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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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zeigte sich das gleiche Erstaunen, begleitet von einem leisen Schock, den Tano nicht bemerkte: In diesem Bett wachte sie sonst immer mit Carlo auf. Sie machte sich sofort davon frei – Meine Schuld, ich hab’s ja so gewollt – und streckte lächelnd ihren nackten Arm nach ihm aus. Doch ehe er sie abermals an sich ziehen konnte, schwang sie die Füße aus dem Bett und warf einen Blick auf den Wecker. »Los, sonst kommen wir noch zu spät. Ich möchte doch noch in Ruhe mit dir frühstücken«, und schon war sie im Bad verschwunden. Kurz darauf hörte Tano das Wasser rauschen. Er verschränkte die Arme im Nacken, betrachtete die Zimmerdecke, versuchte, das leise Verlorenheitsgefühl zu unterdrücken, das ihr plötzliches Aufspringen bei ihm ausgelöst hatte, und schalt sich dafür, es darauf angelegt zu haben. Diese Geschichte beanspruchte zu viel. Brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Fast wehmütig dachte er an die Leichtigkeit, die er beim Aufwachen neben einer mehr oder weniger belanglosen Affäre empfand, an die Zufriedenheit, wieder Herr seiner selbst zu sein, sobald sie zur Tür hinaus war. Unterdessen war Nelly mit einem Handtuch um den Kopf und in einen verschossenen Morgenmantel gehüllt aus dem Bad gekommen. Sie musterte ihn lächelnd. Dann zog sie mit einem Ruck die Bettdecke weg. Tano sprang auf, sie jagten einander um das Bett, bis Nelly ihm endlich entwischen und in die Küche flüchten konnte.
    »Mach voran, zieh dich an, du kriegst mich sowieso nicht«, lachte Nelly, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als ins Bad zu gehen und der vertraulichen Nähe ein Ende zu setzen, die ihm am Abend zuvor so überwältigend und endgültig erschienen war. Allein in der Küche, hörte Nelly sofort auf zu lachen und fragte sich, wie es möglich war, dass sie sich wünschte, Tano möge so schnell wie möglich verschwinden, nachdem sie ihn die Nacht über so leidenschaftlich geliebt hatte. Sie konnte es kaum erwarten, die Laken zu wechseln, das Bett zu machen, als wäre es ein entweihter Ort. Sie versprach sich, von nun an ausschließlich zu ihm zu gehen und ihn nie wieder bei sich übernachten zu lassen. Weiter wagte sie das Ausmaß dieses inneren Erdbebens nicht zu hinterfragen.
     
    Valeria saß bereits auf ihrem Posten hinter dem Computer, sah auf, um sie zu begrüßen, und bemerkte einen eigenartigen und bisher ungekannten Schatten auf dem Gesicht der Kommissarin. Nelly setzte sich vor sie hin.
    »Ich möchte, dass du mir alles raussuchst, was es gibt, nicht nur zu Alceo Pisus Crewmitgliedern, sondern zu sämtlichen Pisus. Vor allem der Vater Giacomo interessiert mich. Was hat der in Sardinien gemacht, was hat er studiert, sein Bekanntenkreis dort und hier in Genua, seine Unterhosenmarke, sein Lieblingsessen, eventuelle Geliebte, Katzen, Hunde, Ticks, Sportarten ... Alles, was du findest.«
    Valeria sah sie überrascht an. Der Vater der Pisus? Ach ja, der vor ein paar Monaten von einem Raser überfahren worden war. Ein bisschen was hatte sie schon in Erfahrung gebracht. Er war 1967 mit Frau und Kindern nach Genua gekommen. Dann hatte er in wenigen Jahren die Baufirma hochgezogen, die ziemlich gut lief. Über sein Leben auf Sardinien war wenig bekannt, aber sie würde versuchen, so viel wie möglich rauszukriegen.
    »Gut«, entgegnete Nelly und verschwand in ihrem Büro.
    Kurz darauf stand Marco mit zwei Espressotassen in der Tür und setzte sich vor ihren Schreibtisch. Sie betrachtete die Falten um seine Mundwinkel, die an die Stelle seines offenen und spontanen Lächelns getreten waren. Seit dem jähen Bruch mit seiner langjährigen Freundin Luciana im letzten Sommer – sie hatte ihn ohne große Vorwarnung verlassen, um einen anderen zu heiraten – hatte sich der Vizekommissar verändert. Er war nachdenklicher geworden. Schwermütiger. Hoffen wir mal, dass er bald die Passende findet und möglichst wieder der Alte wird. Fragend legte sie den Kopf zur Seite und blickte ihn an. Marcos linkes Bein schien vom Veitstanz befallen zu sein. Schließlich gab er sich einen Ruck.
    »Bisher hat sich noch nichts ergeben. Ich habe sämtliche Leute der Crew befragt, auch die, die am Abend seiner Ermordung nicht anwesend waren. Es gibt ein paar, die ihn nicht ausstehen konnten und ihm vielleicht den Tod gewünscht hätten, aber in die Tat umgesetzt hätten sie es niemals. Keinerlei Anhaltspunkte, Beweise erst recht nicht. Das Einzige, was als Motiv herhalten könnte, ist Sofia Lebeaus Eifersucht. Sie hat wohl auch der

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