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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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kann niemanden ungeschoren davonkommen lassen, der einem Mörder zur Flucht verhilft. Versprich mir, dass du alles leugnen wirst.«
    Bonifàcio schüttelte verständnislos den Kopf: »Ich werde nichts leugnen, denn ich komme mit Euch.«
    »Das ist unmöglich«, sagte der Jesuit entschieden.
    »Ich muss auf Euch aufpassen. Ohne meine Hilfe seid Ihr verloren.«
    Der Junge konnte das Lächeln des Jesuiten unter seiner Kapuze nicht sehen.
    »Ich nehme an, dass du dich nicht umstimmen lässt. Ich frage mich, warum du mit einem Mörder reisen willst.«
    Bonifàcio ignorierte das Wort »Mörder«.
    »Ich komme mit Euch«, sagte er unbeirrt. Auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck, den der Jesuit mittlerweile gut kannte und der ihn an ein trotziges Kleinkind erinnerte.
    »Sei nicht unvernünftig«, mahnte der Jesuit. »Hier kannst du ein friedliches Leben führen. Solange Ignazio das Kloster leitet, hast du nichts zu befürchten. Mit mir schwebst du ständig in Lebensgefahr, und du hast mit eigenen Augen gesehen, wozu ich fähig bin. Ich bin ein Monster, eine böse Kreatur.«
    Bei den Worten Monster und Kreatur zuckte Bonifàcio zusammen, so als hätte man ihn eben geschlagen.
    Dann schüttelte er den Kopf und sagte: »Wir passen zusammen. Ich bin auch ein Monster. Niemand will mich haben. Ich bin eine Kreatur, die nicht in Gottes Schöpfung passt.« Die Art, wie Bonifàcio die letzten Worte betonte, bewies, dass es sich nicht um seine eigenen handelte. Er wiederholte einfach nur, was er zigmal in seinem Leben gehört hatte.
    »Zwei Kreaturen der Hölle, die den Auftrag der Kirche ausführen.« Der Jesuit lachte. Das Lachen kam aus seinem Innersten und war völlig ungewohnt. Er wollte aufhören, aber es ging nicht. Immer lauter und ausgelassener wurden die Geräusche. Gleich würde er mit dem Lärm einen der Klosterbrüder aufwecken.
    »Psst«, warnte Bonifàcio und hielt dem Jesuit mahnend die Hand vor den Mund.
    Der Mann schluckte das Lachen und blies seine Wangen dabei auf. Endlich ließ der Drang, erneut loszuprusten, wieder nach.
    »Wenn du unbedingt mitkommen willst, werde ich dich nicht abhalten«, sagte der Jesuit.
    »Verratet mir Euren Namen!«
    Die Bitte kam unerwartet.
    Der Jesuit zögerte einen Moment. Seinen Namen hatte er vor langer Zeit abgelegt. Er gehörte zu einem anderen Leben, einem anderen Menschen. Einem Mann, der gelacht hatte, so wie er es eben getan hatte.
    »Francesco«, sagte der Jesuit leise, und Bonifàcio war zufrieden.

Auf dem Weg nach
Zipaquirà,
    April 1619
    Von nun an gestaltete sich die Reise immer mühevoller. Die Maultiere kämpften sich langsam den steilen Weg bergauf. Immer wieder mussten Jana und Richard absteigen und die Tiere an den Zügeln weiterführen. Nachts wurde es empfindlich kalt, so dass Jana trotz des dicken Mantels und der Decke, in die sie sich wickelte, fror. Richard schien mit der Kälte besser umgehen zu können, was vielleicht am Zuckerrohrbrand lag.
    Nach zwei weiteren Reisetagen hielt Janas Maultier kurz nach dem Frühstück einfach an und weigerte sich trotz aller Überredungskunst weiterzugehen. Es schnaubte und rollte mit den Augen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als eine Pause einzulegen, auch wenn sie erst eine gute Stunde unterwegs waren. Zu zweit schoben sie das Tier in den Schatten eines Baums. Jana holte ihre Trinkflasche hervor, formte mit den Händen eine Schüssel und goss Wasser hinein. Sie hielt die Flüssigkeit dem Tier vors Maul, aber das Maultier drehte seinen Kopf weg und ging langsam zu Boden. Erschöpft schloss es die Augen, und plötzlich hörte es auf zu atmen.
    »Ich fürchte, das Vieh steht nicht mehr auf«, sagte Richard.
    »Ich hätte das alte Tier nicht so schinden dürfen. Es war schon beim Antritt unserer Reise zu schwach für den anstrengenden Weg.«
    »Hättet Ihr die Strecke lieber zu Fuß zurückgelegt?«
    Liebevoll strich Jana dem Tier übers Fell und sagte niedergeschlagen: »Das werde ich jetzt wohl tun müssen.«
    »Gebt mir Euer Gepäck«, sagte Richard. Jana reichte ihm ihren Reisesack, den Richard auf den Rücken des Maultiers band. Er selbst stieg ab, um gemeinsam mit Jana weiterzugehen.
    »Was machen wir mit dem toten Tier?«, fragte Richard.
    »Das lassen wir liegen. Oder habt Ihr eine bessere Idee?«
    »Ist es nicht eine Verschwendung, das Fleisch einfach liegen zu lassen?«
    Jana betrachtete ihn belustigt von der Seite: »Habt Ihr schon mal ein Tier zerlegt?«
    »Nein, und Ihr?«
    »Ich auch noch

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