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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Susanna Pizzis Besuch steht Nelly vor der Tür der Pisus, ohne recht zu wissen, was sie dort eigentlich will. Vielleicht sind es Susannas rätselhafte Andeutungen über das Verhältnis zwischen dem Großvater und der Tante oder Basiles Halsstarrigkeit, die sie dazu gebracht haben, mit Magraja zu reden, auch wenn sie sich nichts Großartiges davon verspricht. Das Neueste, was sie von Sandra weiß, ist, dass Magraja sich wieder gefangen hat und ihr altes Leben führt, als wäre nichts gewesen. Die Unterredung auf dem Präsidium und die inzwischen als Tatsachen zu erachtenden Vermutungen über ihre wahre Identität werden komplett verdrängt. Was für eine seltsame Frau. Sie wirkt ehrlich, arglos, und trotzdem ist sie nicht zu fassen. Undurchschaubar. Sie blickt sich auf dem Treppenabsatz um, wieder kann sie sich der bedrückenden Atmosphäre des Hauses nicht entziehen.
    Wie kann man nur an einem solchen Ort leben? Doch vielleicht hat derjenige, der sich dieses Haus ausgesucht hat, sich sofort darin wiedererkannt. Wenn Giacomo ein skrupelloser Verbrecher war, wer war dann seine Frau Lorenza? Die es zugelassen hatte, dass er ihr Kind durch ein anderes ersetzte und es dann wie ihr eigenes aufzog. Ein Kind, das immer schöner wurde, sich immer mehr von den eigenen unterschied, wie ein Kuckucksküken. Wie verhalten sich die Jungen noch mal, die in fremden Nestern schlüpfen? Sie werden viel größer und rücksichtsloser als ihre Stiefgeschwister. Na, das trifft auf unsere Magraja ja nun gerade nicht zu.
    »Ihr könnt die armen Leute wohl einfach nicht in Ruhe lassen, ihr Polizisten.«
    Celeste steht mit in die Hüften gestemmten Händen in der Wohnungstür, und ihre braunen Augen starren sie vernichtend an. Sie scheint nicht die geringste Absicht zu haben, Nelly hereinzulassen.
    »Guten Tag, Celeste. Ist Signora Pisu zu Hause?«
    Entschieden drängt sie sich an der Frau vorbei.
    »Signora Pisu ... Welche meinen Sie denn bitte? Magraja oder ihre Mutter?«
    »Dass Signora Lorenza zu Hause ist, steht wohl außer Frage. Ich meinte die Tochter. Wie soll ich sie nennen, Signorina Pisu? In ihrem Alter erscheint mir das ein bisschen überholt.«
    »Natürlich ist sie da, wo soll die Ärmste schon sein? Tag und Nacht wartet sie auf Neuigkeiten von der Schwester, tröstet Signor Romeo ...« Und ob sie den tröstet, und du weißt auch ganz genau wie, du treuer Wachhund. Doch Nelly will Celeste nicht provozieren und bittet sie lediglich, Magraja zu sagen, dass sie mit ihr reden möchte. Leise in sich hineinschimpfend verlässt Celeste den Salon, in dem sie Nelly unwirsch hat Platz nehmen lassen. Nelly blickt sich um und ist überrascht. Das Licht. Es ist plötzlich so hell in der einst düsteren Wohnung. Schon das letzte Mal hatte sich etwas geändert, aber jetzt hat sich eine regelrechte Revolution vollzogen. Die alte Einrichtung ist verschwunden und durch moderne, schlichte, praktische Möbel ersetzt worden. Das Sofa und die Sessel sind flammend rot. Die Fenster stehen weit auf, ein paar blühende Zimmerpflanzen schmücken den Raum. Nellys Überraschung erreicht ihren Höhepunkt, als Magraja hereinkommt. Ein diskreter Duft umgibt sie, Trésor von Lancôme? Sie wirkt um zehn Jahre jünger. Durch die Strähnchen sieht sie Isabelle Simon noch ähnlicher, sie hält sich anders, die Schultern sind gerade, und sie ist dezent geschminkt. Unter ihrem rosa Kostüm blitzt ein zartes, weißes Unterhemd hervor. Falls sie Nellys Verblüffung bemerkt, weiß sie es zu verbergen.
    »Guten Tag, Dottoressa Rosso. Oder darf ich Sie wieder Nelly nennen?«
    »Bitte, ich habe nichts dagegen. Wir hatten uns doch bereits beim Vornamen genannt.«
    Magraja lächelt kühl.
    »Ja, zu Anfang. Als Sie das erste Mal mit Sandra gekommen sind, als Freundin und nicht als Polizistin.«
    Nelly kommt über die neue Magraja einfach nicht hinweg. Sie ist sich nicht mehr so sicher, dass die Frau, die Gerolamo am Bahnhof Principe gesehen hat, Isabelle Simon war. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden ist unglaublich. In der Aufmachung kann Magraja glatt für die andere durchgehen. Doch der Hausarzt hatte bestätigt, dass sie an jenem Morgen zu Hause war. Wie hieß der noch mal? Attilio, Attilio Sanmarco. Vielleicht sollte ich mich mit dem mal unterhalten. Magraja blickt auf die Uhr wie ein vielbeschäftigter Manager, der einen lästigen Bittsteller abwimmeln möchte.
    »Würden Sie mir verraten, weshalb Sie hier sind, Nelly? Es tut mir leid, aber ich habe Sie nicht erwartet

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