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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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gehalten!«
    »Bürger!« brüllte Pompeius. »Zerstreut euch nun und geht nach Hause, ohne weitere Straftaten zu begehen, die den Zorn der Götter weiter anfachen könnten. Ich befehle, daß der Leichnam des Ateius Capito zum Tempel der Venus Victrix oberhalb meines Theaters gebracht wird. Dort werden wir am dritten Morgen nach dieser Nacht auf meine Kosten eine so prachtvolle Bestattung feiern, wie Rom sie noch nicht gesehen hat!« Lautstarker Jubel erhob sich.
    Langsam begann die riesige Menge an den Rändern abzubröckeln. Wie Lichtströme schlängelten sich Fackeln durch Nebenstraßen, Menschentrauben lösten sich auf und verteilten sich, bis schließlich nur noch der harte Kern von Milos und Clodius' Banden zurückblieb, zusammen mit den schlagkräftigen Anhängern einiger Senatoren.
    Pompeius tat einen tiefen Seufzer. »Gut gemacht, alle mit einander.«
    »Wieviel von all dem war verfassungsmäßig?« wollte ich wissen.
    »Um die juristischen Feinheiten kümmern wir uns später«, sagte er. »Das Wichtigste ist, daß wir die Stadt vor Zerstörung bewahrt haben.«
    »Jedenfalls für heute nacht«, sagte Cicero. »Es war übrigens eine ausgezeichnete Idee, die Begräbnisfeier in deinem Theater anzusetzen. So können wir, wenn es zum Tumult kommt, einfach die Stadttore schließen und die Unruhen auf den Campus Martius beschränken.«
    »Natürlich würden dann dein Theater und dein Tempel zerstört werden«, bemerkte ich.
    Pompeius zuckte mit den Schultern. »Das Theater muß sowieso überholt werden.« Er sah mich an. »Decius, versuche bitte den oder die Schuldigen vor der Beerdigung zu finden.
    Dann hat der Pöbel keinen Grund mehr zum Aufruhr.«
    »Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll«, sagte ich. »Es herrscht kein Mangel an Verdächtigen.«
    »Präsentier uns einfach irgend jemanden«, insistierte Pompeius. »Rom ist voller überflüssiger Menschen.« Wie jeden überzeugten Militär kümmerten ihn die unschuldigen Opfer eines Krieges wenig, egal ob Soldat oder Zivilist. »Nun, dann wollen wir uns den Scheißkerl mal genauer ansehen.«
    Wir gingen die Treppe hinunter. Unten lungerten noch ein paar Schläger um den Katafalk herum. Einige langweilten sich schon und spielten Würfel und Knöchelspiel.

    Ein Senator stieß einen leisen Pfiff aus. »Da hat jemand gründliche Arbeit geleistet. Sieht aus, als ob Löwen auf ihn losgegangen wären.«
    Die Leiche bot in der Tat einen erschreckenden Anblick. Die bizarre Robe war in Fetzen gerissen, und von seiner Kleidung war kaum mehr übrig als blutige Streifen. Der Körper war von Wunden übersät. Clodius wies auf einen langen parallelen Kratzer wie von einer Tierkralle.
    »Ich habe solche Kratzer gesehen, die von einem dornenbesetzten Caestus verursacht wurden.« Er sah mich an und lächelte. »Das ist doch deine bevorzugte Waffe, oder nicht, Metellus?«
    »Du mußt es wissen«, gab ich zurück. »Du hast sie schließlich oft genug geküßt.« Unter allgemeinem Gelächter zückte ich meinen Caestus und hielt ihn an die Wunde. »Wenn es ein Caestus war, hatte er längere und weiter auseinander liegende Dornen als meiner«, sagte ich. »Außerdem hätte nicht einmal ich so hart zuschlagen können.«
    »Aber Milo«, sagte Clodius. »Oder der Senator Baibus. Wir wissen, wie kräftig die beiden sind.«
    »Damit wollen wir gar nicht erst anfangen«, ermahnte Pompeius ihn. »Wir haben den Leuten gesagt, daß wir unsere Differenzen hinten anstellen und zusammen arbeiten werden, und das werden wir auch tun. Ich werde jeden, der diese Vereinbarung verletzt, persönlich ins Exil und dann in den Tod treiben. Unter uns gibt es keinen, der diesen Schurken nicht tot sehen wollte, also macht es wenig Sinn, mit den Fingern aufeinander zu zeigen. Ich erwarte jeden Abend einen detaillierten Bericht über den Stand der Ermittlungen.«
    Es war unmöglich zu sagen, ob Ateius seinem Schicksal angstvoll, wütend oder resigniert ins Auge gesehen hatte, weil sein Gesicht zu entstellt war, um darin noch einen Ausdruck zu sehen. Seine Augen waren ausgestochen, und die Kopfhaut hing größtenteils in haarigen, blutigen Fetzen von seinem Schädel. Es war abscheulich, doch ich hatte nach Bandenkriegen schon übler zugerichtete Leichen gesehen, und da wurde nur mit Pflastersteinen und nägelbeschlagenen Brettern gekämpft.
    »Versau dir nicht deine beste Toga mit Blutflecken!« zischte Hermes mir ins Ohr. »Sonst wird Julia uns beide häuten!«
    »Meine Herren«, sagte Pompeius, »ich wünsche

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