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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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noch?«
    »Simon.«
    »Genau, für die muss es entsetzlich sein. Nichts Genaues zu wissen, zu hoffen, dass ihr Kind am Ende doch nicht tot ist. Aber Magraja gegen ihren Willen zu einer Untersuchung zu zwingen wäre nicht richtig und würde die Büchse der Pandora öffnen, glauben Sie nicht?«
    Nelly senkt den Blick, ohne zu antworten. Sie kommt auf Dottor Sanmarco zurück und bittet Susanna, ihren Vater zu fragen, ob er die Bankunterlagen ihres Großvaters aufgehoben hat. Ein Blick auf seine Kontobewegungen könnte aufschlussreich sein. Susanna scheint nicht sonderlich überzeugt zu sein, doch sie verspricht, sich darum zu kümmern.
     
    Da bekam der Rottweiler Celeste also hunderttausend Euro für seine Treue. Und der redliche Dottor Sanmarco hatte satte achthunderttausend eingesackt, als Giacomo Pisu noch am Leben war. Nach ihrem Treffen mit Susanna hatte sich Nelly auf den Weg ins Präsidium gemacht. An der Via XX Settembre fiel ihr Blick auf ein Sommerkleid in einem Schaufenster. Grau, luftig, mit einem weißen Spitzenkragen, nicht schlecht, ausgefallen, vielleicht auch was für eine, die die vierzig gepackt hatte. Der Passantenstrom hinter ihr spiegelte sich in den Scheiben und verschwamm mit den ausgestellten Kleidern. Plötzlich kreuzte ihr Blick ein Augenpaar, das sie anstarrte. Sie drehte sich um. Severo Sanmarco, der Sohn des Arztes, der glücklicherweise gerade nicht in Angriffslaune zu sein schien. Er kam auf sie zu und hielt ihr die Hand hin.
    »Guten Tag, Dottoressa. Kleiner Schaufensterbummel zwischendurch?«
    »Na ja, wir Bullen leben schließlich auch nicht nur von Schlagstockprügeleien.«
    Sie hatte sich die Bemerkung einfach nicht verkneifen können, wiewohl sie nicht die Absicht hatte, einen neuen Streit vom Zaun zu brechen. Doch Severo Sanmarco ging mit einem entspannten Lächeln darüber hinweg, als hätte es seine verbale Attacke gegen Nelly nie gegeben.
    »Dieses Graue mit dem Spitzenkragen stünde Ihnen gut.«
    Unser junger Informatiker ist ja heute honigsüß. Und Geschmack hat er auch.
    »Ja, das ist nicht schlecht. Wie geht es Ihrem Vater?«
    »Der Alte und ich sind nicht besonders dicke. Wir sehen uns nicht sehr oft. An dem Tag, als wir uns in Ruta getroffen haben, war ich mehr oder weniger zufällig dort. Ich wohne schon seit mehreren Jahren in der Altstadt, an der Piazza delle Erbe. Nett, Sie wiedergesehen zu haben, Dottoressa, aber jetzt muss ich leider weiter.«
    Mit einem verführerischen Lächeln hielt er ihr die Hand hin. Nelly sah ihm nach, wie er Richtung Piazza De Ferrari davonging. Weißt du was über deinen Vater und Giacomo Pisu, du hübsches Kerlchen? Was weißt du von den Leichen, die eure Familien im Keller haben, wenn sie denn welche haben? Oder vielleicht sind er und die Scherereien der Pisus dir herzlich egal, weil du in den letzten Jahren dein eigenes Ding in deiner Altstadtwohnung gemacht hast? Wie viele andere junge Leute auch, denen ihre Familien auf den Sack gehen und die sie nur ertragen, weil sie zahlen?
    Diese Sanmarcos machten sie neugierig. In der Hoffnung, dass Valeria bereits etwas herausgefunden hatte, machte sie sich eiligst auf den Weg ins Präsidium.

XIX
     
    Carlo, den Nelly seit einiger Zeit in einen dunklen Winkel verbannt hatte, hatte sich angewöhnt, in den ungünstigsten Momenten daraus hervorzuspringen. Als setze er alles daran, ihren mehr oder weniger geordneten Gefühlshaushalt durcheinanderzubringen. Zwar nicht leibhaftig, denn zur Zeit weilte er in Japan, aber er war immer wieder gegenwärtig, wie ein Geist. Jetzt gerade stand er in der Küche und machte den Kühlschrank auf wie bei seinem letzten Blitzbesuch. Nelly seufzte. Ihr Gewissen hatte gelegentlich masochistische Anwandlungen. Jetzt drehte er sich lächelnd zu ihr um, und Nellys Herz zog sich zusammen. Ihr verlogenes, verräterisches Herz. Als wäre Mau nicht genug. Als wären die Arbeit und vor allem die Verdammten namens Pisu nicht genug. Als wäre Tano nicht genug, der in mein Leben dringt und es mehr und mehr besetzt. Und jetzt auch noch du, Carlo? Du bist nicht da, Ende. Bleib hübsch brav auf deinem Gastanker und lass mich leben. Und wenn du wiederkommst, sehen wir weiter. Sie kniff die Lider zusammen. Als sie sie wieder öffnete, hatte sich Carlo in Luft aufgelöst. Nelly schnappte sich ihre Tasche und verließ die Wohnung.
    Es war ein durchwachsener Junitag, der ihrer Gemütslage entsprach. Wind, Wolken, Sonne, Wasser, wann würde der Sommer kommen, nachdem schon der

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