviel erkannte Caolle ohne jeden Zweifel. Von Abscheu erfüllt, spuckte er aus.
    »So viele Tote«, höhnte Arithon bösartig. »Du meinst, es sind schon genug. Aber mit halben Sachen werden wir nichts erreichen. Wir kämpfen nicht gegen einen Mann, nicht gegen eine Moral oder Prinzipien.«
    »Desh-Thieres Fluch ist also Eure Rechtfertigung? Nun, dann stelle ich sie in Frage.« So viel Caolle auch durch Jierets Erzählungen über den irrsinnigen Haß und die unbändige Mordlust während der Konfrontation in der Minderlbucht wußte, überstieg doch diese Tat in den Fluchten von Haven sein Fassungsvermögen.
    Die Hand an seinem Schwert, erschauderte Caolle heftig, während er sich fragte, ob das Morden dieses Tages tatsächlich noch auf der Grundlage eines klaren Verstandes ruhte.
    Arithon sah, daß der Kriegerhauptmann aus Deshir zauderte, und seine Antwort gestaltete sich um so grausamer. »Lysaer wird sich durch meine Gnade nicht aufhalten lassen, und ich wage nicht, mich auf die seine zu verlassen. Halte dich zurück, Caolle. Ich dulde keinen Widerspruch, und ich werde nicht wegen eines zerrissenen Herzens einen dummen Fehler begehen. Der Befehl, das Feuer einzustellen, wird nicht erteilt, hörst du? Nicht, solange noch ein Mann unter Avenors athvergessenem Banner auf seinen Beinen steht.«
    »Und wer überbringt Lysaer die Nachricht, wenn sie alle tot sind?« schrie Caolle.
    Arithon bedachte ihn mit einem bösartigen Lächeln. »Ich werde die Boten unter den Überlebenden wählen, die am wenigsten zerstückelt wurden.«
    Caolle konnte sein Entsetzen nicht mehr zügeln. Mit einem feindseligen Ausdruck in den Augen, die funkelten wie schwarzer Stahl, schleuderte er seinem Prinzen den Pfeil vor die Füße und zog sein Schwert.
    »Euch mag das kaltlassen«, sagte er mit einem Zorn, wie er ihn nie zuvor einem anderen Menschen gegenüber empfunden hatte. »Doch, bei Ath, ich fühle den Schmerz und die Scham. Genug für uns beide.«
    Arithon verzog spöttisch die Lippen. »Nur keine Sorge«, höhnte er im Angesicht der Klinge. »Wenn dieser Raubzug nicht genug Entsetzen verbreitet, so wirst du Gelegenheit erhalten, ein weit größeres Opfer zu bringen. Dann wirst du vierzigtausend Männern gegenüberstehen, und ich werde zusehen, wie du dieses Blutbad dirigierst, wenn das Heer das Dier Kenton-Tal erreicht.«
    Die hartnäckige Not, die in diesen Worten anklang, brachte Caolle zur Besinnung. Er forderte keinen Wahnsinnigen heraus, sondern vergriff sich an purer, qualvoller Verwundbarkeit.
    Das Gemetzel am Tal Quorin hatte sich in erhitztem Gefecht über den frisch ausgeweideten Leibern der

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