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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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kleinen Susan ein paar Szenen gemacht, dabei finde ich ihre Mutter viel besser, aber offenbar stand Pisu auf ganz junge Dinger. Ziemlich frustrierend, das Ganze. Selbst wenn es die Lebeau gewesen sein sollte, was ich nicht glaube, wird es schwer sein, ihr das nachzuweisen.«
    »Wieso glaubst du nicht, dass sie es war?«
    Marco zuckte mit den Achseln.
    »Vielleicht ist das nur oscarverdächtiges Theater, aber diese Frau ist total verzweifelt über den Tod ihres Freundes. Sie muss ihn sehr geliebt haben.«
    »Ja, ich hab auch mit ihr geredet. Die scheint völlig am Ende zu sein, allerdings sieht man in unserem Beruf so einiges. Aber ich war da, als Alceo vergiftet wurde, und ihr Entsetzen an dem Abend wirkte echt. Was für uns allerdings ein Problem ist.«
    »Stimmt.«
    »Keine Verdächtigen, keine Beweise.«
    »Hmhm.«
    »Aber irgendjemand hat Alceo Pisu das Zyanid in den Malzkaffee gerührt.«
    »Na los, Nelly, gib’s schon zu: Du warst es.«
    Marcos Augen funkelten belustigt. Nelly lachte.
    »Du willst den Fall einfach gelöst haben, was?«
    »Du saßt neben ihm, und bestimmt war er von deinen schönen Augen total abgelenkt: einen Moment nicht aufgepasst, und zack! hast du ihn kaltgemacht.«
    »Erwischt, Marco. Aber du musst es beweisen. Das Motiv?«
    »Du fandest ihn zum Kotzen, genau wie seine Mitarbeiter. Und da hast du beschlossen, eine gute Tat zu vollbringen und die Welt von einer Arschgeige zu befreien.«
    »Du hast’s erfasst. Ich gestehe. Der Fall ist gelöst.«
    Sie prusteten los. Tano kam herein und sah sie fragend an.
    »Lasst ihr mich mitlachen?«
    »Nelly hat gerade gestanden, Alceo Pisu umgebracht zu haben, weil er ein Kotzbrocken war, und ich wollte sie festnehmen.«
    Tano machte ein verdutztes Gesicht.
    »Wie ist das ... Egal, Hauptsache, wir haben den Täter.« Er fiel in ihr Gelächter ein. Dann wandte er sich an Nelly, die sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischte.
    »Giancarlo Pisus Anwältin hat uns wissen lassen, dass der Junge dich sprechen möchte.«
    Nelly sah Giancarlo vor sich, wie er ihr an jenem Sonntag in der Via Balbi erschienen war, seine irren Augen. Und dann nach der Tat, während des Verhörs im Gefängnis, apathisch, schlaff, mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt.
    »Okay, ich fahr hin. Mit dem wollte ich mich sowieso unterhalten. Kommst du mit, Marco?«
    Noch ehe der Vize antworten konnte, sagte Tano: »Die Anwältin hat gesagt, er würde gern mit dir allein reden.« Wegen seines Gesundheitszustandes war Giancarlo zunächst auf der Krankenstation des Gefängnisses behandelt und dann in eine Zelle verlegt worden. Seit Beginn der Haft stand er unter Beobachtung und nahm regelmäßig seine Medikamente. Sowohl die Anklage als auch die Verteidigung wollten ein psychiatrisches Gutachten erstellen lassen. Während Nelly im zähen Vormittagsverkehr Richtung Marassi-Gefängnis fuhr, fragte sie sich, was der junge Mann wohl von ihr wollen könnte. Von allen Fällen war seiner der offensichtlichste. Mit blutbeschmierten Händen neben dem Opfer gefasst. Die Fingerabdrücke auf dem Mordmesser. Sein Gefasel über den Vater, der die arme Gioia umgebracht hätte, um sie ihm wegzunehmen, reichte womöglich für eine Strafmilderung wegen Geisteskrankheit, doch bestimmt nicht für einen Freispruch.
    Sie blickte zum Himmel, der grau und regenschwer über der Stadt hing. Es war warm und feucht. Im von Gestrüpp durchsetzten Bett des Bisagno schoss das trübe Wasser in drohenden Strudeln talwärts Richtung Meer. Vielleicht schmolz irgendwo noch der letzte Schnee. Nelly beschloss, außerhalb des Gefängnisses auf dem großen Parkplatz zwischen dem Ferraris-Stadion und der Firpo-Buonarroti-Oberschule zu parken. Das Schulgebäude stand auf einem ehemaligen Fabrikgelände und erinnerte an ein Schiff mit gerundetem Bug. Nelly betrachtete es ratlos und musste daran denken, dass es in den Neunzigern neu, weiß und modern gewesen war, im Gegensatz zu den meisten anderen Genueser Schulen, die in alten, baufälligen und völlig unzweckmäßigen Gebäuden untergebracht waren. Keine zwei Jahrzehnte später war es grau und schäbig geworden und erinnerte eher an eine Mietskaserne in der Bronx, was durch die hohen Gitter zwischen den beiden Gebäudeflügeln noch verstärkt wurde. Ist es denn zu fassen, dass selbst die besten Absichten so enden müssen? Schon beim Anblick ihrer Schule kriegen Lehrer und Schüler einen Koller ...
    Ansonsten hatte sich die Gegend in den letzten Jahren gebessert. Der kleine

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