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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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lächelte. Es gab auch ein paar Bilder von Rosamunds Mutter Janet, groß und schlaksig, mit einem zögerlichen Lächeln. Rosamunds Eltern schienen miteinander nicht besonders glücklich gewesen zu sein. Das Fehlen weiterer Fotos bekräftigte diesen Eindruck. Dann kamen Schnappschüsse von Rosamund selbst. Als Baby, als Kleinkind und als hochgewachsener, mürrischer Teenager mit schlechter Haltung, der mit dunklen, abweisenden Augen in die Kamera blickte. Das letzte Foto war im bereits verwilderten Garten entstanden.
    Rosamund war nachdenklich geworden. War es möglich, dass man sein ganzes Leben lang Dinge aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtete und eine Änderung ebendieses Winkels alles infrage stellte? Hatte die Wahrnehmung des einsamen und sonderbaren Mädchens, dass sie gewesen war, ihr ein Bild von Ada vermittelt, das nicht der Wirklichkeit entsprach? Hatte Kerry recht und Rosamund unrecht?
    »Hast du etwas Interessantes entdeckt?«
    Gary stand direkt neben ihrem Sessel. Rosamund sah auf, darum bemüht, ihre Verwirrung zu verbergen. »Kommt drauf an«, entgegnete sie mit einem kurzen Lächeln. Sie blätterte wieder in dem Album, diesmal von hinten nach vorn.
    Gary blickte ihr dabei über die Schulter. »Das ist Enderby.«
    Rosamund betrachtete das Bild aufmerksam und erkannte, dass das stimmte. Sein Großvater stand mit Simon neben Ada, die auf einem Stuhl saß. Im Hintergrund war das Haus zu sehen. Alle lächelten.
    »Glückliche Zeiten«, murmelte sie.
    Als sie wieder beim ersten Foto angekommen war, klappte sie das Album zu. Das braunhaarige Mädchen hatte sie nicht entdeckt, aber das war auch nicht zu erwarten gewesen. Dem Gesicht nach gehörte sie nicht zu den Cunninghams. Rosamund war sich sicher, dass sie sich daran auch erinnert hätte. Nein, das braunhaarige Mädchen war eine Außenstehende. Ein weiteres Rätsel, das gelöst werden wollte.
    »Hast du deinen Geist gefunden?«, fragte Gary leise.
    Rosamund schüttelte den Kopf. »Was ist mit deinem?« Sie lächelte, obwohl ihr nicht danach zumute war. Die Unterhaltung nahm kuriose Züge an.
    »Es war weder Cosmo noch ein anderer der Cunninghams, da bin ich mir sicher. Vielleicht handelte es sich um einen Gast, der hier schlechte Erfahrungen gemacht hatte und zurückkam, um die Stätte seiner Erniedrigung heimzusuchen. Enderby sagte, dass Cosmo Spezialist für Erniedrigungen gewesen sei.«
    »Er war Politiker«, brummelte Rosamund. Suchte sie nach Entschuldigungen für Cosmo oder für Mark?
    Gary sah sie komisch an. »Ich vergaß, dass du mit einem verheiratet bist. Zumindest will dein Mann einer werden. Wiederholt sich da die Geschichte?«
    Rosamund zuckte mit den Schultern und legte das Fotoalbum zurück in die Kiste. Es gab noch eine Menge Material zum Durchsehen, doch es war schon spät, und sie fühlte sich müde. Mit Erleichterung bemerkte sie, dass es auf dem Dachboden ruhig blieb. Sie hatte eine Zeit lang überhaupt nicht mehr an den Lärm gedacht. Garys Gegenwart schien den unwillkommenen Besucher abzuschrecken und ihnen eine Ruhepause zu verschaffen.
    Bevor er schlafen ging, installierte Gary die Geisterfallen im ganzen Haus. Er schlug Nägel ein und brachte Schnüre vor Fenstern und Türen an. Oben an der Treppe spannte er ebenfalls einen Bindfaden und baute am Aufgang zum Dachboden aus einem Stuhl und ein paar Pfannen eine einfache, aber wirkungsvolle Alarmanlage. Jeder, der die Tür zur Stiege öffnete, würde an der am Stuhl befestigten Schnur ziehen und die ganze Konstruktion mit Getöse zum Einsturz bringen. Auf dem Dachboden selbst verspannte er eine Menge Schnüre kreuz und quer, die jeden Eindringling straucheln lassen würden. Als er damit fertig war, bestreute er die Böden mit Puder. Menschliche Besucher mussten darauf unweigerlich Spuren hinterlassen.
    Er erreichte den Flur im Ostflügel. Kerry und Rosamund standen in ihren Schlafzimmertüren und sahen ihm zu, wie er sein Werk vollendete. Den alten Läufer hatte er auf die Seite gezogen und aufgerollt, sodass der Boden blank lag. Kerrys Augen waren dunkel umschattet, die Arme fest über ihrer handgestrickten Bettjacke verschränkt. Sicherlich machte sie sich Sorgen wegen des Putzens am nächsten Tag, dachte Rosamund.
    »Vor unseren Türen spanne ich keine Schnüre«, erläuterte Gary, während er weiterarbeitete. »Falls wir schnell verschwinden müssen.«
    »Macht das Sinn?«, fragte Rosamund. »Kerry oder ich könnten ja den Lärm auf dem Dachboden machen.«
    Gary sah sie mit

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