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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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rechts auf einer kleinen Anhöhe erhob. Linker Hand lag eine große, von einer blumengeschmückten Balustrade umgebene Terrasse. Nelly konnte nicht widerstehen und schaute hinunter. Gerolamo folgte ihr. Unter ihnen tauchten gepflegte Olivenhaine auf und weiter oben, direkt unterhalb der Terrasse, Gemüsegärten mit Salaten, Kräutern, Borretsch, Mangold, Bohnen, Zucchini, Tomaten ... Der Duft nach Basilikum, Salbei, Rosmarin und Minze stieg ihr in die Nase. Auch Gerolamo atmete tief ein. Das Meer lag blau im gleißenden Sonnenlicht. Auf einer Steintreppe im Olivenhain tauchte, dunkel im Gegenlicht, eine Gestalt auf. Der Mann bemerkte sie nicht und verschwand zwischen den Bäumen.
    »Nicht schlecht hier, was? Guten Tag, ich bin Dottor Sanmarco. Dottoressa Rosso?«
    Wie ertappte Kinder fuhren Nelly und Gerolamo herum. Der Mann musterte sie mit einem leisen Lächeln auf dem breiten, rotwangigen Gesicht. Er hatte buschige graue Brauen, dichtes weißes Haar, grob geschnittene Züge, schwarze Augen und eine beeindruckend große Nase. Er war recht groß und kräftig, aber nicht dick, trug dunkelblaue Hosen, ein Jeanshemd und darüber eine sportliche graue Mehrzweckweste. Er lehnte sich auf einen Stock, den er jedoch nicht zu brauchen schien, denn er kam locker und geschmeidig auf sie zu. Neben sich hatte er einen schwarzweißen Pointer, der die Besucher schwanzwedelnd begrüßte.
    Dottor Sanmarco bat sie, ihm zu folgen, und sie machten sich auf den Weg zur Villa. Nelly blickte sich um. Das Haus war ein typisch ligurisches, dreistöckiges Gebäude. Es war offenbar kürzlich frisch gestrichen worden: altrosa Wände, weiße Fensterrahmen, grüne Läden, typisch für die Gegend. Von der großzügigen Terrasse aus konnte man die gesamte Küste bis nach Genua sehen, die wie das Meer im Sonnenlicht strahlte. Links Richtung Punta Chiappa begrenzte ein grüner Bergrücken den Blick.
    Der Mann ließ sie durch eine Terrassentür eintreten und in zwei chintzbezogenen Sesseln Platz nehmen. Er selbst machte es sich auf einem zweisitzigen Sofa bequem, derweil der Hund an der Schwelle stehen blieb und sie wehmütig ansah. Er wäre so gern gestreichelt worden. Der als Wohn- und Arbeitszimmer genutzte Raum war mit wenigen, antiken Möbelstücken aus dunklem Holz bestückt. Ein Schreibtisch, eine Truhe, ein Bücherregal. Nelly überlegte kurz, wie es wohl sein mochte, morgens in diesem Haus aufzuwachen und auf die Terrasse zu treten. Dort draußen am gusseisernen Tisch zu frühstücken. Sich um den Gemüsegarten zu kümmern und sich dann in dieses Zimmer zurückzuziehen und zu lesen. Dottor Sanmarcos Frage, ob er ihnen etwas anbieten dürfe, holte sie in die Wirklichkeit zurück.
    »Einen Tee? Ja, sehr gern, danke. Sie leben in einem Paradies, Dottore.«
    Sie sah den Besitzer ihres Traumhauses an. Plötzlich erinnerte sie sich, ihn beim Empfang in Marilenas Wohnung unter den Trauergästen gesehen zu haben, und ärgerte sich, dass sie nicht schon damals mit ihm gesprochen hatte. Die Gelegenheit wäre sehr viel günstiger und weniger offiziell gewesen. Sanmarco musterte sie höflich und wartete darauf zu erfahren, weshalb die beiden Polizisten den weiten Weg aus Genua gemacht hatten, um ihn zu treffen.
    »Wir sind hier, um mit Ihnen über die Familie Pisu zu sprechen. Soweit ich weiß, sind Sie der Hausarzt der Familie.«
    Der Mann nickte.
    »Ja, und das seit vielen Jahren. Seit die Pisus nach Ligurien gekommen sind. Ich war eng mit Giacomo Pisu befreundet und habe seine Kinder aufwachsen sehen. Die entsetzlichen Dinge, die ihnen zugestoßen sind, haben mich erschüttert. Marilenas Entführung, und dass man sie nicht findet ... Aber nach dem, was ich in der Zeitung gelesen habe und was mir Magraja erzählt hat, haben Sie den Schuldigen gefasst.«
    »Ja, jemand ist der Entführung angeklagt. Aber verzeihen Sie, Dottore, wenn ich mich nicht irre, sind Sie Gynäkologe. Wieso haben Sie dann auch die männlichen Familienmitglieder betreut?«
    Der Arzt lächelte.
    »Meine liebe Dottoressa, Giacomo und seine Kinder wären für jeden Arzt ein Albtraum gewesen. Sie waren kerngesund. Und für den kleinen Schnupfen zwischendurch war ich gut genug. Lorenza hingegen hatte immer schon eine schwache Gesundheit. Und Magraja ... Aber das fällt unter meine Schweigepflicht, und Sie erwarten bestimmt nicht, dass ich Ihnen davon erzähle, nicht wahr?«
    Eine blonde junge Frau kam mit einem Tablett herein und stellte es vor ihnen ab. Ihr runder Bauch ließ darauf

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