Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
jede einen Astrologen, aber an Astrologen bist du doch nicht interessiert, oder?«
    »Astrologische Hinweise waren so ziemlich das einzig Okkulte, was in Ateius' Fluch gefehlt hat.«
    »Das dachte ich mir. Nachdem ich also Abtreibungsspezialisten, Wahrsager und dergleichen aussortiert hatte, stieß ich immer wieder auf drei Namen: Eschmoun von Thapsus, Elagabal der Syrer, und Ariston von Cumae.«
    »Ariston von Cumae? Das klingt gar nicht wie der Name eines Magiers. Hört sich eher nach einem Rhetorikprofessor an.«
    »Trotzdem halten ihn nicht wenige hochgeborene Frauen für einen unfehlbaren Seher und spirituellen Ratgeber. Angeblich steht er sich gut mit den Mächten der Unterwelt.«
    »Es hätte schlimmer kommen können«, bemerkte ich. »Und was haben die Damen mit diesen Mächten zu schaffen?«
    »Eine Reihe von Dingen«, klärte Julia mich auf.
    »Kontaktaufnahme mit toten Verwandten, Rat in schwierigen Zeiten, außerdem sind die Geister der Unterwelt angeblich gute Spione. Die Frauen fragen sie, was ihre Männer so treiben.«
    »Hm«, brummte ich. »Kein Wunder, daß der Senat ständig versucht, sie aus der Stadt zu vertreiben. Wo wir gerade davon sprechen...«Ich zog den Papyrus aus meiner Tunika und breitete ihn auf dem Tisch aus. »Genau wie ich dachte. Alle drei stehen auf der Liste ausländischer Magier, die angeblich vor drei Jahren aus Rom vertrieben wurden.«
    »Was ist denn das?« fragte Julia.
    Also berichtete ich ihr von Aemilius Scaurus' Eifer bei der Unterdrückung fremdländischer Kulte.
    »Und warum sind sie dann noch hier?« wollte Julia wissen.
    »Vermutlich konnten sie Aemilius' Preis zahlen.«
    »Das ist ein schandhaftes Benehmen für einen römischen Beamten«, empörte Julia sich.
    »Ach, ich weiß nicht«, erwiderte ich. »Ich werde im nächsten Jahr selbst Aedil sein und möglicherweise auch gelegentlich Spenden aus zweifelhafter Quelle annehmen müssen.«
    »Aber du würdest doch gewiß nie mit solch verabscheuungswürdigen Leuten verhandeln?«
    »Oh, das würde ich bestimmt nie tun«, murmelte ich.
    »Sieh mal. Hinter allen drei Namen steht: >Mittler zu den chthonischen Gottheiten<. Diese besondere Bezeichnung hat sonst niemand.«
    Ich nahm die Liste und betrachtete sie. »Du hast recht. Was für eine Schande, daß Aemilius Scaurus in Sardinien weilt und ich ihn nicht befragen kann. Ich wüßte gerne, warum er die drei hat durchschlüpfen lassen. Das heißt, ich muß diese Männer selbst befragen.«
    »Ein seltsam zusammengewürfelter Haufen«, bemerkte Julia.
    »Ein Mann aus einer alten phönizischen Stadt mit einem phönizischen Namen - Eschmoun war, glaube ich, ein Gott Karthagos -, ein Syrer und ein italischer Grieche.«
    »Das klingt in der Tat merkwürdig«, stimmte ich ihr zu.
    »Aber es könnten auch drei Sklaven sein, die nur einen Steinwurf von diesem Haus entfernt geboren worden sind und sich mit ausländischer Kleidung, Barten und falschen Akzenten geschmückt haben. Das ist ein ziemlich verbreiteter Trick. Hast du zufällig herausfinden können, wo diese drei exotischen Vertreter wohnen?«

    »Natürlich. Mit wem willst du anfangen?«
    »Mit dem, der am nächsten wohnt. Ich habe so ein Gefühl, daß ich morgen nicht besonders gut zu Fuß sein werde.«

VII
    Wie sich herausstellte, hatte Elagabal der Syrer seine Behausung in der nördlichen Subura unweit des Quirinal. Das war eine Erleichterung, weil ich tatsächlich in noch lädierterem Zustand erwachte als am Morgen zuvor. Unter lautem Stöhnen wurde ich erneut massiert, rasiert und aus der Haustür geschoben. Ich entließ meine dienstbeflissenen Klienten und trottete durch das muntere Morgengedrängel meines Viertels.
    Hier und da erkannten die Leute mich, gratulierten mir oder wünschten mir Glück für die Zukunft. Ja, es war gut, wieder in Rom zu sein, selbst im ärmsten Viertel der Stadt.
    Das Haus Elagabals war nicht zu übersehen. Die Fassade war rot gestrichen, links und rechts des Portals wachten zwei geflügelte Löwen mit Menschenköpfen. Über der Tür prangte das Bild einer Schlange, die ihren Schwanz verschlang. Es sah jedenfalls nicht aus wie ein typisches gemütliches, nettes kleines Haus. Es hatte zwei Etagen, und das Dach war mit einem umlaufenden Gitter versehen, an dem Kletterpflanzen und Blumen in allen Farben rankten.
    Als ich versuchte einzutreten, stand auf einmal ein Muskelpaket von einem Leibwächter in der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt. Er hatte einen schwarzen, kantig geschnittenen

Weitere Kostenlose Bücher