Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
Clanfrauen und ihrer Kinder abgespielt. Haven hingegen war Taktik, kaltblütige Berechnung.
    Viel zu spät schmerzte Caolle nun der Impuls, der ihn an seinem Gebieter hatte zweifeln lassen, und ein grausamer Widerstreit ließ ihn zurückschrecken: Atheras Meisterbarde hätte niemals gezwungen werden dürfen, ein solches Kommando zu führen, doch der Teil Arithons, der ein Prinz war, war nicht imstande, sich der Bürde seiner Herrschermacht zu entziehen.
    »O Ath, ich kann nicht gegen Euch kämpfen.« Beschämt ließ der Kriegerhauptmann sein Schwert sinken. »Nicht wegen dieser Sache. Nicht, wenn Ihr Euch wegen einer Tat, die Ihr für unausweichlich gehalten habt, selbst wünscht, Ihr wäret tot.«
    So blieb er verschont, zwischen Schuld und Gewissen hin- und hergerissen zu sein, doch er war von einem Mitgefühl ergriffen, das er kaum ertragen konnte, und so wandte sich der erfahrene Krieger ab. Über seiner Klinge zusammengesunken, ertrug er voller Elend die Schreie, das leise Surren der Bogensehnen und den aufsteigenden, beißenden Rauch, bis der Angriff auf die Schiffe mit verkohlten Planken auf dem Meer zu Ende ging. Bald war nichts mehr übrig außer den Balken, deren Flammen die See erstickt hatte, und den fahlen Leibern, die von der Flut auf die Küste zugetragen wurden.
    Als endlich das weiße Signal den Beschuß beendete, weinte Caolle hemmungslos.
     
    Die Männer, die von den Klippen herabstiegen, um durch das Schlachtfeld zu ziehen, waren handverlesene Clankrieger, die alle das schreckliche Gemetzel im Strakewald miterlebt hatten. Arithon hatte jene Männer ausgewählt, die, noch immer verbittert über den Verlust ihrer Familien, die in den Grotten am Tal Quorin ihr Leben gelassen hatten, vor einer grausamen Vergeltung nicht zurückschaudern würden. Der junge Offizier, der mit ihnen ging, war ein Kamerad Jierets, ein Clankrieger, für den es keine neue Erfahrung war, einem hilflos klagenden Mann den Gnadenstoß zu versetzen.
    Andere hatten Tragen bei sich, um die wenigen Glücklichen abzutransportieren, die zum Überleben auserwählt werden sollten.
    Arithon führte sie, noch immer unbewaffnet, an. Unter der gnadenlosen Sonne stieg er über blutverkrustetes Gestein hinab, vorbei an Männern, deren offene Augen und Münder himmelwärts gerichtet waren; vorbei an anderen, die kaum mehr als Knaben waren, unter den Schmerzen ihrer Wunden zusammengekrümmt, gepeinigt von einem Pfeil in ihren Eingeweiden. Er beeilte sich nicht. Die Kundschafter, die ausgewählt waren, Verwundete fortzutragen, folgten ihm auf dem Fuße, halb erstickt von dem Geruch des Todes, angewidert von den wirbelnden Wolken der Aasfliegen. Schweigend warteten sie auf die Worte ihres Herrschers, warteten, bis er auf einen grauhaarigen Hauptmann deutete, der keuchend im Halbschatten einer Felsspalte lag, ein Handgelenk von einem Jagdpfeil durchbohrt. »Diesen dort.«
    Zwei Kundschafter lösten sich aus der Gruppe, beugten sich über das zurückschreckende Opfer und luden es auf die Trage, um sogleich über die Klippen hinauf auf den Kamm zu marschieren.
    In der Tiefe näherten sich die Männer dem beschatteten Schlund der Bucht von Haven. Hier roch es nach Rauch und wasserumspülten Wildkräutern. Arithon schritt über Schieferplatten, die übersät waren mit sterbenden Soldaten, vorbei an Leichen, die wie Treibholz angespült worden waren. Er trat über fallengelassene Schwerter und erschlaffte Finger hinweg, wich dem bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Gesicht eines Schwimmers aus, der im Wasser von brennendem Segeltuch getroffen worden war. Inmitten all der Toten, all des Blutes, beweinte ein Knabe, ein Bannerträger, seine verbrannten Hände. »Diesen.«
    Der Bursche brüllte, als die Kundschafter sich seiner bemächtigten.
    Arithon wandte sich nicht ein einziges Mal um. Aufrecht schritt er voran, vorbei an dem umgekippten Rumpf eines Ruderbootes, der von unzähligen Pfeilen durchbohrt worden war. Unter dem Boot kauerten zwei Männer, lebend und unverletzt. »Diese beiden, wenn sie sich kampflos ergeben.«
    Einer starb unter der Klinge eines Clankriegers. Der andere, benommen, schluchzend und kaum mehr bei Verstand, wurde die Klippe hinaufgeführt, während die ersten schwarzen Geier heranflatterten, Krähen sich krächzend am Fleisch gütlich taten und die unvermeidlichen Wyvernpaare auf Nahrungssuche im Wind segelnd ihre Kreise zogen.
    »Der und der«, zwei Seeleute, die sich an eine Planke klammerten. Einem fehlte der halbe Arm, der

Weitere Kostenlose Bücher