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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Feinde Roms ermutigen, einen Aufruhr anzuzetteln.«
    »Du darfst keine Zeit verschwenden«, sagte Claudius. »Der Gedanke, was unsere ausländischen Feinde mit dem Geheimen Namen anfangen könnten, läßt mich erschaudern.«
    »Und was ist, wenn ich diese kenntnisreiche Person finde?« fragte ich.
    »Er darf selbstverständlich nicht am Leben bleiben«, sagte Vatia.
    »Ich kann ihn doch nicht einfach umbringen!« protestierte ich.
    »Ich bin ein Ermittler, kein Henker. Vielleicht ist der Mann ein Bürger, und die Gesetze bezüglich der Tötung eines Bürgers lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Man wird ihm den Prozeß machen müssen.«
    »Ein Prozeß wäre schlecht«, sagte Claudius. »Nicht nur, daß Roms Ehre befleckt werden könnte, der Geheime Name könnte auch ausgesprochen werden. Nein, das werden wir anders regeln müssen.«
    Sie waren mit Ausnahme der Virgo maxima und des Rex sacrorum alle Politiker, die auf jahrelange Erfahrung im Senat, den Volksversammlungen und der Armee zurück blicken konnten. Sie waren ganz bestimmt nicht naiv. Sie spielten vielmehr irgendein verborgenes, eigenes Spiel, entweder gemeinsam oder jeder für sich. Und ich hatte das Glück, ahnungslos mitzuspielen.
    »Wem erstatte ich Bericht?« fragte ich, wohl wissend, daß ich mich hier nicht einfach heraus winden konnte. Ich würde mich woanders heraus winden müssen.
    »Es wäre das beste, wenn du dich bei den Censoren meldest«, sagte Claudius, »weil die Virgo maxima und ich nicht immer ansprechbar sind. Sie werden uns dann unterrichten.«
    Jetzt zu der großen Frage. »Weiß Pompeius davon? Und wenn nicht, soll er es erfahren?« »Obwohl wir ihn über die Maßen schätzen und ehren«, sagte meine Tante, »ist der Konsul in keinen priesterlichen Orden initiiert außer in den der Auguren. Er ist weder Pontifex noch Flamen. Er weiß, daß dieses außerordentliche Treffen einberufen wurde, doch er war so weise, nicht zu versuchen, den Grund dafür zu erfahren.«
    Meine Tante hegte keine große Zuneigung zu Pompeius. Sie war eine jüngere Schwester von Metellus Pius, der jahrelang den Aufstand des Sertorius in Spanien nieder gehalten hatte. In gewohnter Manier hatte Pompeius sich am Ende auf die zersplitterten Überreste der aufständischen Armee gestürzt, den ganzen Ruhm für sich beansprucht und ihren Bruder um seinen rechtmäßigen Triumph gebracht.
    Claudius stand auf und verbeugte sich in Richtung der Virgo maxima. »Verehrte Dame, die meisten von uns haben Pflichten zu erfüllen. Bald werden die Morgenopfer beginnen.« Dann wandte er sich an mich. »Man hat dich mit einer heiligen Pflicht betraut. Wenn du die Information hast, erstatte den Censoren unverzüglich Bericht. Falls es nötig sein sollte, daß wir noch einmal in dieser Runde zusammenkommen, wird man dich darüber informieren. Ich erkläre diese Sitzung für beendet.«
    Hermes las meinen Gesichtsausdruck, als ich die Tempelstufen herunterkam.
    »Schlimm?« fragte er.
    »Hermes, sag dem lockeren Leben Lebewohl. Wir haben Arbeit bekommen.«

VI
    Natürlich erzählte ich Julia alles sofort. Wir waren noch nicht lange verheiratet, aber ich hatte bereits gelernt, daß es zwecklos war, ihr etwas verheimlichen zu wollen. Wir setzten uns in den kleinen Garten, und ich schickte die Sklaven außer Hörweite, was immer das auch nutzen mochte. Julia wirkte bestürzt, als ich ihr von der Kompromittierung des Geheimen Namens berichtete, doch sie hatte ihre patrizische Fassung bald wiedergefunden.
    »Ich denke, es war sehr klug von dir, mir das Ganze zu erzählen, Decius, auch wenn es dir ausdrücklich verboten wurde.«
    »Natürlich war es klug von mir, meine Liebste, aber ich glaube, die Sache wird ohnehin nicht lange geheim bleiben.«
    »Warum nicht?«
    »Mit Ausnahme meiner Tante und Claudius' war jeder der Anwesenden Senator«, erklärte ich ihr. »Es ist völlig ausgeschlossen, daß diese Männer derart interessanten politischen Klatsch nicht weiter erzählen, jedenfalls nicht, wenn sie auch nur die geringste Chance sehen, ihn zu ihrem eigenen politischen Vorteil zu nutzen.«
    »Du hast eine recht schlechte Meinung vom Senat«, rügte Julia mich.
    »Ich bin Senator«, gab ich zurück. »Damit ist mein Plädoyer abgeschlossen, meine kleine, weiße, falernische Färse.«
    »Der Mantel des Zynismus hängt noch über deinen Schultern«, sagte sie. »Zynismus ist griechisch, dabei sagst du immer, daß du die griechische Philosophie verachtest.«
    »Selbst ein Grieche

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