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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Schmerzen hin. Immer verlockender erschien ihm der skrupellose Gedanke, sich von den Richtlinien des Gesetzes des Großen Gleichgewichts abzuwenden. Wie er sich sehnte, eine Reihe verbotener Siegel zu wirken, in deren Folge die Feinde einander für Arithons Schützen halten und sich mit großem Trara gegenseitig auslöschen würden. Bestimmt würde er der Versuchung nicht länger widerstehen können, müßte er auch nur noch einen Tag damit zubringen, das Einverständnis der Schafe für ein Siegel der Illusion zu erbitten, das sie wie Felsen aussehen ließ; oder auch Felsen zu bitten, die Gestalt eines Schafes anzunehmen. Selbst ein heimtückischer Anfall wahnsinniger Hellsichtigkeit wäre ihm nun angenehmer als diese furchtbare Langeweile.
    Der Kundschafter, der den Wachposten mit ihm teilte, verlieh einer ähnlich lustlosen Einstellung Ausdruck: »Hartnäckig wie die Läuse auf dem Kopf eines Bettlers.« Ameisengleich erstreckte sich unter ihnen eine lange Reihe der Truppen, die die Schluchten nach ihren Feinden durchsuchten. Obwohl erschöpft und dank ihres Mangels an Nachschub von Hunger geplagt, gaben sie nicht auf, sondern setzten ihre stete Jagd mit halsstarrigem Eifer und unerschütterlichem Glauben an die ehrbaren Ziele Lysaers fort.
    Doch auch ihr Vertrauen konnte ihnen ihre wahren Leiden nicht nehmen, vermochte den Regen nicht zu vertreiben und nahm ihnen die tägliche Last der schmerzlichen Verluste nicht ab. Vier Kundschaftertrupps hatten sich von dem unauffälligen natürlichen Pfad entfernt, der hinauf zu der Höhe führte, über die Dakar wachte. Nun beobachtete er erstaunt eine fünfte Gruppe, die sich wie winzige Silberflecken vor dem düsteren Abgrund den Hang hinaufarbeitete.
    Die klagende Stimme ihres Anführers hallte aus der Schlucht herauf. »Verdammte Felsen. Taugen zu gar nichts, außer einem Mann sämtliche Knochen zu brechen.«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl, um so mehr, da ich einen Narren aus dir machen kann«, murmelte Dakar leise. Es war die Natur des Gesteins, die Einflüsse der Umgebung aufzunehmen und zu reflektieren. Die Banne, die der Zauberbanner wie ein lichtes Netz der Magie über den Hang gespannt hatte, steigerten den Hang der Felsen, sich den sie umrahmenden Energien anzupassen. Nun verfügten sie über ein Bewußtsein, das sie ermächtigte, sich für derartige Verwünschungen und Beleidigungen in angemessener Weise zu revanchieren.
    Im Laufe des Tages hatte der steile, gewundene Schafspfad große Geschicklichkeit dabei erlangt, all die Kundschafter abzuschütteln, die ihrer Abscheu gegen die Patrouillengänge in unfeinen Worten Ausdruck verliehen hatten.
    Schon eine Sekunde später verlor der Soldat, der eben erst den Boden, über den er geschritten war, verwünscht hatte, den Halt und fiel auf sein Hinterteil, einen schrillen Fluch auf den Lippen. »Bei allen Dämonen! Mein Bein ist verstaucht. Selbst Sithaer könnte nicht schlimmer sein als diese Gegend.«
    »Das wird immer besser.« Dakar unterdrückte einen Heiterkeitsausbruch und schlängelte sich aus seiner Felsnische hervor, wobei er sich mannhaft des Schauders erwehrte, als kaltes Wasser von seiner Kapuze in seinen Kragen tröpfelte. »Besser, wir verschwinden«, forderte er den Kundschafter Caolles auf. »Wir wollen doch nicht mit ansehen, was dieser Wahnsinnige da unten auslöst. Glaub mir, Steine vergessen nie, und sollten Iyats in der Nähe sein, so werden sie entzückt sein, ihren Groll zu unterstützen. In den nächsten zehn Tagen wird jeder, der diesen Pfad betritt, seinen Hals riskieren.«
    Zerzaust und durchnäßt kämpfte sich Dakar jenseits der Bergkuppe auf die Füße. Noch immer bestaunte er die neugewonnene Schärfe seiner magischen Wahrnehmung. Mit jedem Tag erneuerte sich die Erkenntnis, wieviel von der Behäbigkeit und dem mangelnden Takt, die seine Studienzeit unter Asandir beherrscht hatten, Erde und Luft ihm vergeben hatten. Der alte Sinnspruch, daß das Glück der Welt stets im Schatten eines Bruderschaftszauberers des Weges kam, war durchaus kein Märchen.
    Dank seiner neuen Erfahrungen hielt sich Dakar mit seinen üblichen Verwünschungen zurück, obgleich er in den nassen Kleidern erbärmlich zitterte. »Wie halten wir uns?«
    »Auf der Nordseite der Spalte wird gekämpft«, gestand der Kundschafter, dessen Zopf sich gelöst hatte und nun in feuchten Strähnen auf seinem Lederwams klebte, ein. »Herzog Bransians Garde.« Woraus deutlich wurde, daß sie es mit ausgeruhten und starken Gegnern zu

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