Der Fluch des Volkstribuns
Schiffsmasten. Sie war kunstvoll aus feinsten Hölzern gearbeitet, mit Gold verziert und schwer mit sämtlichen Blumen behängt, die man im November noch hatte auftreiben können. Auf einer hohen Plattform lagen die Opfertiere, ein Widder, ein Wildschwein und ein Bulle.
Alle drei Tiere waren betäubt worden, damit sie nicht ungebührlich blökten, kreischten oder brüllten und damit den Ablauf störten. Man hatte ihre Beine unter dem Körper verschränkt und mit Seilen gefesselt, die mit dünnen Goldketten verflochten waren. Hörner und Hauer waren vergoldet, und die Tiere waren dick mit Goldstaub bestreut worden.
»Gold«, sagte ich angewidert. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Noch mehr Gewicht.«
Pompeius schritt inspizierend unsere Reihen ab. Wie die meisten von uns trug er eine schlichte Militärtunika und Stiefel.
Vor Cato blieb er stehen.
»Senator, ich denke, die ganzen Eisenwaren werden nicht nötig sein.«
»Konsul«, erwiderte Cato, »ich bin darauf vorbereitet, diese Zeremonie nach uralter Manier durch zu führen, in voller Rüstung.« »Senator...«
»Ich denke sogar, es würde den Göttern noch besser gefallen, wenn wir das alle täten«, behauptete Cato stolz.
»Senator!« fauchte Pompeius ihn an. »Wir verlieren wertvolle Zeit! Wenn Gnaeus Pompeius Magnus«, bei diesen Worten bohrte er einen Finger in seine eigene Brust für den Fall, daß Cato irgendwelche Zweifel hatte, wen er meinte, »zweimaliger Konsul, siegreicher General in mehr Schlachten als irgendein anderer General in der Geschichte Roms, eine Militärtunika als Uniform für diese Zeremonie für angemessen hält, sollte ein Senator, der nie ein höheres Amt bekleidet hat als das des Quaestors und des Tribuns, diese Ausstattung ebenfalls nicht unter seiner Würde finden!«
»Jawohl, Konsul!« erwiderte Cato mit einem schneidigen militärischen Salut. Während seine Sklaven ihm aus seiner Rüstung halfen, wandte sich Pompeius an uns.
»Die Schrittmacher werden ihre Position an der Spitze jeder Tragestange einnehmen. Das werden der Praetor Urbanus Titus Annius Milo und Lucius Cornelius Baibus sein, den die Censoren in Anerkennung seiner Heldentaten im Militärdienst jüngst zum Senator kooptiert haben. Sie sind zweifelsohne die beiden stärksten Männer in dieser erhabenen, aber doch untrainierten Körperschaft.«
Die Liktoren wiesen mir einen Platz an der linken Stange zu, die von Milo angeführt wurde. Ich bemerkte, daß Clodius ein paar Männer hinter mir Aufstellung nahm, und wünschte, man hätte ihn vor mir eingeteilt, damit ich ihn hätte leiden sehen können, was mir die bevorstehende Qual bestimmt ein wenig versüßt hätte. Nachdem zwei weitere kräftige Vertreter des Senats die Positionen am Ende der beiden Stangen eingenommen hatten, waren wir startklar.
»Also, Senatoren«, sagte Pompeius, »ich möchte nicht, daß irgend jemand versucht zu rennen, egal wie spät es wird, weil wir es so nie schaffen werden. Wir können das Ritual rechtzeitig beenden, wenn wir ein rasches Marschtempo einschlagen. Darin seid ihr alle seit eurer Kindheit gedrillt worden. Rom ruht heute auf euren Schultern. Also, hebt an!« Noch einmal schleuderte er uns die Worte zu wie ein tödliches Geschoß, und wir bückten uns, packten die Stange und hoben das gewaltige Paradefloß auf unsere Schultern. Die Leute auf der Stadtmauer seufzten zufrieden. Die Tiere schienen nichts zu bemerken, sondern blinzelten nur mit königlicher Gleichgültigkeit.
Die Flamines und andere Priester gingen voran, einige schwenkten Fässer, in denen Weihrauch brannte. Wir haben an jenem Tag genug davon verbrannt, um im ganzen römischen Staatsgebiet eine ernsthafte Weihrauchknappheit zu verursachen.
»Und links«, sagte Milo leise, »Tempo, Marsch!« Wie ein Mann stapften wir, linker Fuß zuerst, los.
Anfänglich schien das Gewicht ganz erträglich, doch ich wußte, das würde sich ändern. Bald würden die älteren Senatoren aussteigen, dann würde die Mühsal ihren unerbittlichen Tribut fordern. Auch viele der jüngeren Senatoren hatten seit Jahren keine anstrengendere körperliche Arbeit mehr verrichtet, als sich vom kalten Becken ins heiße zu schleppen, und würden nicht lange durchhalten. Mit Catos idiotischer Verklärung der Vergangenheit hatte ich nichts im Sinn, doch selbst mir kam es manchmal so vor, als ob wir verweichlichten.
Im Gegensatz zu Cato und seines gleichen machte ich dafür keine fremden Einflüsse verantwortlich, sondern die Tatsache, daß die
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