Der Fluch des Volkstribuns
Zauberer und Vertreter nichtrömischer Gottheiten.
Mein besonderes Augenmerk gilt den italischen Kulten, obwohl ein Blick auf die Ägypter vermutlich nichts schaden kann.«
»Ich nehme an, es hat etwas mit der Sache zu tun, die vor zwei Tagen am Stadttor passiert ist?« fragte Paetus.
»Ja«, bestätigte ich, »die Pontifices wollen wissen, woher Ateius diesen komplizierten Fluch hatte. Sie haben mich mit der Ermittlung beauftragt.«
Als ich seinen zweifelnden Blick bemerkte, klopfte ich ihm beruhigend auf die Schulter. »Die ganze Sache ist natürlich rein informell. Wie du weißt, kandidiere ich als Aedil und werde nach den Wahlen ohnehin Zugang zu den Unterlagen haben.«
»Bei deiner Familie kann man wohl von einer sicheren Wahl ausgehen«, bemerkte Paetus neidisch. »Nun, ich wüßte nicht, warum du die Dokumente nicht einsehen solltest. Demetrius, das Archiv steht dem adeligen Senator zur Verfügung.«
»Wer war denn mit der Vertreibung der Ägypter beauftragt?« fragte ich den Sklaven.
»Marcus Aemilius Scaurus.«
»Der Mann muß ja schwer beschäftigt gewesen sein«, sagte ich. »Ich habe neulich die Thermen besucht, die er in jenem Jahr errichtet hat, und sie sind großartig. Das gleiche sagt man auch von seinem Theater.«
»Es war eine bemerkenswerte Amtszeit«, meinte Demetrius.
»Seine Spiele waren unvergleichlich prächtig«, sagte Paetus, »selbst nach den Maßstäben, die Caesar gesetzt hat. Mir tun nur die armen Sardinier leid. Die müssen jetzt für alles bezahlen.«
»Er quetscht sie ziemlich aus, was?« fragte ich.
»Die sardinischen Landbesitzer, die er erpreßt hat, sind schon in der Stadt und bemühen sich um Ankläger. Sobald er den Fuß in die Stadt setzt, steht er vor Gericht.«
»Immer bin ich nicht da, wenn es hier am interessantesten wird«, haderte ich.
»Er hatte natürlich auch genug Zeit, seine Spiele zu planen, seine Thermen zu bauen und noch sämtliche Scharlatane hochzunehmen«, sagte Paetus. »Er war schließlich kurulischer Aedil. Er konnte den halben Tag auf den Märkten herum sitzen und Gebühren festsetzen, während die plebejischen Aedilen den ganzen Tag jede Straße, jedes Lagerhaus und jede heruntergekommene Mietskaserne der Stadt inspizieren müssen.« Offenbar war er ein Mann mit vielen Problemen.
»Wenn du mir bitte folgen willst, Senator«, sagte Demetrius.
Wir betraten ein stickiges Labyrinth von Räumen unter dem eigentlichen Tempel.
Die Aussicht, die Unterlagen in einer winzigen Kammer beim rußigen Licht einer Öllampe durch zu sehen, behagte mir gar nicht, und ich war sehr erleichtert, als der Sklave mich in einen Raum mit einer Terrasse führte, die aus einer der Mauern unter dem Tempel hervorragte. Durch ein großes vergittertes Fenster blickte man auf das imposante Bauwerk des Circus maximus.
»Ich bin in ein paar Minuten zurück, Senator«, sagte Demetrius und verschwand im Nachbarraum. Ich hörte, wie er einigen anderen Sklaven Anweisungen gab.
Stöhnend ging ich in die Knie und setzte mich an einen langen Tisch, wobei ich mir der Gefahr nur zu bewußt war, daß ich vielleicht nicht wieder würde aufstehen können, wenn ich zu lange sitzen blieb. Aber es war angenehm, dem Marktgeschrei und den quietschenden Achsen der Wagen im Circus maximus zu lauschen, wo die Pferde trainiert wurden.
Doch es dauerte wirklich nicht lange, und Demetrius kehrte mit einem Sklavenjungen zurück. Beide trugen einen mit Papyrusrollen und Holztafeln beladenen Korb.
»Hier sind sie, Herr«, verkündete er. »Glücklicherweise noch alle an einem Ort.«
»Du hast nicht zufällig eine Liste der Magistraten aus jenem Jahr griffbereit?« fragte ich ihn.
Er wandte sich dem Sklaven zu. »Bring mir meine Schreibutensilien und ein Stück Papyrus.« Der Junge entfernte sich, und ich breitete die Dokumente auf dem Tisch aus. Als der Junge wiederkam, nahm Demetrius seine Rohrfeder und begann aus dem Gedächtnis die Namen der diensttuenden Magistraten von vor drei Jahren ordentlich nieder zu schreiben: Konsuln, Praetoren, Aedilen, Tribunen und Quaestoren. »Brauchst du auch die Promagistraten, die außerhalb Roms Dienst getan haben?« fragte er. »Ich müßte einige von ihnen nachschlagen.«
»Das wird nicht nötig sein«, versicherte ich ihm. »Ich sehe schon, daß du mir im nächsten Jahr eine unersetzbare Hilfe sein wirst.«
»Ich freue mich schon darauf«, sagte er, offenbar ohne jede Ironie. »Sonst noch etwas?«
»Ich glaube nicht.«
»Ich werde dir Hylas
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