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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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hierlassen. Wenn du noch etwas brauchst, wird er sich darum kümmern.«
    Ich bedankte mich bei ihm und machte mich an die Arbeit.
    Der Junge namens Hylas setzte sich auf eine Bank. Nach einer Weile bemerkte ich, daß er mich anstarrte.
    »Was ist los?« fragte ich ihn.
    Der Junge wurde rot. Ich schätzte ihn auf etwa zwölf Jahre.
    »Verzeihung, Herr. Bist du ein Wagenlenker?«
    Das war mal was Neues. »Nichts ganz so Aufregendes, muß ich gestehen. Ich bin bloß Senator. Worin besteht denn meine Ähnlichkeit zu den Rennfahrern?«
    »Es ist nur... also, die einzigen Männer, die ich kenne, die ähnlich zerschunden ausgesehen haben wie du, waren Wagenlenker, die einen Unfall gehabt hatten.« »So bunt bin ich?«
    »Die eine Hälfte deines Halses und dein halbes Gesicht sind violett«, berichtete er.
    »Manchmal«, erklärte ich ihm, »verlangen die Götter einem einiges ab. Und jetzt muß ich arbeiten. Kannst du schreiben?«
    »Gewiß, mein Herr.«
    »Ausgezeichnet. Ich möchte, daß du diese Liste von Magiern kopierst, während ich die anderen Dokumente studiere.«
    Der Junge nahm die Rohrfeder, und ich gab ihm einen Fetzen Papyrus und die Liste.
    Als ich meine Lektüre und der junge Hylas seine Kopierarbeiten beendet hatten, gab ich ihm eine Sesterze Trinkgeld und wandte mich diskret ab, als er sie irgendwo an seinem Körper versteckte. Sklaven, vor allem kleine Sklaven, müssen gewisse Listen anwenden, um zu verhindern, daß größere Sklaven sich ihres Reichtums bemächtigen, und es ist nicht ratsam, sich zu genau zu fragen, wo unser Geld gesteckt hat.
    Als ich nach Hause kam, erwartete mich eine strahlende Julia.
    »Decius!« rief sie entzückt, stürzte auf mich zu, um mich zu umarmen, und wich sogleich zurück, als ich unwillkürlich vor Schmerz stöhnte. »Oh! Tut mir leid, das hatte ich vergessen.
    Aber rate mal, wer vor ein paar Minuten hier war!«
    »Ist Onkel Julius aus Gallien zurück?«
    »Nein! Ein Mann von der ägyptischen Botschaft! Er kam in einer von Äthiopiern getragenen Sänfte. Er trug eine schwarze Perücke und einen weißen Leinenrock, der so steif war, daß er beim Gehen knackte. Außerdem war er über und über mit Geschmeide behängt.«
    »Ich bin mit der ägyptischen Mode durchaus vertraut«, erklärte ich ihr. »Aber warum hat er uns besucht?«
    Cassandra erschien mit einem Tablett und zwei Krügen, einem mit Wein und einem mit Wasser. Ich griff nach einem Becher, doch Julia war schneller und goß noch ein wenig Wasser hinzu, bevor sie mir den Becher gab.
    »Er hat das hier gebracht«, erklärte sie mit leuchtenden Augen. Sie hielt einen kunstvoll mit farbigen ägyptischen Tintenzeichnungen verzierten Papyrus hoch. Es war eine Einladung, die den »vornehmen Senator Metellus« und seine »Gattin Julia, Dame von göttlicher Abstammung«, bat, an einem Empfang zu Ehren von König Ptolemaios' Geburtstag teilzunehmen.
    »Ich bin bloß vornehm, während du von göttlicher Abstammung bist«, nörgelte ich.
    »Ich bin eine Julierin, während du nur ein Caecilier bist«, erklärte sie, als ob ich das nicht gewußt hätte. »Darauf hatte ich gehofft! Schon übermorgen. Was soll ich bloß anziehen? Wie soll ich mein Haar frisieren?«
    »Meine Liebe, ich vertraue da ganz deinen patrizischen Instinkten. Ich bitte dich nur, berate dich nicht - ich wiederhole, nicht - mit Fausta.«
    Wir gingen ins Triclinium, wo die Sklaven unser Abendessen serviert hatten. Während des Essens plauderte Julia munter über das bevorstehende Fest in der ägyptischen Botschaft. Obwohl ich mich bemühte, gelangweilt auszusehen, heiterte mich die Aussicht doch auf. Lisas gab wunderbare Gesellschaften, und das konnte ich jetzt gut gebrauchen. Nachdem das Geschirr abgeräumt war, lenkte ich das Gespräch auf ernstere Dinge.
    »Hast du einige deiner damenhaften Freundinnen getroffen?« fragte ich Julia.
    »Ich habe heute morgen bei den Thermen angefangen«, berichtete sie. Damals war es Sitte, daß die Frauen diese Einrichtungen vormittags benutzten, während die Männer die Bäder nachmittags aufsuchten. »Danach bin ich auf den Duftölund den Juwelenmarkt gegangen und dann zum Tempel der Juno Moneta auf dem Capitol.«
    »Zum Junotempel?«
    »Die patrizischen Damen versammeln sich dort jeden Monat um diese Zeit, um die Gesänge für die Matronalia zu üben.«
    »Ach so.« Wieder so ein Weiberkram, an den ich mich erst noch gewöhnen mußte. »Und haben diese Aktivitäten irgend etwas ergeben?«
    »Nun, zunächst einmal hat

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