Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Inn Fields in London handelte.
»Belheddon Hall ist ein Haus voller Unglück — deshalb. Die Vergangenheit ist vorbei. Ich finde, man sollte sie ruhen lassen. Ihre Mutter war der gleichen Ansicht. Deswegen wollte sie, daß Sie einen neuen Anfang machen.«
»Weswegen hat sie mir dann geschrieben?«
»Wahrscheinlich, um sich selbst zu beruhigen.«
Joss warf einen Blick auf die Karte. »Darf ich Sie noch einmal besuchen, nachdem ich mit den Anwälten gesprochen habe?«
Einen Augenblick lang dachte sie, er würde den Kopf schütteln. Auf seinem Gesicht lag plötzlich ein Schatten. Und ganz kurz zeigte sich in seinem Blick noch etwas: Angst. Erschrocken starrte sie ihn an, aber der Ausdruck verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war. Er lächelte sie ernst an. »Sie können kommen, wann immer Sie möchten, Kind. Dot und ich werden Ihnen nach Kräften helfen.«
Erst als sie in die hereinbrechende Abenddämmerung hinaustrat und zu ihrem Wagen zurückging, dachte sie über diese Bemerkung nach und fragte sich, was er wohl damit gemeint haben könnte. Warum sollte sie Hilfe brauchen — genau dieses Wort hatte er benutzt —, und wovor hatte er Angst?
3
E s war sehr spät, als sie schließlich in den engen Hof in Kensington fuhr und den Wagen in eine unmöglich kleine Parklücke manövrierte. Müde stieg sie aus und fischte nach den Hausschlüsseln.
In der Küche hinten brannte noch Licht. Luke saß wie eingeklemmt in der Ecke hinter dem kleinen Tisch und starrte auf eine Tasse mit kaltem Kaffee. Seine große Gestalt mit den breiten Schultern ließ das Zimmer winzig erscheinen. Er hatte die Ellbogen auf ein Durcheinander von Unterlagen gestützt und das
Kinn in die Hände gelegt, als könne er kaum den Kopf heben. Sein sonst rötliches Gesicht war blaß.
»Hallo, Schatz!« Sie beugte sich über sein zerzaustes dunkles Haar und gab ihm einen Kuß. »Tut mir leid, daß es so spät geworden ist. Ich mußte bis nach Aldeburgh fahren. Schläft Tom schon?« Sie konnte es kaum erwarten, nach oben zu gehen und ihren kleinen Jungen an sich zu drücken.
Er nickte. »Schon seit Stunden. Wie war’s?«
Erst jetzt bemerkte sie sein abgespanntes Gesicht, und ihre überschäumende Aufregung fiel von ihr ab. »Luke? Was ist los? Was ist passiert?« Sie setzte sich auf den Hocker neben ihm und griff nach seiner Hand.
»Joss, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll«, sagte er und schüttelte dabei langsam den Kopf. »Henderson and Grant sind nicht mehr.«
Erschrocken sah sie ihn an. »Aber Barry hat doch gesagt…«
»Barry hat sich abgesetzt, Joss. Und er hat das ganze Geld mitgenommen. Ich habe ihn für meinen Freund gehalten. Ich dachte, unsere Partnerschaft wäre sicher. Aber das war ein Irrtum. Ich habe mich getäuscht!« Plötzlich schlug er mit der Faust auf den Tisch. »Ich bin zur Bank gegangen; das Konto ist geplündert. Ich habe den ganzen Tag mit Steuerberatern verbracht — und mit der Polizei. Deine Schwester ist gekommen, um sich um Tom zu kümmern. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, und Joss merkte, daß er den Tränen nahe war.
»Oh, Luke…«
»Wir müssen das Haus aufgeben, Joss.« Mühsam stand er auf und schob seinen Hocker zurück. Dann riß er die Tür auf, die zu ihrem handtuchgroßen Garten führte, trat auf die Terrasse und starrte zum Himmel hinauf.
Joss blieb reglos sitzen. Alles, was sie an diesem Tag selbst erlebt hatte, war vergessen. Dumpf betrachtete sie die terrakottafarbenen Fliesen an der Wand über der Arbeitsfläche. Achtzehn Monate lang hatte sie gespart, um diese Fliesen kaufen zu können und dann mußte sie jemanden finden, der sie ihr anbrachte. Damit war endlich die Küche fertig gewesen, die Traumküche in ihrem ersten eigenen Zuhause.
»Joss.« Luke stand in der Tür. »Es tut mir leid.«
Sie stand auf, ging zu ihm hinüber und legte ihren Kopf an seine Brust, und er schloß sie in die Arme. Er roch beruhigend nach Luke — eine Mischung aus Maschinenöl, Rasierwasser, alter Wolle und — Luke. Sie drückte sich an ihn und fühlte sich besser, einfach weil sie bei ihm war. »Uns fällt schon etwas ein«, murmelte sie in seinen Pullover hinein. »Wir schaffen es schon.«
Er preßte sie noch enger an sich. »Meinst du wirklich?«
»Ich kann ja wieder unterrichten. Damit kommen wir fürs erste über die Runden. Vor allem, wenn Lyn sich um Tom kümmert. Was für ein Glück, daß ich eine Schwester habe, die Babys mag. Sie
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