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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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in drei Tagen wieder aus dem Bett erheben!«
    »Unsinn!« sagte er und stand auf. »Ein paar Stunden Schlaf werden dich schon wieder auf Vordermann bringen, mehr braucht ein Mann nicht. Sei pünktlich! Guten Abend.«
    »Was soll ich nur machen?« stöhnte ich, mein Gesicht mit den Händen bedeckend.
    »Wenn ich einen Vorschlag machen darf«, sagte Julia, »dann gehst du am besten schnurstracks ins Bett.«
    Im ersten grauen Licht der Dämmerung fand ich mich auf den Stufen des wunderschönen kleinen Tempels wieder.
    Pflichtschuldig hatten Julia und mein Hauspersonal die enorme Aufgabe bewältigt, mich aus dem Bett zu holen und durch die Eingangstür zu schieben, obwohl es noch dunkel gewesen war.
    Julia hatte einen Masseur aufgetrieben, meine Glieder zu lockern, und einen Barbier, um mich einigermaßen präsentabel herrichten zu lassen. Zwischen dem Geknete und dem Gekratze hatte Cassandra mir honiggesüßte Milch eingeflößt und mich mit Obst und Brot gefüttert. Der lange Marsch zum Forum, bei dem Hermes für den Fall, daß ich zusammen brechen sollte, über jeden meiner Schritte gewacht hatte, hatte mein Wachwerden beschleunigt, so daß ich mich, als ich beim Tempel eintraf, tatsächlich wieder einigermaßen menschlich fühlte.
    Metellus Scipio war zugegen, zusammen mit den Censoren, die beide gleichzeitig auch Pontifices waren. Wenig später gesellte sich der Flamen Quirinalis zu uns, ein Verwandter meiner Frau namens Sextus Julius Caesar, sowie der Rex sacrificus. Zuletzt traf Cornelius Lentulus Niger ein, der Flamen Martialis, und wir standen eine Weile unschlüssig herum, weil keiner das Thema des Tages ansprechen wollte. Die Flamines trugen ihre Amtsroben und ihre eigenartigen Kopfbedeckungen: enge weiße Mützen mit einer kurzen Spitze aus Olivenholz. Die wenigen Passanten, die zu dieser frühen Stunde unterwegs waren, blinzelten verdutzt, als sie unsere Versammlung erblickten.
    Eine junge Vestalin kam an die Pforte des Tempels. »Die Virgo maxima bittet euch herein«, sagte sie, und wir traten ein.
    Selbst die mächtigsten und arrogantesten Männer Roms würden diesen Tempel nie ohne Einladung betreten.
    Die Virgo maxima saß vor dem Feuer, das von den Vestalinnen Tag und Nacht gepflegt wurde. Es war der Kamin und Mittelpunkt des Tempels und in vielerlei Hinsicht der heiligste Punkt Roms. Sie bat uns mit einer Geste, auf den bereitgestellten Stühlen Platz zu nehmen.
    »Nach den schrecklichen Ereignissen von vorgestern«, begann sie, »habe ich mich mit dem Rex sacrorum beraten, und wir haben beschlossen, daß dies der geeignetste Ort für unser Zusammenkommen wäre. Es gibt in Rom keinen heiligeren Ort.
    Rex sacrorum, ich erteile dir das Wort.«
    »Einige von euch wissen bereits, was ich euch mitzuteilen habe«, begann er. »Andere hingegen wissen noch nicht einmal, wie schwerwiegend der begangene Frevel war.« Das klang übel.
    »Als der unsagbare Tribun Ateius Capito seine Verwünschungen aussprach«, fuhr Claudius fort, »ist er von allen üblicherweise verwendeten Formeln abgewichen. Jeder von uns war überrascht über die obskuren Gottheiten, die er angerufen hat. Die meisten von ihnen sind in Rom seit Jahrhunderten nicht mehr bekannt. Andere sind vollständig fremd. Doch inmitten all dessen hat er einen Namen genannt, den auszusprechen verboten ist und den eigentlich nur eine Handvoll initiierter Priester in Rom kennen dürfte. Er hat...« An dieser Stelle begann die Stimme des Rex sacrificus zu zittern und versagte ihm schließlich ganz. Meine Tante beugte sich vor und sagte mit fester, aber vor Erregung angespannter Stimme: »Dieses Ungetüm hat laut und für alle vernehmlich den Geheimen Namen Roms ausgesprochen!«
    Metellus Scipio stöhnte auf und ballte seine Fäuste in den Stoff seiner Tunika. Ich glaubte, daß Servilius Vatia, der uralte Censor, auf der Stelle tot umfallen würde. Sein Kollege Messala Niger indes wirkte genauso wenig überrascht wie Sextus Caesar.
    Ich war ebenfalls schockiert, mußte aber auf jeden extravaganten Ausdruck meines Entsetzens verzichten, weil mir mein ganzer Körper weh tat. Der Geheime oder Verborgene Name Roms war ein uralter und unglaublich mächtiger Talisman. Die Legende besagte, daß Romulus selbst der Stadt diesen Namen gegeben hatte, als er mit dem von einer weißen Kuh und einem weißen Bullen gezogenen Pflug das Pomerium absteckte. Dieser Name durfte nur in ganz besonderen Ritualen verwendet werden. Offiziell sollte die Stadt unter einer Variante seines

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