Der Fluch des schwarzen Ritters
mich nicht auftreten.“
„Vielleicht hat er Angst, daß du seinen Sohn Stefan übertrumpfst“, äußerte Lilo einen Verdacht. In ihrem Kopf spann sie den Gedanken weiter. Möglicherweise setzte Stefan nun alles daran, Benni aus dem Zirkus zu ekeln.
Das Superhirn der Knickerbocker-Bande blickte den zukünftigen Trapezartisten lange an.
„Die Kuh hat sich bestimmt in ihn verknallt und läßt sich jetzt von ihm alles einreden“, dachte Dominik grimmig. Axel und Poppi hatten ähnliche Gedanken. Sie glaubten Benni die ganze Geschichte nicht so recht.
„Was hast du heute noch alles zu tun?“ erkundigte sich Lieselotte.
„Das Übliche: ausmisten und füttern. Und am Abend... am Abend muß ich das Robbenbecken schrubben.“
„Hmmm...“ machte Lilo und überlegte, was zu tun war.
„Paß auf, du mußt nach der Vorstellung möglichst laut und deutlich von dieser Arbeit erzählen“, trug sie Benni auf. „Und dann laß dir viel Zeit. Sehr viel Zeit!“
Der Bursche verstand kein Wort. Den übrigen Knickerbockern ging es nicht viel besser.
„Falls er wirklich unschuldig ist, dann wird es sich wahrscheinlich noch heute herausstellen“, dachte Lilo. „Sonst...“ Diesen Gedanken schob sie beiseite.
Benni war einverstanden, auch wenn er nicht genau wußte, wozu das alles gut sein sollte. Hastig verabschiedete er sich von den Knickerbockern, da er zur Vorstellung zurückmußte.
„Der hat dir ja ganz schön den Kopf verdreht“, stieß Axel hervor, als Benni außer Hörweite war. „Glaubst du vielleicht, der Kerl ist dicht und sauber? Niemals! Mit dem stimmt eine ganze Menge nicht. Das traue ich mich wetten!“
„Dann wetten wir um einen Hunderter!“ sagte Lieselotte siegessicher. Axel schlug ein.
„Von nun an dürfen wir das Robbenbecken auf jeden Fall nicht mehr aus den Augen lassen“, teilte das Superhirn den anderen mit. Doch die hatten nicht die geringste Lust, die ganze Zeit Wache zu schieben.
„Das kannst du allein machen“, sagte Dominik zu ihr und ging. Poppi schloß sich ihm an. Und auch Axel hielt nicht viel von dieser Idee. Also blieb Lilo zähneknirschend allein zurück.
„Diese Schnüffler-Säuglinge sind zu nichts zu gebrauchen, wenn sie nicht mindestens zwölf Stunden am Tag schlafen“, dachte sie grimmig.
„Wollt ihr meinen Kirschkuchen versuchen?“ fragte eine freundliche Stimme, als Axel, Poppi und Dominik zu Tante Fee zurückschlenderten.
Die drei sahen sich suchend um und entdeckten eine Frau mittleren Alters, die in der Tür eines Wohnwagens stand und sie freundlich anlächelte.
„Das ist Flotzos Frau“, wisperte Dominik den anderen zu.
„Kommt doch herein und nehmt Platz“, lud die Frau die Junior-Detektive ein. Die drei nahmen die Einladung gerne an und betraten den extra-langen Wagen, der sogar mehrere Zimmer zu bieten hatte.
„Ihr müßt entschuldigen, daß es hier so unordentlich aussieht“, meinte die Frau, „aber ich bin gerade dabei, einmal alle Kästen gründlich auszuräumen. Der gute Flotzo hat das schon seit Jahren nicht getan.“
Die Knickerbocker ließen sich auf einer gemütlichen Eckbank nieder und aßen genüßlich den warmen Kirschkuchen.
„Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“, meinte die Frau plötzlich. „Ich heiße Maria und bin Flotzos zweite Frau. Wir sind erst seit einem Jahr verheiratet“, erzählte sie, obwohl eigentlich niemand danach gefragt hatte.
Axel nickte, weil er nicht wußte, was er sagen sollte, und ließ seinen Blick durch den Wohnwagen streifen. An einem alten, etwas vergilbten Bild in einem goldenen Rahmen blieb er hängen. Es zeigte drei athletische Männer und eine schlanke, junge Frau in hautengen, bunten Trikots, die triumphierend die Hände in die Höhe hielten. Sie standen eindeutig auf einem der schmalen Bretter, das die Trapezkünstler zum Absprung und zur Landung benutzten.
„Ikarus“ stand in großen Buchstaben auf dem unteren Rand der Photographie.
„Wer ist das auf dem Bild?“ erkundigte sich Axel.
Maria warf einen flüchtigen Blick darauf und lächelte. „Dieses Foto habe ich gerade ganz unten in einer Truhe entdeckt“, erzählte sie. „Die Gruppe ‚Ikarus’ war die erste Trapez-Truppe, in der Flotzo mitgewirkt hat. ‚Ikarus’ – habe ich gehört – war nicht nur gut, sondern auch sehr bekannt. Sie haben sogar einen goldenen Clown bei einem Zirkus-Festival gewonnen.“
„Und was ist aus der Truppe geworden? Wieso gibt es sie nicht mehr?“ wollte Poppi wissen.
„Flotzo spricht
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