Der Fluch des schwarzen Ritters
selbst zu beruhigen. Lieselotte gefiel der blonde Bursche nämlich wirklich sehr gut, und sie wollte unter keinen Umständen wahrhaben, daß er vielleicht tatsächlich an den Unglücksfällen schuld war.
Bisher hatte sie sich hinter dem Wohnwagen versteckt gehalten. Benni sollte nicht unbedingt erfahren, daß sie hier gewesen war. Doch nun hatte sie Lust, noch ein wenig mit ihm zu plaudern. Sie wollte gerade zu ihm gehen, als der Stallbursche plötzlich gerufen wurde. „Benni! Schnell, bitte hilf mir! Schnell!“ Die Stimme kam aus der Richtung des Zeltes. Lilo konnte aber nicht erkennen, wem sie gehörte.
Benni stellte die Schrubber und Kanister wieder ab und stöhnte: „Was ist denn jetzt schon wieder?“ sagte er zu sich selbst und lief los.
Lieselotte gähnte und streckte sich. Die Sehnsucht nach ihrem Bett war nun größer als die Sehnsucht nach Benni. Deshalb marschierte sie zu Tante Fees Wohnwagen zurück.
„Die anderen werden sich schon fragen, wo ich bleibe“, überlegte sie.
Im nächsten Moment fuhr ihr der Schreck durch alle Glieder. Jemand war lautlos von hinten an sie herangeschlichen und hatte sie angerempelt. Das Mädchen wirbelte herum und blickte in Stefans kantiges Gesicht. Weder ein Lächeln noch eine Zornfalte waren darin zu erkennen.
„Tag Kleine“, sagte der Trapezartist großmäulig. „Was machen wir denn noch so spät hier draußen, Schätzchen?“
„Ich bin nicht dein ,Schätzchen’“ fauchte ihn Lieselotte an.
Stefan schien getrunken zu haben. Lilo wehte nämlich eine ziemliche Alkoholfahne aus seinem Mund entgegen.
„Mäuschen, reg dich nicht so auf, lallte er und griff nach ihrer Schulter.
Lilo hatte in der Schule einen Selbstverteidigungs-Kurs besucht und kannte sich aus. Ein kräftiger Schlag mit der Hand, und Stefan stöhnte auf und rieb sich seinen Arm.
„He, laß ja Lieselotte in Frieden“, sagte da jemand hinter ihnen. Es war Arthur, der einen großen Karton trug.
„Was hast du denn da, altes Schmuggel-Schwein?“ grölte Stefan und wollte in die Schachtel sehen. Arthur drehte sich weg und ging mit großen Schritten weiter.
„Pommes frites! Das steht ja auch darauf, zischte er ihm wütend zu. „Und sag nie wieder ,Schmuggel-Schwein’ zu mir“, rief er ihm über die Schulter zu.
„Normalerweise habe ich nämlich beide Hände frei!“
Stefan stolperte dem Würstchenverkäufer nach, und Lieselotte nützte die Gelegenheit, um zu verschwinden. Sie war erleichtert, als sie endlich wieder in Tante Fees Wohnwagen saß.
Axel, Poppi und Dominik schliefen schon. Tante Fee hatte noch auf Lilo gewartet, die ihr sofort von ihren Erlebnissen berichtete.
„Schmuggler-Schwein hat Stefan also Arthur genannt“, murmelte Felicitas vor sich hin. „Er kann auch Vergangenes nicht ruhen lassen. Arthur hat tatsächlich geschmuggelt. Aber das ist mindestens fünf Jahre her.“
Die Tante verschränkte die dicken Finger und ließ ihre Knöchel knacken. „Lilo, die Stimmung im Zirkus gefällt mir gar nicht. Alle sind gereizt, und jeder geht schon bei der kleinsten Kleinigkeit in die Luft. Außerdem herrscht Angst. Angst, daß den Tieren wieder etwas geschieht, und Angst vor diesem Schwarzen Ritter.“
Lilo riß den Mund weit auf und gähnte herzhaft. Doch mitten im Gähnen klappte sie den Unterkiefer wieder zu und zwirbelte ihre Nasenspitze wie wild.
„Tante Fee“, stieß sie hervor. „Tante Fee, ich... ich... glaube, ich weiß jetzt, wer der Unruhestifter ist. Ich kann es nicht glauben. Und ich will es nicht glauben. Aber ziemlich sicher ist der Verdacht richtig!“
Tante Fee bricht ein
Tante Fee stand mit Lieselotte vor einem der Wohnwagen und klopfte an. Sie klopfte mehrere Male und immer lauter und lauter. Doch es wurde ihr nicht geöffnet.
Also drehte sie am Türknauf, doch die Tür sprang nicht auf. Sie war abgesperrt.
„Leuchte mit der Taschenlampe einmal her“, sagte die Tante leise zu Lilo. Gleich nachdem ihr das Superhirn von seinem Verdacht berichtet hatte, war Felicitas schnaufend aus ihrem Kuschelsofa aufgestanden, um der Sache auf der Stelle nachzugehen.
Nun zog sie eine Haarnadel aus ihrer Frisur und werkelte damit im Schloß herum.
„Wenn er nicht da ist, werden wir die Gelegenheit nutzen und uns bei ihm ein wenig umsehen. Wenn es nichts nutzt, kann es auch nicht schaden!“ meinte Fee.
„Du bist ja die geborene Einbrecherin“, staunte Lilo, als die Tür schließlich aufging.
„Das kommt daher, weil ich Meisterin im
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