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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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steilen Hang in geübter Formation erklommen. »Die Zeit ist zu knapp bemessen. Wenn der Vormarsch nicht vor Sonnenuntergang aufgehalten wird, werden unsere Leute sterben.«
    »Schön, und vielen Dank für dein überschwengliches Vertrauen«, konterte Dakar mürrisch und zu Tode erschöpft.
    Verärgert wischte er sich die schweißnassen Handflächen an seiner Tunika ab. Für einen Augenblick fühlte er sich, als wäre er zu nichts anderem noch in der Lage, als sich in einem Hurenhaus an ein heißblütiges Mädchen zu schmiegen. Doch trotz der sehnsuchtsvollen Glut dieses Wunsches rührte sich zwischen seinen Lenden nichts, was kaum verwunderlich war, solange der kantige Vastmarkschiefer Löcher in sein Hinterteil fraß und die tiefstehende Sonne die hungrigen Stahlzähne der Streitmacht s’Brydions umrahmte.
    Es fiel ihm keineswegs schwer, sich vorzustellen, wie beglückt Keldmar wäre, den Arsch eines drallen, unlauteren Juwelenhändlers auf einen Speer zu spießen.
    Von bösartigen Gedanken beseelt, unterdrückte er ein Glucksen, ehe er sich erneut an den zweifelnden Kundschafter wandte, der noch immer neben ihm verharrte. »Bring Arithon meine Botschaft. Und wenn du nicht deinen humorlosen Verstand aufs Spiel setzen willst, dann siehst du dich nicht ein einziges Mal um.«
    Wenig erfreut zog der Clankrieger von dannen, während Dakar sich mit neu erwachtem Interesse auf den unter ihm liegenden Hang konzentrierte.
    Die Truppen Alestrons konnten kaum sonderlich gut gestimmt sein. Ihr Auftrag war wenig ehrenvoll, mußten sie doch schwitzend in Reih und Glied einen kahlen Steilhang überwinden, nur um eine hinterlistige Bande Schafhirten anzugreifen, die zu töten kaum der Mühe wert war. Sonnenverbrannt und mit den Blasen eines langen Tages in voller Kampfausrüstung an den Füßen, ständig auf das jammernde Pfeifen feindlicher Pfeile lauschend, sehnten sich viele unter ihnen sicherlich danach, das Feld hinter sich zu lassen, um zu lang vermißten Wonnen zurückzukehren.
    Andere wiederum würden verdrießlich und streitsüchtig sein, geradezu versessen auf ein mörderisches, blutiges Scharmützel, bei dem sie endlich leibhaftige Feinde in Stücke reißen und sich von diesem tödlichen Maß an demütigender Langeweile befreien könnten.
    Dakar nagte an seiner Unterlippe, die Augen in neugieriger Erwartung halb geschlossen. Die Magie, die am wenigsten Mühe bereitete, war die, Illusionen zu wirken, lästige, verworrene, unbedeutende Banne, nur dazu geschaffen, die Gedanken eines Menschen anzuzapfen und seine innigsten Wünsche vor ihm zu scheinbar realem Leben zu erwecken.
    Unter den Schieferscherben am Boden unter seinen Füßen wählte Dakar eine als Schreibgerät. Aus den Runen, die er wie winzige Keimlinge in die Luft zeichnete, bildete sich feiner Staub, ein Dunstschleier, so zart wie silbrig schimmernde Spinnweben. Das Licht spiegelte sich, wurde in alle Richtungen reflektiert und vom Wind aufgenommen, bildete einen kaum sichtbaren, energetischen Dunst, der nach den Gesetzen der Gravitation herabsinken mußte, um sich sogleich zu einem Diktat menschlichen Verlangens zu wandeln. Um des beeindruckenderen Effektes willen wie auch als faire Warnung, leitete der Wahnsinnige Prophet sein Werk durch die aufnahmebereiten Windungen einer Nebelbank, die sich zusammenbraute, um bei Sonnenuntergang herabzusinken und einen Gürtel um die Höhenlage zu bilden.
    Wie es für seine ungeübte Magie typisch war, hüllte eine Genehmigung für seinen kleinen Zauber sich in einen seltsamen Schimmer, und so bekam der Bann ein widernatürliches Eigenleben und verbreitete sich wie ein Schimmelpilz in dem Nebel, als wäre er nur geschaffen, den Frieden des Schöpfungsgefüges zu brechen.
     
    Unten am Hang marschierten die Männer unter der Flagge Alestrons bergan, von den Lichtreflexionen des ausgewaschenen Schiefergesteins geblendet. Ihre Füße waren voller Blasen, die Rücken wund von der Reibung der groben Wollwäsche und schweren Kettenhemden. Angetrieben von übellaunigen Kommandanten, mühten sich die Söldner mit verbissener Zähigkeit voran. Als von der Schützenlinie der erste erschreckte Aufschrei erklang, formierten sie sich zu geschlossenen Reihen, je fünfzig Männer nebeneinander, drei hintereinander.
    Doch ihre überwältigende Disziplin half ihnen wenig, als sich ein unheimlicher Nebel über den Hang legte und die Felsen direkt vor ihnen wie eine klebrige Masse mit fahlgrünem Schimmer umschloß.
    Gemurmel ging durch

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