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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ein Quaestor kaum mehr als ein Zahlmeister, aber in einem großen Krieg konnte er reich werden. Neben der Auszahlung des Soldes oblag ihm die Auftragsvergabe an Geschäftsleute, die die Armee belieferten, die Auflistung und Aufteilung der Kriegsbeute und der Verkauf von Gefangenen an Sklavenhändler, die der Armee folgten wie ein übler Gestank. Ein kleiner Anteil jeder Transaktion konnte an seinen Fingern kleben bleiben, und ich war sicher, daß Marcus Crassus der Jüngere ein eifriger Schüler seines Vaters gewesen war.
    »Der Beginn des Feldzuges deines Vaters stand unter keinem guten Stern«, bemerkte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Es braucht mehr als die gemurmelten Verwünschungen eines Tribunenschweins, um dem alten Herrn Angst einzujagen. Mit solchen Verwünschungen haben uns früher unsere Kindermädchen Gehorsam gelehrt, aber im wirklichen Leben haben sie keinen Platz.«
    »Dann hat dein Vater also nicht den Eindruck gemacht, als ob er den Fluch besonders bedrohlich gefunden hätte?«
    »Nein. Warum fragst du?« Er fixierte mich mit scharfem Blick, seine Augen leuchteten argwöhnisch.
    »Man hat mich beauftragt, den Zwischenfall zu untersuchen.«
    Zumindest das konnte ich zugeben. »Wahrscheinlich hast du recht, und es war nichts weiter als ein großer Hokuspokus, um den Pöbel zu beeindrucken.«
    »Der Fluch bedeutet gar nichts«, meinte er. »Was die Beleidigung angeht, nun, das ist eine andere Frage. Sobald diese Schlange ihr Amt niederlegt, werde ich mit meinem Flagrum auf sie warten. Und meine Sklaven werden dir berichten, daß ich es nicht mit leichter Hand schwinge, wenn ich verärgert bin. Ich werde ihn die ganze Länge der Via Sacra hinunter und aus der Stadt jagen.«
    »Das wird ihm recht geschehen«, bemerkte ich. »Nun, ich muß jetzt gehen und mich um ein wenig Papierkram kümmern.
    Viel Glück, Marcus.«
    Er zuckte erneut mit den Schultern. »Wenn du mich fragst, ist der ganze Wahlkampf die reinste Zeitverschwendung. Ich habe das Amt sowieso schon gekauft.«
    Gesprochen wie ein wahrer Crassus, dachte ich.
    Mein Weg führte mich nach Süden über den Viehmarkt und am Circus maximus vorbei zum Tempel der Ceres. Dort traf ich im Archiv der Aedilen den amtierenden plebejischen Aedilen jenes Jahres an, einen Mann namens Quintus Aelius Paetus. Er zog eine Braue hoch, als er mich herein kommen sah.
    »Willst du deinen Posten schon vor der Zeit übernehmen, Metellus?« begrüßte er mich.
    »Ich habe nicht die geringste Absicht, mein Amt auch nur eine Minute zu früh anzutreten«, versicherte ich ihm. »Ich bin hier, um etwas nach zu sehen.«
    »Äh! Da kann ich dir helfen.« Er drehte sich um und brüllte über seine Schulter: »Demetrius! Komm her!«
    Ein Sklave mittleren Alters kam aus dem hinteren Teil des Tempels. »Ja, Herr?«
    »Der ehrenwerte Senator Metellus, der schon bald dein Vorgesetzter sein wird, möchte etwas nachsehen. Hilf ihm.«
    »Aber gewiß«, sagte der Sklave. »Was kann ich für dich tun, Senator?«
    »Ich bin ein paar Jahre nicht hier gewesen«, sagte ich. »Ich kann mich nicht erinnern, dich hier schon einmal gesehen zu haben.«
    »Ich habe fast mein ganzes Leben hier verbracht«, erwiderte er, »aber meistens in den Hinterzimmern. Im letzten Jahr bin ich Oberarchivar geworden. Wonach suchst du denn?«
    »Ich muß einige Unterlagen über die Ermittlungen gegen Zauberer und Priester nichtstaatlicher Kulte beziehungsweise ihre Vertreibung durch die Aedilen einsehen«, erklärte ich.
    »Wir haben über mehrere Jahrhunderte solche Dokumente gelagert. Ich nehme an, du willst sie nicht alle sehen«, sinnierte Demetrius.
    »Die jüngsten Maßnahmen reichen völlig. Wann hat denn die letzte Säuberungsaktion stattgefunden?«
    »Vor drei Jahren während des Konsulats von Calpurnius Piso und Gabinius«, sagte der Sklave. »Vielleicht erinnerst du dich noch, daß Piso besonders die Vertreibung ägyptischer Kulte mit großem Eifer betrieben hat.«
    »Um ehrlich zu sein, war es mein erstes Jahr mit Caesar in Gallien«, erklärte ich ihm. »Wir haben uns mehr um Gallier und Germanen als um Ägypter gesorgt.«
    »Wie in solchen Fällen üblich, bezog sich die Vertreibung auf sämtliche ausländische Kulte«, berichtete der Sklave, »einschließlich der nichtrömischen, italischen.«
    »Genau danach suche ich«, sagte ich. »Marktfrauen, die die Zukunft vorhersagen, Giftmischer und Kurpfuscher, wie wir sie dauernd aus der Stadt verjagen, interessieren mich nicht nur die wichtigsten

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