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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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er die dichtgedrängten Verteidiger, denen die Regentropfen in ihren Augen die Sicht raubten, während die Dämmerung viel zu schnell hereinbrach und drohte, ihren Vorteil großer Höhenlage zunichte zu machen.
    Arithon war bei ihnen, eingehüllt in einen geliehenen Umhang. Wo sein eigener geblieben war, war ein offenes Geheimnis: Dakar hatte gesehen, wie Arithon ihn abgestreift und über den Leichnam eines Mannes gelegt hatte, der durch einen Streitkolben zu Tode gekommen war, nur, um zu verhindern, daß seine Witwe sein zerschmettertes Gesicht sehen mußte.
    »Du mußt dich zurückziehen.« Dakar schob sich durch das Gedränge der Männer und verdeckte einem Schützen die Sicht, nur um mit seinem Anliegen schnell zum Zuge zu kommen. Während der Schütze in der Mundart der Schäfer zornig fluchte, erklärte Dakar beharrlich: »Skannts Patrouillen sind unterwegs. Wenn du deine Schatten zum Einsatz bringst, dann werden sie deine Position feststellen können.«
    »Es wird dunkel.« Arithon erhob sich, in der Hand einen Lederstreifen, den er von seiner Stiefelstulpe gerissen hatte. Nun warf er das Leder einem Bogenschützen zu, der sich das Handgelenk an der Sehne aufgerissen hatte, nachdem ihm seine Armschiene während des Kletterns abhanden gekommen war. »Ich kann das Schattengewebe so aufbauen, daß die Männer glauben werden, die Nacht bräche herein.«
    »So ein Risiko kann nur ein Narr eingehen, und das weißt du!« Dakar mußte nicht erst näher auf die erschreckenden Fakten eingehen: Lysaers Lager befand sich kaum eine Wegstunde entfernt im Tal, und jeder Gebrauch der Schatten barg die Gefahr, die schaurigen Energien des Fluches Desh-Thieres ins Spiel zu bringen.
    Der Schäfer, den Dakar behindert hatte, ging in die Knie, spannte die Sehne und schoß. Unten am Hang schrie ein Mann. Metall glitt kreischend über Felsen, während der Wahnsinnige Prophet drohte: »Wenn du bleibst, dann werde ich an deiner Seite kämpfen.«
    »Dakar, das darfst du nicht.« Arithon sah auf. Verschwommen zeichnete sich im Regen tiefe Bestürzung auf seinen Zügen ab. »Deine Fähigkeiten werden gebraucht, um den Paß freizuhalten. Caolle hat uns eine Nachricht geschickt. Die Kopfjäger werden versuchen, uns den Rückzug in das Hochgebirge abzuschneiden.«
    »Meine Verpflichtung gegenüber Asandir verlangt, daß ich deinen königlichen Kopf schütze, und das nicht ohne Grund.« Der Wahnsinnige Prophet begegnete dem starren Blick Arithons, bemühte sich redlich, ihm standzuhalten, und fügte sich schließlich errötend den offensichtlichen Tatsachen: Jeder Übergriff der Kopfjäger würde sie in eine üble Sackgasse führen und ihre kleine Streitmacht zwischen den angriffslustigen Fronten zweier eigenständiger Feinde einkeilen.
    »Du verstehst!« Arithon wischte sich den Schweiß aus den Bartstoppeln an seinem Kinn und schob seinen Dolch in die Scheide. »Und dafür bin ich dir unendlich dankbar.«
    Wenig geneigt, noch etwas hinzuzufügen, setzte Dakar sich ab. Der Sturm nahm an Stärke zu, und die Niederschläge hüllten die Berge in dichte Regenschleier. Schon am Morgen mochten sich die Gipfel unter Graupel verbergen, gen Norden von einer glasigen Eisschicht bedeckt. Seine magische Wahrnehmung erlaubte ihm, den Elementen jedes Detail zu entringen, das auch dem sorgfältigsten Kundschafter entgehen mußte. Er würde wissen, ob ein Pfad sicher beschatten werden konnte, würde frühzeitig fühlen, sollte ein Hinterhalt auf sie lauern.
    Schlimm genug, die Grausamkeiten der Natur zu erleiden, stellte der wilde Zorn jener Soldaten, deren Vordringen stets zum Scheitern verdammt gewesen war und deren Kommandanten weit zu rechtschaffen waren, sie einfach gehen zu lassen, eine weit üblere Bedrohung dar.
    Todmüde und überall von dornigen Ranken zerkratzt, kauerte sich Dakar von Schmerzen geplagt in den Windschatten eines Felsvorsprungs, während sich die Männer, die er führen sollte, am Ende der Klamm sammelten. Fünf gescheckte Schäferhunde umkreisten nervös die Bogenschützen der Sippschaften, die an geräucherten Fleischstreifen nagten und mit furchtsamer Regelmäßigkeit ihre Waffen prüften. Die beeindruckend schönen Bögen aus lackiertem Horn, die sie üblicherweise bevorzugten, waren nun sicher in trockenes Leder gehüllt. Zuviel Feuchtigkeit waren sie nicht gewachsen. Während der Stürme griffen sie auf die gleichen unverwüstlichen Langbögen aus Eibenholz zurück, die auch die Clankrieger aus den Waldungen benutzten.
    Vor

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