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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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jeder Generation weiter degenerierte.
    Und jetzt dieser Aufstand und seine Folgen. Ich hätte gerne geglaubt, daß der alte Säufer endlich ein wenig Rückgrat gezeigt hatte, doch es klang eher nach der gemeinen und gereizten Reaktion eines ängstlichen Tyrannen, der spürt, daß sein Thron bröckelt.
    Und wenn Lisas von fünftausend Hinrichtungen gesprochen hatte, waren zehntausend wahrscheinlicher. Außerdem hatte er von führenden Bürgern gesprochen, was bedeutete, Männer mit engen Geschäftsverbindungen nach Rom. Die Sache war wirklich ernst.
    »Platz für den Praetor!« rief jemand. Ich sah, wie ein Trupp von Liktoren Milo den Weg bahnte, und drängte mich zu ihm durch. »Decius!« Er lächelte flüchtig. Auch er hatte die Stimmung auf dem Forum registriert. »Gibt es irgendwas Neues zu berichten?«
    »Verschiedenes. Hast du einen Moment Zeit?«
    »Nicht viel, aber Pompeius hat dem Mord oberste Priorität eingeräumt, also schieß los.«
    Wie üblich ging er beim Reden weiter. Ich erstattete ihm knapp Bericht über meine Ermittlungsbemühungen vom Vortag.
    »Ich wußte, diese Geschichte mit den Furien ist zu schön, um wahr zu sein. Aber wohin ist der Bastard gelaufen, und wen hat er getroffen?«
    »Genau das muß ich herausfinden.«
    »Arbeite weiter daran. Den Überfall werden wir fürs erste für uns behalten. Beim Kontrollgang der Feuerwache wurden heute morgen die Leichen zweier Männer gefunden, die weder zu meiner noch zu Clodius' Bande gehörten. Vielleicht haben die beiden anderen überlebt. Aber das ist auch nicht wichtig.
    Wichtig ist, wer sie angeheuert hat.«
    »Auch das werde ich herausfinden.«
    »Was ist eigentlich vor der Curia los?« fragte er. »Warum ist Lisas so früh in der Stadt?«
    Ich erzählte ihm kurz, was geschehen war, und er schüttelte den Kopf.
    »Das war's dann wohl für den Flötenspieler. Wir haben alle die Nase von ihm und seiner widerwärtigen Familie gestrichen voll.«
    »Ich fand ihn immer ganz unterhaltsam«, sagte ich.
    Mir kam ein Gedanke. »Crassus könnte die Situation ausnutzen. Er könnte seinen Krieg gegen die Parther aufgeben und statt dessen versuchen, Ägypten zu erobern!«
    »Schon möglich«, sagte Milo, »aber unwahrscheinlich. Zum einen wäre das ohne die Zustimmung des Senats gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung an Rom. Zum anderen ist er nicht mehr ganz klar im Kopf, wie du sicher bemerkt hast. Die Eroberung Parthiens ist nicht nur sein festes Ziel, es ist eine Obsession. Er hat seit Jahren von nichts anderem geredet. Ein geistig gesunder Mann könnte einen Versuch wagen, Ägypten zu erobern, aber nicht Crassus.
    Pompeius würde es liebend gerne tun, doch ihm fehlt der Mut, sich dem Senat zu widersetzen. Caesar würde es machen und so tun, als habe ihm der Senat die Zustimmung erteilt.«

    »Ich hoffe, du hast recht«, sagte ich besorgt. »Ein Krieg mit Ägypten ist das letzte, was wir jetzt brauchen.«
    Mittlerweile hatten wir die Basilica erreicht, wo er Prozesse zu leiten hatte. Zwar hatte Pompeius ihn für die Morduntersuchung von allen anderen Aufgaben befreit, aber das war nur eine Geste zur Beruhigung der Menge gewesen. Milo blieben keine zwei Monate mehr im Amt, und er hatte noch etliche Angelegenheiten zu Ende zu bringen.
    »Setz dich mit mir in Verbindung, sobald du einen überzeugenden Verdächtigen für den Mord an Ateius hast. Die Zeit wird knapp.«
    »Du bist nicht der erste, der mich daran erinnert«, erwiderte ich. Ich verabschiedete mich, bummelte eine Weile über das Forum und ließ die Atmosphäre des Ortes auf mich wirken.
    Durch diskretes Lauschen stellte ich fest, daß der Mord an dem Tribun noch immer Hauptgesprächsthema war. Die Neuigkeit aus Ägypten hatte sich noch nicht verbreitet und würde es vermutlich auch nicht tun. Für den Senat war es eine Frage von großer Wichtigkeit, doch der Durchschnittsrömer schenkte der Außenpolitik kaum Beachtung, es sei denn, es ging um einen Krieg, in den wir verwickelt waren.
    Vor drei Jahren war anscheinend eine Menge passiert, dachte ich. Gabinius war Konsul gewesen. Genau wie Calpurnius, der die Unterdrückung ausländischer Kulte angeordnet hatte. Aemilius Scaurus war Aedil und hatte die Kosten seines Amtes unter anderem damit bestritten, daß er einige dieser Ausländer gegen ein Entgelt verschont hatte, um dann extravagante Spiele zu veranstalten. Genau betrachtet, schienen zu viele Begebenheiten aus jenem Jahr zu den schicksalhaften Ereignissen dieses Jahres geführt zu

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