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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Taktik niedergeschlagen wurde und fünfundzwanzig Männer in ihrem Blut starben.

 
Abschlüsse
     
    Als sich die Sonne über die pastellfarbenen Türme zu Innish erhebt und ihr Licht in goldenen und rosaroten Tönen durch die Sandsteinbögen eines Säulenganges fällt, der dem Hafen zugewandt ist, stehen Jinesse und Tharrick Hand in Hand vor der in eine Robe gehüllten Gestalt eines Eingeweihten Aths; und während jeder von ihnen sein Ehegelübde ablegt, verweilen ihre Gedanken mit zwiespältigen Gefühlen des Bedauerns bei jenem rätselhaften, schwarzhaarigen Prinzen, dessen Schicksal ihrer beider Leben zusammengeführt hat …
     
    In einem mit purpurnen Wandteppichen ausgestatteten Zimmer des Koriani-Waisenhauses in der Küstenstadt Firstmark legt Lirenda den Amethysten, den Großen Wegestein, in die Hände Morriels, der Obersten, und spricht: »Matriarchin, frohlocket, denn meine Mission im Althainturm hat zu dem gewünschten Erfolg geführt …«
     
    Zu Avenor, in einem hohen, bewachten Turm sitzt die Prinzessin Talith auf Samtkissen an einem gen Süden weisenden Fenster und starrt hinaus auf die See; und unter der Last unerträglicher Sorge sehnt sich ihr Herz so sehr nach dem Geliebten, der gelobt hat, ein Heer zu führen, um einen einzigen Feind zu töten, einen Mann, dessen verfluchtes Schicksal über alles, was in ihrem Leben von Bedeutung war, Verderben gebracht hat …

 
3
KRIEG IM DIER KENTON-TAL
     
    Unter dichtem, weißen Nebel, nur hier und da von Regenfällen durchbrochen, dämmerte der Morgen über Vastmark.
    In der drückenden Luft verschwanden die Schäferzelte auf dem Geröllfeld, deren ursprüngliche Muster an die in altem Blut gezeichneten Talismane einer Kräuterhexe erinnerten, immer wieder außer Sicht. Vor ihnen kauerte Dakar zusammengesunken in durchweichten Kleidern und von der Feuchtigkeit gekräuseltem Haar an einer Feuerstelle und schürte die Torfglut, während er schweigend vor sich hin brütete.
    Hinter ihm, bewehrt mit einem Helm von dem gleichen dumpfen Grau wie die umliegende Landschaft, prüfte Caolle die Schärfe seiner frisch geölten Klinge, und das Zucken seiner Augen verriet, daß er sich sorgte. Seit Haven war er sichtlich abgemagert. Wie trockenes Leder spannte sich seine Haut über die spitzen Schädelknochen, und seine Hände, die es von jeher nicht gewohnt waren, untätig zu sein, hielten das Schwert mit erzwungener Bedachtsamkeit. »Die Taktik ist fehlgeschlagen, unser Schlag vor vierzehn Tagen war nutzlos«, sagte er gedämpft. »Lysaers Armeen marschieren noch immer. Ath, bitte, laß es nicht mich treffen, ihm diese Neuigkeiten beizubringen.«
    »Seine Hoheit weiß es schon.« Zornig stieß Dakar seinen Stechginsterzweig in die Glut, und rotgoldene Funken stiegen in die farblose Luft hinauf. »Arithon sagte, er habe vergangene Nacht gespürt, wie der Fluch des Nebelgeistes in ihm erwachte.« Denn Lysaer marschierte weiter voran, nicht zurück. Seine Armee hatte das Tal umstellt und eine Postenkette aufgebaut, bis jeder Ziegenpfad und jeder Paß, der aus Dier Kenton hinaus über die Gipfel führte, von feindlichen Truppen besetzt war. »Arithon sagte, wir hätten noch bis zum Mittag Zeit, ehe die Magie des Fluches droht, unkontrollierbare Ausmaße anzunehmen.«
    Aus alter Gewohnheit ließ Caolle die Klinge geräuschlos in ihre Scheide gleiten, ehe er einen kurzen Blick auf das Zelt warf. »Schläft er?«
    »Nein.« Dakar sah auf, und sein rundes Puddinggesicht hatte sich zu einer Maske der Trübsal gewandelt. »Aber er ist vernünftig und versucht, ein wenig zu ruhen.«
    »So lassen wir ihn also in Ruhe«, sagte Caolle. »Wir brauchen seine endgültigen Anweisungen gewiß nicht, bevor der Nebel sich nicht gelichtet hat.« Er entfernte sich von dem Feuer, und zum ersten Mal in seinem Leben plagte ihn im Vorfeld eines Kampfes ein Gefühl der Übelkeit.
     
    Der Nebel, der den bevorstehenden Herbst in Vastmark ankündigte, konnte sich wie ungesponnene Seide über das Land legen, nur um dann unvermittelt von den Kapriolen des Windes aufgerissen zu werden. Das Tal von Dier Kenton tauchte aus dem makellosen Weiß auf wie eine unebene Schale, drapiert mit wettergepeitschtem Hibiskus und gewürzt mit dunklen Flecken kahlen Schiefergesteins. Berge erhoben sich rund um die Niederung, und der sanfte Anstieg des Landes, der von Westen her zu bequemem Zugang einlud, wurde mit zunehmender Höhe immer steiler und steiler. Die Klippen im Osten zeigten sich in unfreundlichem,

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