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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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entgegnete sie lachend. »Sie werden kommen.«
    Covenant hatte inzwischen vollends das Zuhören aufgegeben. Irgend etwas geschah mit ihm, und er raffte sich in die Höhe, um sich ihm aufrecht zu stellen. Die Dimensionen seiner Situation unterzogen sich abermals einer Veränderung. In seinem verschwommenen Blickfeld nahmen die Mitglieder des Aufgebots langsam eine härtere, festere Erscheinung an – legten sich die Beschaffenheit des natürlichen Felsens zu. Und der Berg selbst machte sich immer mehr Diamantenhärte zu eigen. Bald wirkte er so unverrückbar wie der Eckstein der Welt. Covenant fühlte Schleier von seiner Wahrnehmung fallen; er erblickte ungetrübt die Faktizität des Gravin Threndor in all seiner unvergleichlichen Macht. Vor ihrem Angesicht erbleichte er; sein Fleisch bekam ein fadenscheiniges, durchsichtiges Aussehen. Luft durchwehte ihn, die so dick war wie Rauch, jagte ihm Kälte in die Knochen. Seiner Seele schnürte sich in stummer Qual die Kehle zu. »Was ist mit mir los?«
    Um den südlichen Rand der Klippe kamen Ranyhyn galoppiert. Sie sputeten sich im Wettlauf mit dem Herniederdröhnen der Feuerlöwen wie ein Blitz der Hoffnung. Augenblicklich brachen die Krieger in rauhes Jubelgeschrei aus. »Wir sind gerettet«, rief Mhoram. »Noch bleibt Zeit genug.« Er eilte mit dem Rest der Truppe vorwärts, den Ranyhyn und ihrer geschwinden Annäherung entgegen.
    Covenant spürte, daß man ihn allein gelassen hatte. »Was ist los mit mir?« wiederholte er schwächlich, zum harten Berg gewandt.
    Aber an seiner Seite befand sich noch Prothall. Covenant hörte den Hoch-Lord mit gütiger Greisenstimme sprechen, die dennoch laut wie Donner zu hallen schien. »Seibrich ist tot! Er war dein Plagegeist, und mit seinem Tod endet sein Einfluß auf dich. Das ist die Art solcher Macht. Leb wohl, Zweifler! Sei getreu! Du hast Großes für uns bewirkt. Die Ranyhyn werden uns retten. Und mit dem Stab des Gesetzes sowie dem Zweiten Kreis des Wissens sind wir wider die Übeltaten des Verächters nicht völlig wehrlos. Nimm dir ein Herz. Verzweiflung und Bitternis sind in der Welt nicht die einzigen Lieder.«
    Doch Covenant klagte in stummem Gram. Alles ringsum – Prothall, das Aufgebot, die Ranyhyn, die Feuerlöwen und der Berg – entwickelte eine für ihn viel zu große Solidität. Sie überforderten sein Wahrnehmungsvermögen, wichen über die Reichweite seiner Sinne hinaus in einen Hintergrund aus grauem Nebel zurück. Er griff umher und bekam nichts zu fassen. Er konnte nichts sehen; das Land entglitt seinem Blickfeld. Es war zuviel für ihn, und er verlor es aus der Sicht.

25
     

Überlebt
     
     
    Für einen langen, krampfartigen Moment umwallte ihn grauer Nebel. Dann begann der Nebel sich zu verflüchtigen und verschwand ebenfalls. Sein Blickfeld verschwamm, als habe ein unnachgiebiger Gott mit dem Daumen drübergerieben. Er blinzelte in rascher Folge, wollte die Hände heben und sich die Augen reiben; aber etwas Weiches hinderte ihn daran. Seine Sicht blieb blicklos. Er wachte auf, obwohl er sich eher so fühlte, als versänke er in die Mattigkeit von Zerschlagenheit. Allmählich vermochte er festzustellen, wo er sich befand. Er lag in einem Bett mit Rohrgittern an den Seiten. Weiße Laken bedeckten ihn bis unters Kinn. Graue Vorhänge trennten ihn von anderen Patienten. Von der Decke starrte ausdrucksleer ein fluoreszierendes Licht auf ihn herab. Die Luft roch schwach nach Äther und Desinfektionsmitteln. Am Kopfende des Bettes baumelte ein Klingelknopf. Alle seine Finger und Zehen waren taub. Nerven regenerieren sich nicht, natürlich nicht, keinesfalls ... Das war wichtig – er wußte, daß das wichtig war –, aber aus irgendeinem Grund besaß es für ihn trotzdem kein Gewicht. Sein Herz war zu heiß von anderen Gefühlen, um diese besondere Art von Eiseskälte zu spüren. Was für ihn zählte, war die Tatsache, daß Prothall, Mhoram und das Aufgebot überlebt hatten. Er klammerte sich an diese Erkenntnis, als sei sie ein Beweis geistiger Gesundheit – eine Kundgebung dessen, daß das, was ihm widerfahren war, was er getan hatte, nicht das Produkt von Wahnsinn war, nicht von Selbstzerstörung. Sie hatten überlebt; sein Handel mit den Ranyhyn hatte zumindest soviel bewirkt. Sie hatten genau das getan, was Lord Foul sich von ihnen wünschte – aber zugleich überlebt. Wenigstens trug er nun nicht auch die Schuld an ihrem Tod. Sein Unvermögen, seinen Ring zu gebrauchen, an seinen Ring zu glauben,

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