Der Fluch des Volkstribuns
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Irgendwo in der Nähe des Appischen Aquädukts war ich mir sicher, daß meine rechte Schulter zeitlebens fünfzehn Zentimeter niedriger liegen würde als meine linke. Ich war halbblind, doch als ich mich umblickte, sah ich, daß der harte Kern des Senats entschlossen weitermarschierte. Nicht viele der Übriggebliebenen waren meine Freunde, doch es waren allesamt Männer, deren Ruf einer gewissen Zähigkeit nicht zuließ, daß sie aufgaben, bevor sie ihren letzten Atemzug getan hatten. Ich sah mit Erbrochenem befleckte Tuniken, andere waren von den Wunden der aufgescheuerten Schultern blutverschmiert. Auch aus Clodius' Nasenlöchern sickerte stetig Blut, das seine Tunika verunzierte und an seinen Schenkeln hinabtropfte. Aus Angst vor dem Anblick, der mich erwartete, wagte ich nicht, an mir selbst hinabzusehen.
Dann hörte ich ein sanftes Grunzen, das kein menschliches Wesen hervorbringen konnte. Dann ein Muhen, gefolgt von einem fragenden Blöken. Ich blickte entsetzt nach oben.
»Herkules, hilf uns!« sagte ich, vergessend, daß er mich nicht hörte. »Sie wachen auf!«
»Weiter, da hinten«, sagte Baibus. »Es ist jetzt nicht mehr weit. So lange werden sie noch ruhig bleiben.« Ich sah, daß der Rücken seiner Tunika genau wie Milos schweißnaß war. Sie waren also doch menschlich.
»Wie weit ist es noch bis zum Fluß?« keuchte ich, weil mir Schweiß in die Augen tropfte und ich nichts mehr sah.
»Wir sind schon vor einer Weile am Uferdamm vorbeigekommen«, knurrte Cato. »Bist du blind, Metellus?« »So gut wie.« Schon am Fluß vorbei? Ich versuchte, mich zu erinnern, wie weit es vom Fluß bis zum Tor war, doch es gelang mir nicht, obwohl ich die Strecke schon tausendmal gegangen war. Rom kam mir vor wie ein völlig fremder Ort, den ich noch nie gesehen hatte. Die Geographie der Stadt war mir nicht vertrauter als die von Babylon. Ich war mir nicht einmal sicher, ob wir noch in die richtige Richtung gingen.
Ich hatte das Gefühl zu schweben. Nach und nach sagte mir ein Druckgefühl, daß ich auf dem Rücken lag. Mein Blick klärte sich so weit, daß ich über mir die Abendwolken erkennen konnte, die an ihren westlichen Rändern rötlich gefärbt waren.
Da wußte ich, daß wir gescheitert waren. Und ich wußte auch, was das rituelle Gesetz vorschrieb, wenn eine Zeremonie nicht ordentlich durchgeführt worden war: Sie mußte von Anfang an wiederholt werden.
»Schade, daß Pompeius uns nicht erlaubt hat, in voller Rüstung zu marschieren«, bemerkte ich. »Ich würde mich gern in mein Schwert stürzen.«
»Lebst du noch, Metellus?« fragte eine Stimme, die ich noch am Ufer des Styx wiedererkannt hätte.
»Es hat ganz den Anschein, Clodius. Aber ohne ein Mittagessen und ein Bad am Nachmittag bin ich einfach nicht ich selbst. Wie weit sind wir gekommen?«
»Ich weiß nicht«, stöhnte er. »Ich bin schon vor einer Weile zusammengebrochen und habe es bisher noch nicht geschafft, mich umzudrehen.«
»Auf die Beine«, rief plötzlich Milo. Jemand packte mich an meiner Tunika und zog mich mit einer Leichtigkeit hoch, als wäre ich eine Strohpuppe. Ich sah, daß Milo, Baibus und einige andere die Gefallenen zu neuem Leben erweckten, während die Priester die Opfertiere von der Rampe führten. »Wir haben es geschafft?« fragte ich. »Natürlich haben wir es geschafft«, sagte Milo. »Wir sind schließlich Römer, oder nicht? Doch niemand darf dem Opfer auf dem Rücken liegend beiwohnen, also alle Mann aufgestanden, bis es vorbei ist. Sobald ihr euch aus eigener Kraft auf den Beinen halten könnt, können wir weitermachen, obwohl ich in meinem Leben noch keinen erbärmlicheren Haufen gesehen habe.« Endlich riskierte ich einen Blick auf meine eigene Erscheinung, wobei ich eine Welle von Schwindel und Übelkeit niederkämpfen mußte. Ich war mit Blut und weniger ehrenhaften Flüssigkeiten beschmiert, Blumenblätter klebten an meinem Gewand und Körper. Meine Kollegen befanden sich in einem ähnlich ramponierten Zustand, einige sogar in weit schlimmerem. Doch wir hatten etwas geschafft, was, so weit die Erinnerung reichte, nie zuvor versucht worden war, und wenn diese Tiere jetzt ohne großes Theater sterben würden, konnten wir alle nach Hause gehen und für den Rest unseres Lebens damit angeben.
Kurz bevor die Sonne ganz hinter dem Horizont verschwand, beendeten die Priester ihren monotonen Gesang, und die Flöten verstummten. Der Rex sacrorum nickte, die Hämmer wurden geschwungen, die Messer
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