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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Tiefe des Einschnitts suchen. Hinter dieser Strecke wichen die Wände nach den Seiten zurück, und der Hohlweg fiel über eine Klippe ab. Von dieser Klippe aus würde das Aufgebot um die Berghänge ausweichen müssen, bis es eine Möglichkeit fand, um den Abstieg fortzusetzen.
    Covenant kapierte noch immer nicht. Angesichts der Beschwernisse, die der Hohlweg versprach, stöhnte er auf, aber immerhin bot er einen Fluchtweg. Er fühlte Sonnenschein auf seinem Gesicht. Er raffte sich hoch, bis er wieder auf den Beinen stand. »Dann wollen wir mal«, murmelte er. Mhoram schenkte ihm einen Blick, der schwer beladen war mit unterdrückter Pein. Aber er verlieh ihr keinen mündlichen Ausdruck. Statt dessen verständigte er sich nachdrücklich mit Quaan und Korik.
    Einige Augenblicke später begann das Aufgebot seinen Abstieg durch den Hohlweg. Es kam nur unheilvoll langsam vorwärts. Um Fortschritte zu machen, mußte man vom einen zum anderen Felsklotz klettern, sich über grobkantige Brocken schwingen, auf Händen und Knien durch enge Lücken zwischen gewaltigen steinernen Fäusten zwängen. Und die Mehrzahl war geschwächt. Selbst die stärksten unter den Kriegern brauchten gelegentlich den Beistand der Bluthüter. Prothall mußte nahezu ständig getragen werden. Er umklammerte den Stab des Gesetzes, versuchte schwächlich, mit unsicheren Regungen, die Höhenunterschiede zu überwinden. Sobald er von einem Stein sprang, fiel er auf die Knie; bald war das Vorderteil seines Gewandes mit Blut bespritzt.
    Covenant begann wieder ein Gefühl für das Ausmaß ihrer Gefährdung zu entwickeln. Ihre geringe Geschwindigkeit konnte ihnen zum Verhängnis werden. Falls Seibrich andere Wege zu diesem Abhang kannte, mochte es sich ergeben, daß seine Streitkräfte das Ende des Hohlwegs vor dem Aufgebot erreichten. Mit dieser Empfindung war er nicht allein. Nach dem Abklingen der ersten begeisterten Erleichterung machten die Krieger mit der Zeit wieder einen gehetzten Eindruck. Bald schlurften und kletterten sie wieder mit gesenkten Köpfen, schufteten sich mit gebeugten Rücken über die Hindernisse hinweg, als wäre das Gewicht von allem, was sie je an Beschwernis erlebt hatten, ihnen um die Hälse gebunden. Der Sonnenschein konnte sie nicht über die Gefahr hinwegtäuschen. Wie eine Prophezeiung erfüllte sich ihre Befürchtung, noch ehe sie den Hohlweg zur Hälfte durchquert hatten. Ein Krieger stieß einen abgehackten Schrei aus und deutete bergauf. Droben sahen sie eine Horde von Urbösen aus dem Felsspalt gestapft kommen, durch den sie zuvor selbst den Berg verlassen hatten. Sie versuchten ihren Abstieg durch den von Gestein übersäten Hohlweg zu beschleunigen. Aber die Urbösen strömten ihnen hinterher wie eine schwarze Flut. Die Geschöpfe schienen ohne jede Gefahr eines Fehltritts über das Sammelsurium von Steinen und Felsen hinwegzusteigen, als wären sie bei einem Ausbruch von Wildheit zur Welt gekommen. Sie holten rasch auf, rückten dem Aufgebot mit einer Schnelligkeit näher, die ein mulmiges Gefühl bereitete. Und die Urbösen waren nicht allein. Vorm Ende des Hohlwegs zeigten sich plötzlich Höhlenschrate über einer Felswand. Sobald sie das Aufgebot erspähten, warfen sie Taue über deren Rand und kletterten herab. Die Truppe war in der Zange von Seibrichs Macht gefangen wie eine Handvoll Gewürm. Sie verharrte, wo sie sich gerade befand, vor Grauen wie gelähmt. Für einen Moment schwand sogar Quaan das Bewußtsein seiner Verantwortung für sein Fähnlein; er stierte ausdruckslos umher, regte sich nicht. Covenant sackte rücklings gegen einen Findling. Er hätte gerne den Berg angeschrien, daß das doch wohl unfair sei. Soviel hatte er schon überlebt, so vieles erduldet, soviel verloren. Wo blieb sein Ausweg? War dies der Preis seines Handels, der Lohn seiner Langmut? Es war ein Skandal. Er war Lepraleidender, für derartige Prüfungen ungeeignet. Seine Stimme bebte haltlos – zitterte aus zweckloser Empörung. »Kein Wunder, daß er ... daß er uns den Stab überlassen hat. So ist's schmerzlicher, jetzt danach. Er hat gewußt, daß wir nicht damit davonkommen.«
    Aber Mhoram rief in einem Ton Befehle, der alle aus ihrer Untergangsstimmung riß. Er lief ein kurzes Stück weiter den Hohlweg hinab und stieg auf einen breiten, flachen Felsen, der höher aufragte als die anderen Steinklötze rundum. »Hier ist für uns Platz«, rief er. »Kommt herauf!« ordnete er an. »Hier wollen wir bis zum Ende

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