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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Kampfbereit hielten sie ihre Schwerter und Speere, während sie fluchend weitermarschierten, wild entschlossen, den ersten Zauberer, der ihnen in die Hände geriet, zu einem winselnden Haufen Hackfleisch zu verarbeiten.
    Der Kundschafter der Vorhut, der mit amourösen Absichten um seine abgelegte Rüstung herumschlich, würdigte die vorbeiziehenden Söldner keines Blickes.
    »Der wird’s nie lernen«, grollte ein Soldat, der ihn kannte. »Trägt all sein Silber in ein Freudenhaus, dieser Gundrig, und dann schläft er ein, während die Huren ihn bis aufs Hemd ausplündern. Zehn Jahre hab’ ich mir das schon angesehen. Manche Dinge ändern sich eben nie.«
    Ein anderer stieß ein rauhes Gelächter aus. »Wenn er so weitermacht, wird er mit seinen Narreneiern in der Rüstung hängenbleiben und seine wichtigsten Körperteile verlieren. Dann wird er seine Gewohnheiten doch noch ändern müssen. Die meisten Mädchen mögen es nicht, wenn man ihnen ihren Spaß vorenthält.«
    »Still!« schnappte Keldmar.
    Ein Wimmern drang durch den Nebel. Kaum vier Schritte entfernt fiel ein Mann auf die Knie und streckte mit einem entsetzlichen, heiseren Schrei alle viere von sich. Blut breitete sich im Brustbereich seines Wappenrocks aus, und seine Finger gruben sich unter Todesqualen in das harte Erdreich. Ein Hagelschauer wohlgezielter Pfeile sauste plötzlich durch die Luft.
    »Wie können sie wissen, wohin sie zielen müssen?« Der Kommandant duckte sich hastig, als die Soldaten um ihn herum zusammenbrachen. »Nicht einmal Dharkaron mit seinem Ebenholzspeer würde in diesem Nebel irgendeinen Sünder treffen können.«
    »Das kann nur Zauberei sein. Verteilt euch!« brüllte Keldmar. »In Angriffslinie ausschwärmen. Bewegt euch!« Er stürmte eine Anhöhe empor und fühlte plötzlich die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Von dem Licht geblendet, blinzelte er und stellte überrascht fest, daß die Wimpel an den Lanzen seiner Männer schwache Schatten auf der Oberfläche des Nebels hinterließen. Nicht dumm, ließ er sich sofort fallen, und der gezielte Pfeil, der ihn hatte treffen sollen, schwirrte über seinen Helm hinweg und prallte gegen einen Felsen. Instinktiv rollte er sich herum und entging so einem zweiten Pfeil, der in weitem Bogen auf ihn herabzustoßen drohte und beim Aufprall Fasern aus den Flechten riß, auf denen er kaum eine Sekunde zuvor noch gelegen hatte.
    »Rammt eure Speere und Lanzen als Köder aufrecht in den Boden und lauft!« schrie er. »Ihre Spitzen ragen aus dem Nebel heraus, und jeder Mann mit einer Pike ist eine wandelnde Zielscheibe!«
    Geistesgegenwärtig genug, zu gehorchen, ließen die Söldner ihre Speere zurück, stürmten mit gezogenen Schwertern und gebleckten Zähnen den Hang hinauf und schnappten atemlos nach Luft. Das Land wurde flacher, fiel für kurze Zeit ab und stieg dann steiler wieder an, bis der grüne Nebel klarer Luft gewichen war.
    Graugekleidete Schützen schleuderten Köcher und Bögen von sich, zogen ihre Schwerter und stürzten sich mit stählernem Klirren auf die Söldner.
    Dies waren die Clankrieger Erliens, zähe und geschickte Kämpfer. Sie waren schon früher gegen Söldner angetreten, und ihre Pfeile hatten ein ausgewogenes Kräfteverhältnis geschaffen. Unter Drohungen und wüsten Flüchen entbrannten überall auf dem Hang wütende Zweikämpfe. Mit metallischem Klirren traf Klinge auf Klinge, wechselten Finte, Riposte und Parade einander ab, während die Männer starben und ihr Blut den Schiefer mit einer schlüpfrigen Feuchtigkeit überzog. Und immer weiter trieben die Clankrieger die Söldner in die Enge.
    Keldmar wurde angegriffen, wurde umzingelt und vorsätzlich von seinen Männern getrennt. Die Feinde, die auf ihn eindrangen waren sorgsam darauf bedacht, ihn einzukeilen. Lebhaft und geschickt führten sie das Schwert, behende genug, ihre Klingen durch den Handschuh aus schwerem, festen Leder in seine Hand zu bohren. Ohne festen Halt auf dem von Kies bedeckten Boden, seinen Gegnern vollkommen unterlegen, kämpfte Keldmar verzweifelt, versuchte, blinzelnd, den brennenden Schweiß aus seinen Augen zu vertreiben. Doch das Atmen fiel ihm immer schwerer, sein Hals fühlte sich wund an, und seine Brust schmerzte. Er hörte nichts außer dem Pfeifen seiner Atemzüge und dem metallischen Klirren gequälten Stahls. Keldmar wich zurück, bis ihm kaum mehr Raum blieb, den Angriff zu parieren und er sich an der unkrautbewachsenen Böschung eines ausgetrockneten Wasserlaufes

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