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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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er sie zur Seite und wollte zur Tür hinaus, doch Rosamund stand im Durchgang. »Du hast ihr das verraten, du Schlampe«, zischte er sie an, bevor er verschwunden war.
    Es herrschte betretenes Schweigen.
    Zephyr sah ihm nach. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nichts Schlimmes.« Rosamund versuchte, sie zu beruhigen. »Mark behält nur seine Schwächen lieber für sich.«
    Gary schob die Stühle wie beim letzten Mal in einem Halbkreis zusammen und zog die Vorhänge zu. Zephyr setzte sich neben die Lampe und schloss die Augen. Sie entspannte sich durch bewusstes Atmen. Diesmal schien sie schneller in Trance zu fallen, es war fast, als hätte Alice neben ihrem Stuhl auf sie gewartet.
    »Hilf mir.«
    »Alice? Bist du Alice Parkin?«, fragte Gary ruhig.
    »Ja.«
    »Was sollen wir tun, Alice? Wir wollen dir helfen. Sag uns, was du von uns willst, Alice.«
    Stille. Zephyrs Atem wurde unregelmäßig.
    »Vergebt … Alice.«
    »Was ist mit dir geschehen, Alice? Warum kannst du Colonsay nicht verlassen? Sag es uns, damit wir dir helfen können.« Gary lehnte sich gespannt nach vorn.
    Zephyr seufzte tief auf und öffnete die Augen. Sie sahen auf einmal anders aus, heller, jünger. Langsam glitt ihr Blick über Kerry und Gary zu Rosamund.
    »Ambrosine«, sagte sie mit fremder Stimme. Rosamund musste schlucken. Sie zitterte.
    »Das ist Rosamund«, sagte Gary. »Das ist nicht Ambrosine. Alice, was ist dir zugestoßen? Sag es uns, damit wir dir helfen können. Bist du in Colonsay gestorben? Liegt dein Leichnam hier irgendwo?«
    »Fliegen … Sturmschwalben.«
    »Fliegen?«
    »Kein Schmerz. Ich bin geflogen.«
    »Du meinst, als du gestorben bist?«
    »Ja. Ich wollte zu Bertie, doch er war nicht da.«
    »Bertie Cunningham, Alice?«
    »Ja. Er war mein Freund.«
    Schweigen.
    »Alice, lag dir etwas schwer auf der Seele bei deinem Tod?«
    »Ja.« Zephyr schnappte nach Luft.
    »Wir wollen dir helfen, Alice. Sag uns, was geschehen ist.«
    Alice’ Stimme antwortete, jedoch so leise, dass kein Wort zu verstehen war. Zephyrs Augenlider flatterten, dann schlossen sie sich. Sie seufzte tief auf.
    Gary beugte sich zu ihr und berührte sie am Arm. Zu den anderen sagte er: »Sie wacht auf.«
    »Wir hatten recht«, stellte Rosamund ruhig fest. »Alice kann nicht von hier weg, bis wir sie befreien. Wenn wir nur wüssten, wie!«
    »Wir werden es schon noch herausfinden«, sagte Zephyr angestrengt. Sie öffnete ihre Augen, die nun wieder ganz normal aussahen. Dunkel, mit grauen Schatten darunter. »Möge die arme Seele Frieden finden.«
    Kerry nickte. »Amen.«
    Rosamund war ganz in Gedanken versunken. Sie versuchte sich vorstellen, wie Alice und Bertie Freunde gewesen sein konnten. Das war nicht so schwer. Der schwache Bertie hatte sich, wie Rosamund auch, vermutlich zu einer starken Persönlichkeit hingezogen gefühlt.
    Zephyr nahm beim Abschied Rosamunds Hand in die ihre. »Dein Mann muss eine Entscheidung treffen. Denk immer daran, dass es seine Entscheidung ist – nicht deine. Jeder von uns ist für sein eigenes Leben verantwortlich, Rosamund.«
    ***
    Ohne Probleme erreichte Alice die Küchentür. Sie war nicht bewacht und öffnete sich sofort. Die Hitze vom Herd nahm ihr im ersten Augenblick den Atem. Mrs Gibbons wischte sich das Gesicht mit ihrer Schürze ab. Es war nass und fleckig, die Augen klein und rot.
    »Alice!«
    Meggy stolperte auf sie zu und schlang die Arme um sie. Sie zitterte, klapperte mit den Zähnen. Alice wappnete sich.
    »Was machst du denn hier, Mädchen?«, wollte die Köchin wissen. Sie sah sich vorsichtig um. »Niemand darf das Haus verlassen oder betreten. Nur der Arzt.«
    »Ist jemand krank?« In der Schule hatte sie von ansteckenden Krankheiten gehört. War in Colonsay eine Epidemie ausgebrochen?
    Meggy stöhnte auf und hob ihr verwüstetes Gesicht von Alice’ Schulter. »Tot«, stammelte sie. »Alice, sie ist tot.«
    Mrs Gibbons packte Meggy am Arm, zog sie gewaltsam weg und schob sie auf den Hocker beim Herd. Ihre dicken Finger griffen unnötig grob zu, ihre kleinen Augen waren geschwollen vom Weinen. Alice merkte, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste.
    »Der Herr!« Die Köchin schluckte schwer. »Der Herr …« Mehr brachte sie nicht heraus. Sie fiel auf einen Stuhl.
    »Madam ist tot«, flüsterte Meggy mit dem Gesicht in ihren Händen, die Stimme halb erstickt. »Ermordet.«
    Alice fehlten die Worte. Ihr Kopf war auf einmal ganz leer, wie eine frisch geputzte Schultafel. »Aber – wie?«, stieß

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