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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Gegenteil, wenn Opfertiere ausgewählt werden, müssen sie in jeder Hinsicht vollkommen sein.
    Wenn wir diese Erwägungen auf ein menschliches Opfer übertragen und dieselben strengen Kriterien anlegen, müssen wir rücksichtslos alle ablehnen, die irgendeinen körperlichen oder charakterlichen Mangel aufweisen. Wir hätten sicher große Schwierigkeiten, jemanden zu finden, der den Göttern gefallen würde. Er müßte hochgeboren sein, von absolut unfehlbarem Charakter, unanfechtbarer Ehrlichkeit und vollkommener Frömmigkeit. Und da Marcus Porcius Cato laut eigenem Bekenntnis der einzige Römer seit Generationen ist, der über all diese Tugenden verfügt, kann nur er das einzig angemessene Opfer sein! Möchtest du dich freiwillig melden, Cato?«
    Mit flammend rotem Gesicht nahm Cato wieder Platz. Man hörte ein allgemeines Schlucken, Husten und Räuspern. Wenn es nicht ein so ernster Anlaß gewesen wäre, hätte die Curia wahrscheinlich ihren größten Heiterkeitsausbruch seit jenem Tag vor sieben Jahre erlebt, als Caesar erklärt hatte, daß seine Frau über jeden Verdacht erhaben sein müßte.
    Die Oberpriester der diversen pontifikalen Kollegien ergriffen nacheinander das Wort, wie auch andere Fachleute für rituelle Gesetze. Pompeius setzte eine Sonderkommission unter Leitung Ciceros ein, die sämtliche religiösen Implikationen des Geschehens analysieren und weitere geeignete Gegenmaßnahmen vorschlagen sollte.
    »Und was wollen wir wegen dieses abtrünnigen Tribuns Gaius Ateius Capito unternehmen?« fragte Hortensius Hortalus.
    »Im Moment können wir, was ihn angeht, gar nichts tun«, sagte Pompeius, »aber in knapp zwei Monaten werden sowohl er als auch ich unser Amt nieder legen, und dann werde ich ihn persönlich des Frevels, des Hochverrats und der Beleidigung des römischen Volkes anklagen! Ich möchte, daß Cicero und Hortensius mir dabei zur Seite stehen.«
    »Mit Vergnügen!« sagten beide gleichzeitig.
    Pompeius wandte sich der Tür zu, vor der die Bank der Tribunen stand. »Publius Aquillius Gallus!«
    Der Mann erschien mit bleichem Gesicht in der Tür. »Ja, Konsul?«
    »Von allen Volkstribunen hast du Ateius in seiner Opposition gegen Crassus am nächsten gestanden. Welche Rolle hast du in dieser Angelegenheit gespielt?«
    »Konsul, ich hatte keine Ahnung, daß er so etwas tun würde!
    Wie die meisten Römer widersetze ich mich den Zielen Crassus' und werde es auch weiter tun, bis einer von uns beiden stirbt, das ist allgemein bekannt. Doch ich wußte nicht, daß Ateius zu etwas derart Gottlosem in der Lage ist, sonst hätte ich alles in meiner Macht Stehende dagegen unternommen. Das schwöre ich - das heißt, ich werde es morgen nach dem Lustrum vor allen Göttern beschwören!«
    »Ich bin bereit, dir zu glauben«, erwiderte Pompeius grimmig.
    »Aber in dieser Sache reichen bloße Worte nicht aus. Morgen abend wirst du mit mir zum Tempel der Vesta gehen und vor ihrem Altar und ihrem Feuer schwören, genau wie jeder andere Tribun einschließlich Trebonius', von dem ich weiß, daß er ein erklärter Feind des Ateius ist. Meines Erachtens ist die gesamte Institution des Tribunats entweiht worden.«
    Es folgten weitere Reden und Wortwechsel, weil die Menschen immer ganz besonders viel reden, wenn sie sich am meisten fürchten. Diesmal war es, als würden Tausende von Galliern vor den Toren der Stadt lagern, oder Spartacus wäre von den Toten auferstanden und würde mit all unseren Sklaven draußen auf uns warten.
    Erst nach Sonnenuntergang kehrte ich nach Hause zurück, ausgehungert und schlecht gelaunt. Ich hatte seit dem frühen Morgen nichts gegessen, und niemand in Rom durfte sich baden oder rasieren, bis das Lustrum beendet war, was meine Stimmung auch nicht gerade hob. Julia erwartete mich mit angstvoll aufgerissenen Augen. Die Figuren der Hausgötter waren mit Tüchern bedeckt, und die Sklaven schlichen auf Zehenspitzen durchs Haus.
    »Die ganze Stadt weiß, was dieser schreckliche Mann getan hat«, sagte Julia. »Man hört die furchtbarsten Gerüchte. Was hat der Senat entschieden?«
    »Ich darf nicht darüber sprechen«, erklärte ich, »aber ich kann dir sagen, was morgen geschehen wird.« Von weitem hörte ich die lauten Rufe der Herolde in den Straßen, die jedermann von der Zeremonie unterrichteten, die vor Anbruch der Dämmerung beginnen sollte. Ich beschrieb Julia die Tortur, die mich erwartete.
    »Wirst du es schaffen?« fragte sie und legte eine Hand auf meine Schulter.
    »Mit Müh

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