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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Forum, und andererseits konnten wir im Notfall direkt hinauf zum Tempel des Capitolinus Jove fliehen.
    »Wenn wir zur Basilica kommen«, sagte Pompeius, »möchte ich, daß sich die Liktoren auf halber Höhe der Treppe aufstellen, die Senatoren ganz oben, wobei die diensttuenden Magistraten in meiner Nähe stehen. Milo, ich hoffe doch, deine Jungs werden bald hier sein.«
    »Sie haben ihre Anweisungen für entsprechende Situationen, Konsul«, erwiderte Milo. »Jedermann wird an seinem Platz sein, um uns größtmöglichen Schutz zu bieten. Die Frage ist nur, auf welche Seite sich Clodius schlägt.«
    Dieselbe Frage hatte ich mir auch schon gestellt. »Clodius wird keinen Aufstand wollen, den er nicht steuern kann, und niemand kann diesen Mob wirklich kontrollieren«, sagte ich.
    »Metellus hat recht«, sagte Pompeius. »Milo, ich will nicht, daß du dich jetzt mit Clodius anlegst.«
    »Ich werde jedenfalls nicht anfangen«, sagte Milo.
    Wir hatten die Menge schon vom Viehmarkt her gehört. Das Getöse ebbte ab, als wir die Basilica Julia durch eine Hintertür betraten und ihre höhlenartigen Innenräume durchquerten. Als wir die Säulenhalle vor dem Hauptportal betraten, traf uns der Lärm des Mobs mit voller Wucht.
    »Ein weißes Wildschwein für Herkules, wenn ich diese Nacht überlebe«, hörte ich einen Senator neben mir murmeln.
    Ich für meinen Teil war bereit, Jupiter eine ganze Bullenherde zu versprechen. Das Forum war ein brodelndes, sturmgepeitschtes Meer von Menschen. Schwankende Fackeln und Scheiterhaufen, die zu entzünden sich der Pöbel aus irgendeinem geheimnisvollen Grund jedesmal gezwungen sieht, beleuchteten die Szenerie. Die Scheiterhaufen bestanden aus Möbeln und Baumaterialien, die man aus den umliegenden Gebäuden geplündert hatte. Zumindest zündelten sie noch auf dem Bürgersteig und hatten die Feuer noch nicht auf Häuser und öffentliche Gebäude ausgedehnt, obwohl das nur eine Frage der Zeit war. Ein hirnloser Mob steckt munter die eigenen Häuser und Läden in Brand, und erst später, wenn die Hysterie abgeklungen ist, sucht er jemanden, dem er die Schuld für das eigene animalische Verhalten geben kann, was meistens für einen weiteren Aufstand gut ist, bei dem dann mehr Blut fließt, als Brände lodern.
    Die Liktoren nahmen, Schulter an Schulter stehend, ihre Position auf der Treppe ein, die Fasces schräg vor der Brust.
    Einige Leute entdeckten sie und die Ansammlung von Würdenträgern auf dem oberen Absatz der Treppe. Als sich die Nachricht verbreitete, entstand eine seltsame Bewegung in der Menge, als hätte man einen Stein in stehendes Gewässer geworfen. Nach und nach, an den vorderen Rändern beginnend und hier und da kleine Strudel aufwirbelnd, nahm das amorphe, ameisenhafte Gewimmel eine Richtung an, bis schließlich alle auf die Basilica zudrängten, mit Ausnahme derjenigen, die sich bereits einen Aussichtsplatz auf den Sockeln der Monumente gesichert hatten oder wie Affen an den großen Statuen und riesigen Säulen hingen.
    Im Vordergrund der Menge sah ich Clodius in seiner Arbeitertunika. Er lief ein paar Schritte vor dem Pöbel und rannte, was das Zeug hielt, doch er war nicht auf der Flucht, sondern führte die Meute an.
    »Laßt den Mann durch!« befahl Pompeius den Liktoren, »aber sonst niemanden, der kein Senator ist.«
    Hinter uns tauchten stumm weitere Senatoren aus den Gewölben der Basilica auf. Es waren die tapferen Vertreter unseres Standes, die das Treiben aus Verstecken rund um das Forum beobachtet und auf ein Signal gewartet hatten, sich zu versammeln. Zu meiner Erleichterung erkannte ich Cicero, Cato, Baibus und einige andere. Mit so viel versammeltem Mut und Ansehen konnten wir es vielleicht schaffen. Ich ließ meinen Blick über die Menge wandern und sah, daß Milos Männer sich in den vorderen Reihen verteilt hatten, um sich auf Befehl ihres Herrn umdrehen und den Mob abwehren zu können. Genau genommen bestand der ganze Pöbel, der sich am Fuß der Treppe versammelt hatte, aus Anhängern Milos oder Clodius'. Der Anblick erfüllte mich mit einem gewissen Stolz. Die Römer können sogar einen blutrünstigen Mob organisieren. Das sollten uns die Barbaren erst einmal nach machen.
    Clodius stürzte, das Gesicht zu einer Fratze verzerrt und wild mit den Armen fuchtelnd, die Treppe hinauf. Doch das waren nur die übertriebenen Gesten eines Schauspielers zur Ergötzung des Pöbels hinter ihm. Als Clodius die Stimme erhob, sprach er wie ein vernünftiger,

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