Der Fluch des Volkstribuns
blitzten, und die prachtvollen, aber schwergewichtigen Tiere fielen zu Boden, während ihr Blut auf unseren heiligen Boden strömte.
Der Rex sacrificus hob die Hände und deklarierte: »Die Götter sind zufrieden. Rom ist gereinigt. Jedermann kehre nach Hause zurück und opfere den Hausgöttern. Die Ehrung der Unsterblichen darf wieder aufgenommen werden.« Und das war es.
Einen Arm über Hermes' Schulter gelegt, schleppte ich mich durch die Straßen der Stadt, die schon wieder viel lebendiger wirkten. Noch waren wir dem Fluch nicht entronnen, doch wir waren auf dem richtigen Weg.
Zu meinem großen Erstaunen erreichte mein Vater etwa zur selben Zeit wie wir mein Haus. Ich war verblüfft, weil es praktisch noch nie dagewesen war, daß mein Vater mich besuchte und nicht umgekehrt. »Gut gemacht, mein Junge«, sagte er, als wir durch das Tor gingen. Das aus seinem Mund war etwa so, als hätte man an einem Tag einen Triumph gefeiert und die Olympischen Spiele gewonnen.
Julia stockte der Atem, als sie mich sah, und sie ließ mich sofort von den Sklaven in das winzige Badezimmer neben der Küche bringen. Dort streifte ich meine unsäglich verschmutzte Toga ab, und Hermes goß lauwarmes Wasser über mich, während ich in der kleinen Steinwanne stand.
Mit feuchten Haaren, unrasiert, aber gewaschen und in einer sauberen Tunika fühlte ich mich schon unendlich viel besser und gesellte mich zu meiner Familie. Julia umsorgte meinen Vater im Triclinium. Ich setzte mich auf einen Stuhl, und Hermes begann, meine Schulter zu kneten, die bereits in vollem Violett zu leuchten begann. Cassandra reichte mir einen großen Becher warmen, mit Honig gesüßten Wassers, das ich langsam getrunken sogar im Magen behalten konnte.
Julia strahlte mich voller Stolz an. »Die ganze Stadt hallt von eurem Lob wider«, sagte sie. »Die Nachricht hat uns kurz nach dem Opfer im Tempel der Vesta erreicht.«
»Ich habe dir eine Vorladung zu überbringen«, unterbrach mein Vater sie, offenbar der Ansicht, daß ich bereits mehr Komplimente gehört hatte, als einem bloßen Sterblichen gebührten. »Während du deinen Pflichten nachgegangen bist, habe ich mich mit einigen priesterlichen Autoritäten getroffen, die dich unter dem Siegel absoluter Verschwiegenheit treffen wollen. Was sie zu sagen haben, ist unter keinen Umständen für fremde Ohren bestimmt.«
»Ich bin nicht sicher, daß ich dich recht verstehe«, sagte ich.
»Natürlich verstehst du mich nicht!« fuhr er mich an.
»Warum auch? Es reicht aus, daß sie mit dir sprechen wollen.«
»Wollen sie ihn auf irgendeine besondere Art und Weise ehren?« fragte Julia unschuldig, obwohl sie alles anderes als unschuldig war.
»Nichts dergleichen. Deinem Mann eilt sein Ruf als Schnüffler voraus. Sie möchten ihn mit einer Ermittlung betrauen.«
Mir war, als hätte ich eine Ahnung, worauf das hinauslaufen würde. »Hat irgend jemand etwas von Ateius gehört?«
Mein Vater schüttelte den Kopf. »Nein, der Schurke ist verschwunden. In Zeiten wie diesen brauchten wir einen Diktator. Dieser bösartige Demagoge sollte an einen Haken genommen und die Stufen des Tibers hinunter gezerrt werden.
Doch so wie die Dinge liegen, müssen wir warten, bis seine Amtszeit abgelaufen ist, und können ihn dann bestenfalls ins Exil schicken.«
»Ich vermute, sie wollen, daß ich ihn finde. Soweit ich weiß, kann er vor einem pontifikalen Gericht vernommen werden, Tribun oder nicht. Die Pontifices haben zwar kein Imperium, aber sie können es ihm unmöglich machen, sein häßliches Gesicht je wieder in Rom zu zeigen. Das kommt einem Todesurteil schon ziemlich nahe.«
Wieder schüttelte mein Vater den Kopf. »Ich glaube nicht, daß es darum geht. Sie wollten es mir natürlich nicht sagen, aber ich glaube, es ist etwas viel Ernsteres.«
Ich verspürte einen unbehaglichen Schauer, wie ich ihn oft kurz vor einem gallischen Angriff gespürt hatte. »Etwas Ernsteres? Was könnte ernster sein als...«
»Ich weiß es nicht, und ich werde auch nicht darüber spekulieren«, sagte Vater. »Triff dich einfach mit ihnen. Sie werden es dir sagen.«
Ich ließ mich stöhnend in meinen Stuhl zurück sinken. »Ich hoffe, sie erwarten mich nicht allzubald.«
»Nein, du wirst reichlich Zeit haben, dich zu erholen«, versicherte er mir. »Sei bei Anbruch der Dämmerung im Tempel der Vesta.«
»Bei Anbruch der Dämmerung!« rief ich entsetzt. »Morgen früh werde ich absolut bewegungsunfähig sein! Mit etwas Glück kann ich mich
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