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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zucken, töten, wenn er darin einen Vorteil für sich sähe.
    Die vier Mörder waren ein wenig ordinär. In der Stadt gab es genug von Pompeius' Veteranen. Ein kleiner Hinweis in der richtigen Gesellschaft, und ich würde tot auf dem Pflaster liegen. Doch seine Veteranen waren natürlich Soldaten. Die Männer, die mich angegriffen hatten, waren hingegen sica schwingende Straßenschläger, aus denen sich die Banden von Clodius, Milo und geringeren Bandenführern zusammen setzten, doch es waren durchweg Männer, die kein Interesse daran hatten, in der Legion zu dienen.
    Aber das könnte ein weiterer Kniff gewesen sein, den Verdacht von sich abzulenken, es hätte wie ein ganz gewöhnlicher Straßenmord ausgesehen. Natürlich würde er die Killer nie persönlich kontaktiert haben. Er hatte genügend Männer, die ihm solche Pflichten abnehmen und den Mund halten konnten. Jeder mächtige Mann hatte solche nützlichen Anhänger.
    All diese Gedanken bereiteten mir zunehmend Unbehagen.
    Gallien erschien mir mit jeder Stunde verlockender. Vielleicht sollte ich die Stadt still und heimlich verlassen und mich wieder Caesars Armee anschließen.
    Aber nein. Ich war mit einer Ermittlung betraut worden, und ich würde sie zu Ende führen. Ich war ein römischer Beamter, beauftragt vom Senat, dem Konsul, dem Praetor Urbanus, ganz zu schweigen vom gesamten pomifikalen Kollegium und der Virgo maxima. Ich würde bis zum Grund dieser Sache vordringen, egal, was es kostete. Eben solche törichten Gedanken sind es, die Männer häufig dazu verleiten, sich in große persönliche Katastrophen zu stürzen.
    Der Nachmittag neigte sich seinem Ende zu, und meine Schritte hatten mich fast unbewußt zum Forum zurück geführt.
    Auf der Treppe des Vesta-Tempels sah ich eine große Gruppe von Frauen in unverwechselbar patrizischer Pose. Ich ging zu dem alten, runden Tempelbau und entdeckte Julia.
    »Übt ihr jetzt schon für die Vestalia?« fragte ich sie.
    Sie sah meine betrübte Miene. »Ja. Und du hast etwas Schlimmes heraus gefunden, nicht wahr?«
    »Schon möglich. Komm, geh ein Stück mit mir.«
    Sie verabschiedete sich von den anderen Damen und gab Cypria ein Zeichen. »Was sollen denn die Leute sagen«, meinte Julia, nicht ganz ernst.

    »Laß die Leute reden«, erwiderte ich verächtlich. Natürlich hatte ich meine Hände auf dem Rücken gefaltet. Zu jener Zeit war es absolut indiskutabel, daß ein Ehepaar in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten austauschte. Selbst ein Spaziergang zu zweit, ohne eine Heerschar von Freundinnen und Klienten, war schon leicht anrüchig.
    »Vielleicht kommt Cato vorbei!« sagte ich. »Dann könnte ich dich küssen und beobachten, wie er an einem Schlaganfall stirbt.«
    »Du bist ja prächtiger Laune«, bemerkte sie. »Was ist passiert?«
    Ich erzählte ihr von den Ereignissen des Tages und meinen Entdeckungen im Tabularium. Sie dachte eine Weile darüber nach, während wir in nordwestlicher Richtung auf die gewaltigen Basilicen zuschlenderten, die dieses Ende des Forums beherrschten. Sie wirkte nicht besonders bestürzt, aber andererseits war Julia selten wirklich bestürzt. Als sie zu reden begann, schien sie zunächst gar nicht über das anstehende Problem zu sprechen.
    »Das waren schreckliche Nachrichten aus Ägypten heute morgen.« »Ja, ich glaube, der alte Ptolemaios ist endgültig übergeschnappt, die Alexandriner so hinzumetzeln. Das gibt wieder jahrelang nichts als Ärger.«
    »Nun ja, ich dachte eigentlich mehr an die arme Berenike. Ich kann nicht behaupten, ich hätte die Frau bewundert, aber sie war nett zu mir und Fausta, als wir an ihrem Hof waren. Wie kann ein Vater seine eigene Tochter töten?«
    »Dynastische Politik ist ein mörderisches Geschäft«, erklärte ich. »Aber das ist die republikanische Politik auch. Tyrannen leben in ständiger Angst, und die engsten Familienmitglieder sind ihre ärgsten Rivalen.«
    »Ich glaube nicht, daß Pompeius versuchen würde, dich um zu bringen«, meinte sie in einem, wie mir erschien, unlogischen Sprung.
    »Warum nicht?«
    »Es wäre ziemlich unklug von ihm, sich Caesar jetzt zum Feind zu machen«, erwiderte sie. »Vergiß Pompeius für einen Moment. Ich verachte den Mann, aber ich glaube, er ist nicht so dumm, wie du denkst.«
    »Er würde sich deinen Onkel Gaius Julius nicht zum Feind machen, wenn der nichts davon erfahren würde.«
    Sie sah mich an. »Du mußt Caesar doch eigentlich besser kennen. Er verfolgt alles, was in Rom geschieht. Er pflegt

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