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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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erklärte Julia mir, als wir in unsere abscheulich teure Sänfte kletterten.
    »Denkst du, ich wüßte das nicht, meine Liebe? Es war ein höchst beunruhigender Abend.«
    »Fandest du? Ich habe mich großartig unterhalten. Fausta hat mich auf so viele neue Ideen gebracht.«
    »Das habe ich befürchtet«, sagte ich und rieb den Rücken meiner langen metellischen Nase.
    »Und Lisas war ein ungemein amüsanter Tischherr. Du mußt uns unbedingt eine Einladung zum nächsten Empfang in der ägyptischen Botschaft besorgen. Ich habe gehört, daß es ein absolut erstaunlicher Ort ist.«
    »Eine solche Einladung wird mit Sicherheit kommen. Lisas bemüht sich jetzt um mich, obwohl ich als Aedil mit auswärtigen Angelegenheiten nichts zu tun habe.«
    »Er weiß eben, daß du auf dem Weg nach oben bist«, sagte sie und tätschelte mein Knie. »Was hat dir denn den Abend verdorben?«
    »Eine kurze Unterhaltung mit unserem geschätzten Konsul.«
    Ich berichtete ihr von unserem ominösen Gespräch.
    »Diese widerliche Kreatur!«
    »Ich weiß nicht, eines Tages werde auch ich alt und klapprig sein, wenn die Götter mir ein langes Leben gönnen.«
    »Das meine ich nicht, und das weißt du auch!« sagte sie und versetzte mir einen Klaps mit ihrem Fächer. »Ich kannte ihn schon als kleines Mädchen; er war ein relativ attraktiver Mann mittleren Alters. Trotzdem war er schon damals widerlich, dieser geldscheffelnde Geizkragen!«
    »Wir können eben nicht alle Patrizier sein. Auch wenn ich mit deiner Einschätzung seines Charakters völlig übereinstimme.
    Vor jahren hat mir Ciodia einmal erklärt, daß Politik ein Spiel sei, in dem jeder gegen jeden kämpft, bis es am Ende einen Gewinner gibt.«
    »Sie ist eine verabscheuenswürdige Person!«
    »Aber politisch sehr scharfsinnig. Es scheint allgemeine Übereinstimmung darüber zu herrschen, daß Crassus bald vom Spielfeld verschwunden sein wird. Alle anderen sind entweder tot oder ausgeschieden, mit Ausnahme von Caesar und Pompeius. Ich fürchte, uns steht ein Bürgerkrieg bevor.«
    »Unsinn. Pompeius ist ein politischer Tölpel, der sich schon viel zu lange von seinen Veteranen entfernt hat. Wenn Onkel Gaius sich gezwungen sieht, eine Diktatur anzustreben - die, wie ich dich erinnern möchte, ein verfassungsgemäßes Amt ist -, wird er bestimmt nur die Maßnahmen ergreifen, die notwendig sind, die Republik wieder her zustellen. Dann wird er seine Liktoren entlassen und dem Senat seine außerordentlichen Befugnisse zurückgeben wie alle großen Diktatoren der Vergangenheit.«
    So sprach seine ihn vergötternde, patrizische Nichte. Ihr pessimistischer, plebejischer Gatte war weit weniger zuversichtlich. Doch der war damals mit anderen Dingen beschäftigt.

III
    Am nächsten Morgen war ich vom Wein noch leicht benebelt, ansonsten aber bereit, mich einem weiteren angenehmen Wahlkampf-Tag zu widmen. Jeder Tag, der ohne ein Trompetensignal begann, das einen gallischen Angriff im Morgengrauen ankündigte, war ein guter Tag. Ich ließ Julia sanft und aristokratisch schnarchend zurück, spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht und machte mich auf die Suche nach einem Frühstück. Als Junggeselle hatte ich immer im Bett gefrühstückt, doch damit war es wie mit den meisten meiner Angewohnheiten vorbei.
    Frühstücken war eine dieser degenerierten ausländischen Praktiken, denen ich mit Begeisterung nachging. Cassandra hatte im Hof einen kleinen Tisch mit Melonenscheiben, kaltem Hühnerfleisch und warmem, stark gewässertem Wein gedeckt.
    In der Nähe wärmte sich Hermes, bis auf einen Lendenschurz nackt, für seinen Vormittag in der Ludus auf. Ich bemerkte, daß er ein Bein fast unmerklich nachzog, und bemühte mich, die Ursache seines Hinkens zu erkennen.
    »Komm her, Junge«, sagte ich. Ängstlich kam er an meinen Tisch, und ich sah, daß er eine frische, ordentlich vernähte, etwa fünf Zentimeter lange Schnittwunde am linken Oberschenkel hatte.
    »Das hat Asklepiodes genäht, nicht wahr?«
    »Ja. Er meinte, es wäre nichts, nur ein Ritzer in der Haut. Hat nicht mal den Muskel berührt. Eigentlich...«
    Krachend ließ ich meine Hand auf den Tisch donnern, so daß der Weinkrug umgestürzt wäre, wenn Hermes ihn nicht festgehalten hätte. »Ich habe dir ausdrücklich verboten, mit scharfen Waffen zu trainieren! Ich werde es nicht zulassen, daß mein Besitz unnötig gefährdet wird!«
    »Aber alle Spitzenkämpfer der Schule...«
    »Du bist kein Spitzenkämpfer! Das Training mit scharfen Waffen

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