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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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eine umfangreiche Korrespondenz mit Freunden und Verwandten und ist einer der intelligentesten Köpfe der Welt. Er ist so brillant wie Cicero, aber im Gegensatz zu Cicero nicht von seiner eigenen Bedeutung geblendet. Er würde all die kleinen Einzelheiten zusammen fügen und auf die Wahrheit kommen.«
    »Vermutlich hast du recht«, sagte ich. Caesar hatte mich mehr als einmal beauftragt, in Fragen zu ermitteln, deren Antwort er längst kannte, nur um zu sehen, ob ich mit anderen Mitteln zum gleichen Ergebnis käme. Doch ich sagte Julia nicht, daß Caesar, wenn er eine Allianz mit Pompeius brauchte, mein Leben für einen geringfügigen Preis halten würde.
    »Was mir mehr Sorgen' macht«, erklärte ich, »ist die Frage...«, ich senkte meine Stimme zu einem Flüstern, damit Cypria oder ein Passant es nicht hörte, »wie der Geheime Name in die Sache geraten ist. Ich meine, Pompeius will so eine Art König von Rom werden, und er ist nicht besonders abergläubisch, doch selbst er würde zögern, eine Tat zu begehen, die die Stadt selbst gefährdet.«
    »Und warum hat Ateius nicht gezögert?« schoß sie zurück.
    »Nun, er...« Ich hielt inne, als mir klar wurde, daß ich darüber noch nicht nachgedacht hatte. Wenn man jemanden für verrückt hält, neigt man dazu, nicht weiter nach Motiven und Absichten und noch weniger nach Anzeichen eines Plans zu suchen. »Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Pompeius hat behauptet, daß er Ateius wegen Beleidigung der Götter, des Staates und des römischen Volkes anklagen wollte. Selbst wenn er das nur gesagt hat, um seine Komplizenschaft zu verdecken, dann hätte es sicher ein anderer getan. Es gibt mindestens hundert Senatoren mit genug juristischer Erfahrung, ihn deswegen an zu klagen. Und keiner von ihnen hätte sich diese Chance entgehen lassen.«
    »Und das muß auch Ateius gewußt haben«, sagte Julia.
    »Bevor er auf dieses Tor gestiegen ist, hat er gewußt, daß Tod oder Exil die unvermeidliche Konsequenz sein würde.«
    »Also muß er entsprechende Pläne gemacht haben. Er wußte, daß er nie nach Rom würde zurück kehren können. Julia, das gibt mir viel neuen Stoff zum Nachdenken.«
    »Das sollte es auch«, sagte sie selbstzufrieden. »Denk auch mal darüber nach: Wovor hat ein römischer Politiker die größte Angst?«
    »Vor dem Exil«, sagte ich. »Sterben muß jeder, aber ein Leben im Exil ist undenkbar.« Der Gedanke ließ mich erschaudern. Jeder kannte das Schicksal der Marius-Anhänger, die vor zwanzig Jahren von Sulla exiliert worden waren und denen man nie die Rückkehr gestattet hatte. Sie suchten Zuflucht bei fremden Herrschern oder schlossen sich Aufständen wie dem des Sertorius an. Sie waren lediglich geduldet und mußten ständig weiter ziehen, wenn sich das römische Territorium wieder erweitert hatte. Kein Wunder, daß so viele von ihnen lieber den Freitod gewählt hatten.
    »Ateius Capito«, fuhr Julia fort, »hat in der einen oder anderen Funktion den Großteil seines Erwachsenenlebens im Staatsdienst zugebracht, sagst du? Demnach hat er fünfzehn Jahre in der Legion und im Stab bedeutender Männer geschuftet, bis er schließlich das Tribunat, ein wahrhaft wichtiges Amt, errungen hatte. Nach einer erfolgreichen Amtszeit als Tribun hätten ihm höhere Ämter und militärische Oberbefehle offengestanden. All das hat er aufgegeben, um Crassus zu verfluchen. Ergibt das irgendeinen Sinn für dich, Decius?«
    »Irgend jemand muß ihm eine wahrhaft gigantische Belohnung in Aussicht gestellt haben!« sagte ich.
    »Die dann nicht gezahlt wurde«, setzte sie den Gedanken fort.
    »Statt dessen wurde er ermordet.«
    »Nun, natürlich wurde er ermordet. Ich meine, würdest du einen derart skrupellosen Mann auch noch belohnen?«
    »Du mußt einen Mann suchen, der glaubwürdig eine derartige Belohnung versprechen kann«, sagte Julia. »Und du solltest ihn schnell finden. Denn die Zeit wird knapp.«
    Daran mußte sie mich nicht erinnern, dachte ich, als ich am Abend zum Getreideamt ging. Zu Hause hatten Julia und ich ohne viel Appetit ein hastiges Abendessen zu uns genommen.
    Dann hatte ich, von Hermes begleitet, das Haus verlassen, um meinen Bericht zu erstatten, bevor die Straßen zu dunkel wurden.
    Ich traf Pompeius in Gesellschaft von Milo, Clodius, Cato und des Rex sacrorum an. »Ich hoffe, du hast etwas für uns, Decius«, sagte er grimmig.
    »Ich habe große Fortschritte gemacht«, versicherte ich ihm.
    »Das ist unbedeutend!« sagte Pompeius und schlug mit

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