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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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sein Jahrgang gewesen und hatte vor der Heirat einige Jahre als Hebamme gearbeitet. Der einzige Sohn Severo war geboren worden, als sie schon nicht mehr damit gerechnet hatten. Die Frau war fast fünfundvierzig gewesen. Vor rund dreißig Jahren hatte der Doktor seine gemeinnützige Stiftung für Kinder in Entwicklungsländern gegründet und verbrachte jedes Jahr ein paar Wochen in Afrika oder im Nahen Osten, wo er sich um Schwangere und Neugeborene kümmerte. Plötzlich hatte Nelly wieder die junge Slawin vor Augen, die ihnen den Tee serviert hatte. Ein Schützling?
    Die finanzielle Lage des Mediziners ging aus den jüngsten Einkommenssteuerunterlagen hervor. Er besaß fünf Wohnungen und zehn Garagen in Genua sowie einen Bauernhof in der Nähe von Vicenza. Eine Wohnung in Cervinia für den Winter, eine kleine Villa auf Elba für den Sommer und das Haus in Ruta, das Nelly gesehen hatte. Unter den Wohnungen war auch ein Penthouse mit Garage an der Piazza delle Erbe. Das Refugium des Sohnes. Alles nicht übel, aber auch nicht unbedingt verdächtig. Um zu wissen, ob er Aktien und Vermögenspapiere besitzt, müsste man sich bei der Bank erkundigen. Sämtliche Immobilien sind vor Giacomo Pisus Tod gekauft worden, und über das flüssige oder feste Kapital weiß man nichts. Wenn es nötig wird, müssen wir uns auch danach erkundigen ... Das Klingeln ihres Handys ließ sie aufschrecken.
    »Tano? Ich hab’s gehört. Wie geht es Massimo? Gebrochener Arm, gebrochenes Bein, Gehirnerschütterung ... Ist er bei Bewusstsein? Ein Glück. Okay, sag mir, wenn’s was Neues gibt. Ja, ciao.« Möchtest du, dass ich komme? Die Frage brannte ihr auf den Lippen. Sie hatte es nicht herausgebracht. Es war besser so, das wusste sie. Außerdem waren die Nachrichten nicht allzu beunruhigend, und am Krankenbett hätten außer Tano auch noch die Mutter und die Geschwister gestanden, was hätte sie da zu suchen gehabt? Sie ging zur Tür, um Valeria mitzuteilen, dass die Folgen des Unfalls nicht allzu dramatisch waren, und um sie für ihre Arbeit zu loben. Die Informationen über Dottor Sanmarco waren in Rekordzeit auf ihrem Tisch gewesen. Wenn auch wie immer ein paar entscheidende Puzzleteile fehlen. Wie bei einer Patience, die man nicht auflösen kann, weil die entscheidenden Karten im Haufen stecken ... Wieder klingelte ihr Handy. Susanna P.
    »Ja, Susanna? Ob Sie stören? Nein, gar nicht. Ich bin im Präsidium. Kommen Sie vorbei, ich warte auf Sie.«
     
    Ein Vierteljahrhundert lang hatte Giacomo Pisu monatlich Geld an Attilios Stiftung überwiesen, zuerst fünfhunderttausend Lire, dann, nach der Währungsumstellung, dreihundert Euro. Eine äußerst großzügige Unterstützung. Wie freigebig. Susanna war völlig baff, das hatte sie von ihrem Großvater nicht erwartet . Im fraglichen Zeitraum gibt es lediglich zwei Lücken von jeweils zwölf Monaten, in denen kein Cent überwiesen wurde. Laut Susanna war das Verhältnis zwischen Giacomo und Attilio jedoch immer herzlich, bis auf das Jahr vor Giacomos Tod, und da waren die achthunderttausend Euro trotzdem an Attilios Stiftung gegangen. Außerdem waren im letzten Jahr zweimal fünfzigtausend Euro in bar abgehoben worden, einmal in der Woche vor Giacomo Pisus tödlichem Unfall.
    Nelly wurde unruhig. Wurde Giacomo Pisu von Attilio Sanmarco erpresst? Aber weshalb? Die Überweisungen waren jedoch jahrzehntelang getätigt worden, da waren die beiden noch befreundet gewesen, und die Beträge waren nicht riesig. Dann war womöglich etwas passiert ... Vielleicht war der gute Doktor gieriger geworden. Hatten er und Giacomo sich in jener Nacht auf dem Corso Italia getroffen? Nelly beschloss, Dottor Sanmarco so bald wie möglich einen weiteren Besuch abzustatten. Doch vorher musste sie etwas über seine gemeinnützige Organisation herausfinden. Und da war wieder Valeria gefragt.
    Sanmarcos Stiftung heißt Futuro und hat ihren Sitz in seinem Haus in Ruta. Mitglieder sind ein paar Genueser Ärzte und Geschäftsleute, vor allem Freunde oder Exkollegen, die ebenfalls als Sponsoren auftreten. Giacomo Pisu ist als Fördermitglied eingetragen, was die großzügigen monatlichen Zuwendungen allerdings nur teilweise erklärt. Um die Buchführung hat sich jahrelang die Ehefrau des Arztes gekümmert, nach ihrem Tod dann der Doktor selbst, mit Unterstützung einer Steuerberaterin namens Anna Belsito. In all den Jahren sind zahlreiche freiwillige Helfer bei der Stiftung ein und aus gegangen, um sich nützlich zu machen,

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