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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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fassen, bevor sie die Treppe hinunterstürmte. »Halt! Du brichst dir ja den Hals!« Schnell entfernte er die Fußangeln aus Schnur.
    Über ihnen krachte es weiter. Der Lärm wurde immer lauter, sodass das Haus schließlich in seinen Grundfesten erzitterte. Gary hatte eine Taschenlampe. Er ging durch den Westflügel zum Dachbodenaufgang. Der Lichtstrahl zitterte, aber der Puder auf dem Boden lag unberührt. Gary machte einen Schritt nach vorn.
    »Nicht!« Rosamund schrie gegen den Krach an. »Nicht, Gary!«
    Colonsay bebte unter den donnernden, wütenden Schlägen. Kerry war inzwischen auch dazugekommen und drückte sich an die Wand. Sie hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu und kniff die Augen zusammen. Rosamund legte einen Arm um sie. Die Berührung beruhigte beide Frauen ein wenig. Dann gingen sie zusammen die Treppen hinunter. Der Lärm veränderte sich, begann zu hallen, als ob sie am Eingang einer riesigen Höhle stehen würden. In der Küche machten sie das Licht an und verschlossen die Tür. Das verschaffte ihnen zumindest den Anschein von Sicherheit. Garys Arme umfingen sie beide; das war ein gutes Gefühl.
    Das Krachen und Donnern ging etwa zwei Minuten weiter und hörte dann so plötzlich auf, wie es begonnen hatte. Die nachfolgende Stille schien unwirklich.
    Gary atmete tief durch. »Wir kontrollieren lieber noch den Rest des Hauses.« Unter seinen Augen lagen Schatten, und er trug dieselbe Kleidung wie am Abend. Offensichtlich war er wach geblieben und hatte gewartet. Kerry folgte ihm zur Tür, grün im Gesicht. Rosamund hatte keine andere Wahl, sie schloss sich ihnen zögernd an.
    Sie stand mit Kerry in der Eingangshalle, während Gary überprüfte, ob die Fallen im Erdgeschoss an ihrem Platz waren. »Sieht so aus, als ob etwas Kleines hier entlanggekommen wäre«, rief er ihnen zu. Er leuchtete mit der Taschenlampe über den Boden in dem Zimmer, in dem Rosamund die Cunning-ham’schen Schätze sortiert hatte. »Habt ihr eine Katze?«
    »Nein.«
    »Jedenfalls war es zu klein.« Er senkte die Stimme.
    »Was?«
    »Ich meine, was auch immer es gewesen ist, kann nie im Leben so einen Krach machen wie den, den wir gerade gehört haben.«
    Sie folgten ihm nach oben. Der Puder lag unberührt, abgesehen von den Spuren, die sie selbst beim Verlassen der Zimmer hinterlassen hatten. Keine Spuren Richtung Westflügel, und die »Alarmanlage« im Aufgang zum Dachboden schien ebenfalls unversehrt zu sein. Gary öffnete die Tür, und mehrere Töpfe fielen geräuschvoll zu Boden. Sie zuckten alle zusammen. Er ließ den hellen Lichtstrahl über die Treppe nach oben gleiten. »Kommt«, sagte er. Langsam und nervös folgten sie ihm auf den Dachboden.
    Gary leuchtete den niedrigen Raum mit der Taschenlampe ab. Das Dach schien sie niederzudrücken, trotz der blauen Plane, die Fred als Schutz gegen den Regen über den neuen Dachstuhl gebreitet hatte. Der Lichtstrahl beleuchtete den staubigen Boden sowie eine Menge Holzstücke, Ziegel und Handwerkszeug. Der Puder glitzerte weiß und unberührt. Die Schnüre waren alle an ihrem Platz und sahen aus wie ein riesiges Spinnennetz.
    Rosamund konnte Kerrys Atem hören. Gary murmelte vor sich hin, während er weiter auf den Dachboden vordrang und sich fast den Kopf an einem niedrigen Balken anstieß. Seine Füße wirbelten weißen Staub auf, er musste niesen. Die Stille ließ das Geräusch unnatürlich laut klingen.
    »Hier oben ist kein Mensch gewesen«, sagte er, und seine Stimme hallte durch die Nacht. »Sonst hätte er Spuren hinterlassen müssen. Und ich sehe weder Mikrofone noch Verstärker oder irgendwelche anderen technischen Spielereien à la Steven Spielberg. Sondern nur einen ganz gewöhnlichen, leeren Dachboden.«
    In seiner Stimme schwang so etwas wie Triumph mit. Rosamund war irritiert, wollte das sich aber nicht anmerken lassen.
    »Du hättest es tun können.« Kerrys Ton ließ erkennen, wie unsicher sie war.
    Er kam auf sie zu; von ihrem Standpunkt aus sah er hinter dem Licht der Taschenlampe durch die tiefen Schatten völlig fremd aus. »Warum? Weil ich ein Irrer bin?«
    Sie wich seinem Blick aus.
    »Selbst wenn es so wäre – warum sollte ich so etwas tun?«
    Kerry antwortete nicht. Die drei Menschen standen im Licht der Taschenlampe, das von den schmutzigen Dachfenstern reflektiert wurde. Die Anspannung war zum Greifen spürbar. Auf dem Dachboden konnte man wirklich Platzangst bekommen.
    Rosamund konnte sich nicht erinnern, je hier oben gewesen zu sein. Ada

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