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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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eigenen Namen bekannt werden: Rom. Namen haben, wie jedermann weiß, große Kraft. Den wahren Namen von etwas zu kennen verleiht einem Macht darüber. Zumindest sind die Abergläubischen davon überzeugt. Ich persönlich bin nicht abergläubisch. Trotzdem zitterte ich wie ein Hund, der von einem gallischen Regensturm überrascht worden war.
    »Der Zwischenfall ist möglicherweise nicht so katastrophal, wie es zunächst den Anschein hatte«, versicherte der Rex sacrorum uns, nachdem er seine Fassung wiedergewonnen hatte.
    »Ateius hat in einer Reihe alter ritueller Sprachen gesprochen.
    Für fast alle Zuhörer war der Name vermutlich bloß ein weiteres Wort in einem Schwall von unverständlichem Kauderwelsch, den man sich unmöglich merken konnte. Das können wir zumindest hoffen. Denn wenn ein ausländischer Feind den Geheimen Namen Roms wüßte, hätte er die Stadt in seiner Gewalt.«
    »Bei der Gründung der Republik ist festgelegt worden«, sagte die Virgo maxima, »daß nur sechs Menschen diesen Namen kennen dürfen, und jeder hat ihn an seinen Nachfolger weiterzugeben. Diese sechs sind die drei wichtigsten Flamines«, sie nickte Messala und Vatia zu, »von denen der Martialis und der Quirinalis hier anwesend sind. Ein Dialis fehlt in Rom schon seit viel zu langer Zeit. Die anderen drei sind der Rex sacrorum, die Virgo maxima und der Pontifex maximus.«
    »Woher weiß ein Schuft wie Ateius Capito diesen Namen?« fragte Scipio.
    »Das würde ich auch gerne wissen«, sagte Claudius. »Genau genommen ist dies auch der Grund, warum wir deinen Verwandten Decius Caecilius hinzu gebeten haben.«
    Das hatte ich befürchtet. »Ähm, ich nehme an, ihr wollt, daß ich Ateius aufspüre. Das sollte nicht allzu schwierig sein, wenn er nicht geflohen ist.«
    »So wünschenswert es auch sein mag, Ateius zu finden«, sagte Claudius, »sind wir doch weit mehr daran interessiert zu erfahren, wer ihm den Geheimen Namen verraten hat.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, während ich fieberhaft nach einem Ausweg aus dieser Sache suchte. »Es ist sehr wahrscheinlich, daß ich das nur herausfinde, wenn ich Ateius selbst vernehme.
    Und die Liste der möglichen Verdächtigen ist, wenn ihr mir die Bemerkung erlaubt, recht begrenzt.«
    »Du meinst, es war wahrscheinlich jemand in diesem Raum«, sagte Claudius. »Wenn dem so ist, müssen wir es wissen. Caesar ist natürlich in Gallien. Aber«, fuhr er mit ausgebreiteten Händen fort, »ich denke, es gibt auch noch andere Möglichkeiten. In Latium, Etrurien, Samnium, Magna Graeca und dem Rest von Italien und Sizilien gibt es reihenweise uralte Kulturen und Priesterschaften. Es ist nicht ausgeschlossen, daß eine Familie von Zauberern den Geheimen Namen in der Vergangenheit erfahren und ihn als eine Waffe für Notzeiten bewahrt hat.« »Das wäre in der Tat eine Möglichkeit«, räumte ich ein.
    »Derartige Kulte sind jedoch ihrem Wesen nach recht geheim, und es könnte sich als schwierig erweisen...«
    »Neffe«, unterbrach mich meine Tante schroff, »wir fragen dich nicht, ob dein Terminplan es zuläßt, daß du uns in dieser Sache zur Seite stehst. Wir fordern dich vielmehr auf, alle unbedeutenderen Angelegenheiten fallen zu lassen, um diesen Verbrecher zu finden. Und zwar sofort!«
    »Genau«, sagte Claudius.
    »Umfassen die unbedeutenderen Angelegenheiten auch die anstehende Wahl?« fragte ich.
    »Mach dir keine Sorgen, Decius«, sagte Scipio. »Du bist einer der Männer, die die Bürger der Stadt schon die Zwanzig nennen.
    Du wirst in den kommenden Wochen ein Held sein, bis sie einen anderen finden, den sie anhimmeln können. Du könntest die Wahl nicht mal verlieren, wenn du den Tempel Castors anzünden würdest.«
    Es war zwecklos. Nun denn. »Wieviel von der Angelegenheit darf ich im Rahmen meiner Ermittlungen enthüllen?« erkundigte ich mich. »Oder anders gefragt: Wer weiß davon, daß Ateius den Geheimen Namen benutzt hat, und wen darf ich davon unterrichten?«
    »Die Mitglieder der pontifikalen Kollegien, die nicht zu diesem Treffen zitiert wurden, dürfen es erfahren«, erwiderte Claudius. »Ansonsten wollen wir nicht, daß irgend jemand von dieser Katastrophe erfährt.«
    »Das könnte meine Ermittlungsarbeit erheblich behindern«, protestierte ich. »Falls ich beispielsweise die Hilfe eines Praetors benötige...«
    »Du darfst diese Nachricht nicht verbreiten«, sagte Messala.
    »Ich verbiete es dir als Censor. Das bloße Gerücht würde die Bürger in Panik versetzen und die

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