Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
Vom Netzwerk:
hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich verbiete euch beiden, heute Nacht eure Zimmer zu verlassen, ohne mich zuvor davon zu informieren.«
    Dann reichte der Puder durch den ganzen Flur bis zur Tür seines Zimmers. Sie standen alle da, merkwürdig befremdet, starrten einander an und zögerten den Abschied hinaus.
    »Gute Nacht«, sagte Kerry schließlich und schloss ihre Tür.
    Rosamund zögerte noch. »Ist das nicht alles vollkommen verrückt?«, wagte sie sich vor.
    Gary schüttelte den Kopf. »Nein. Lass es uns einfach ausprobieren und abwarten, was sich ereignet. Vielleicht bekommen wir am Ende eine total plausible Erklärung für alles.«
    »Na, hoffentlich.« Sein Lächeln war das Letzte, was sie sah, bevor sie ihre Tür schloss.
    Rosamund stieg ins Bett, legte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Draußen strich der Wind durch die Kiefern. Eine Eule rief. Colonsay lag völlig still, nicht einmal das übliche Ächzen und Knacken des alten Hauses war zu hören. Rosamund schloss die Augen und erlaubte ihren Gedanken zu wandern. Aus dem Fenster, weg von Colonsay, zu den Klippen. Über die Bucht hinüber, in der die hellen Lichter der Tanker und Frachtschiffe über den dunklen Wassern schwebten. Die Seeleute steuerten ihre Boote sicher durch Untiefen und an Sandbänken vorbei bis zum Riff, durch das es bei Flut einen Weg aus der Port Phillips Bay ins offene Meer gab. Das war eine gefährliche Meerenge voller Wracks, über die viele schreckliche Geschichten erzählt wurden.
    O hear us when we cry to Thee, for those in peril on the sea. – Erhöre uns, o Vater, wenn wir Dich bitten für die Menschen in Seenot.
    Die letzte Zeile aus den Strophen der Royal-Navy-Hymne erklang laut und deutlich in ihrem Kopf. Wo kam das auf einmal her? Ihre Lider zuckten, doch sie hielt die Augen geschlossen. In der Nähe der Schlafzimmertür erklang ein leises Kratzen – Mäuse? Es mussten Mäuse sein, was denn sonst? Wenn sie nicht nachsah, konnte sie zumindest so tun. Sogar noch, als die schreckliche, schon vertraute Kälte ins Zimmer kroch, weigerte sie sich, die Augen zu öffnen. Sie hoffte einfach, es würde verschwinden, wenn sie sich weigerte, es zur Kenntnis zu nehmen.
    Das erste Krachen auf dem Dachboden ließ sie erstarren. Wie ein Brett lag sie unter ihrer Decke. Beim zweiten Knall sprang sie auf und rannte zur Tür.
    ***
    Mrs Gibbons sang mit hoher zitternder Stimme Those Endearing Young Charms. Meggy verdrehte die Augen. Sie war gerade dabei, Muskatnuss in eine Schüssel zu reiben. Alice putzte das Silberbesteck mit Wiener Kalk und rieb es mit einem weichen Tuch blank. Es schien in Colonsay schneller anzulaufen, als man es putzen konnte. Mrs Gibbons behauptete, das käme vom Salz in der Luft.
    Ambrosine hatte einen morgendlichen Ausritt unternommen und war dabei in einen Regenschauer geraten. Ihr tropfte das Wasser aus den Kleidern und Haaren, als sie zu Hause ankam. Mrs Gibbons machte eine Menge Aufhebens deswegen, schickte zuerst nach heißem Wasser für die Badewanne, dann nach heißer Brühe. Immer noch singend, war sie im Augenblick dabei, Tee und ein paar Sandwiches zuzubereiten, um Ambrosines Appetit anzuregen. Sie gab eine ordentliche Dosis von ihrer speziellen Medizin in eine Tasse.
    »Madam könnte sich erkältet haben, und mein Tonikum ist das allerbeste Gegenmittel«, verkündete sie niemand Be-stimmtem.
    »Das Zeug hält dich sogar vom Atmen ab, wenn du zu viel davon erwischst«, stellte Meggy düster fest. »Weiß der Himmel, was da drin ist!«
    Alice besaß eine ziemlich gute Vorstellung davon. Sie hatte der Köchin dabei zugesehen, wie sie es zusammenrührte; die Zutaten beinhalteten eine nicht unbeträchtliche Menge an Bier, Wein und Whiskey.
    »Und was ist mit dem armen Jonah?«, murmelte Meggy leise, um Mrs Gibbons Gesang nicht zu übertönen. »Er war mit Madam unterwegs und ist ebenso nass geworden. Kein Mensch kümmert sich um ihn, macht ihm Tee oder bringt heißes Wasser für ein Fußbad.«
    »Warum haben sich die beiden nicht irgendwo untergestellt?«, fragte Alice.
    Meggy drückte die Muskatnuss heftig gegen die Reibe. »Das wäre unpassend, nicht wahr? Es könnte Gerede geben.«
    Alice musste beinahe laut auflachen. »Meggy! Jonah ist ein Bediensteter.«
    Meggy hob eine Augenbraue, und Alice konnte ihr ansehen, dass sie ihr unbedingt etwas erzählen wollte.
    »Genug mit dem Geplapper«, zischte da die Köchin. Und wieder wurde es still in der Küche.
    ***
    Gary bekam sie gerade noch zu

Weitere Kostenlose Bücher