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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Mädchen. Ambrosines Körper war warm und echt gewesen, ihre Haare weich und schwer. Sie war Rosamund gewesen – und Rosamund sie.
    Das Geräusch eines vorfahrenden Wagens störte ihre Konzentration. Sie stand auf und ging zum Fenster. Gary parkte vor einem großen Haufen aus Holzabfällen und anderem Müll, der weggebracht werden musste. Er kletterte aus dem Auto, blieb stehen und starrte, tief in Gedanken versunken, auf Colonsay. Aus den Augenwinkeln schien er eine unbewusste Bewegung Rosamunds wahrzunehmen. Er hob plötzlich den Kopf und schaute zu ihrem Fenster hoch. Sie starrten einander grußlos an. Dann senkte Gary den Blick und ging langsam zur Eingangstür.
    Sein Zögern war nicht zu übersehen.
    Rosamund war auf halbem Weg die Treppe hinunter, als sie Kerrys fragende Stimme hörte. Sie verlangsamte ihren Schritt. Was für einen Sinn würde es machen, mit dem Geschehenen sofort herauszuplatzen? Was könnte er schon unternehmen?
    »… in Ordnung kommen«, war Garys Antwort.
    Kerry seufzte erleichtert. »Es ist einfach gefährlich, auf diesen Leitern herumzukriechen.« Rosamund konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Sie kommen morgen früh wieder. Frederick ist zwar sehr besorgt um die Sicherheit seines Teams, aber das war nicht der erste Unfall dieser Art.«
    Er blickte auf, als Rosamund die Küche betrat. Ihr Gesichtsausdruck musste sie verraten haben, denn seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Sie sagte etwas, um ihm zuvorzukommen.
    »Fred wird sich morgen das gesamte Haus vornehmen. Kerry glaubt, dass die Ursache für die Geräusche in der Bausubstanz zu finden ist. Und ich denke, wir sollten diese Möglichkeit zumindest ausschließen, bevor wir andere Maßnahmen er-greifen.«
    »Er hat sich doch alles angesehen, bevor er sein Angebot abgegeben hat«, antwortete Gary skeptisch.
    »Die einfachsten Erklärungen sind oft ganz richtig«, verkündete Kerry und rührte eifrig in ihrer Senfsoße.
    Rosamund hatte keine Lust auf Diskussionen. Vielleicht würde Fred etwas finden, eine einfache Lösung des Rätsels. Sie konnte sich allerdings nicht vorstellen, was das sein könnte. Was konnte ohne sichtbare Mittel einen solchen Lärm und gleichzeitig eine Erscheinung wie das braunhaarige Mädchen verursachen? Und das, was heute Abend passiert war? Nun, sie hatte jedenfalls keine Erklärung dafür.
    »Ich glaube, dass Colonsay für Raes Unfall verantwortlich ist.«
    Beide Frauen hielten inne und starrten Gary an.
    »Ich habe gesehen, wie es passiert ist. Sie ist nicht ausgerutscht.«
    »Wie konnte sie dann zu Fall kommen?«, fragte Kerry sanft. »Willst du uns Angst einjagen?«
    »Wenn ja, dann hast du das geschafft«, fügte Rosamund hinzu. »Du greifst mit deinen Behauptungen zu weit vor, Gary. Wir haben keinerlei Beweis dafür, dass uns etwas oder jemand vertreiben will.«
    »Der Lärm? Die Erscheinungen? Die Stimmen? Wozu soll das sonst gut sein?«
    »Das weiß ich nicht. Aufmerksamkeit erregen? Hilfe fordern? Wir müssen zuerst herausbekommen, was das Problem ist, bevor wir nach einer Lösung suchen können.«
    »Was, wenn ich recht habe? Was ist, wenn wir vertrieben werden sollen? Wir befinden uns auf seinem Territorium, und ganz offensichtlich will es nicht gestört werden. Also macht es Krach und erschreckt uns fast zu Tode. Und nachdem das nicht funktioniert, beginnt es, einen nach dem anderen aus dem Spiel zu nehmen.«
    »Sag so etwas nicht.« Kerry schnappte nach Luft. Sie war fast grau im Gesicht, und Rosamund packte sie am Arm.
    »Gary, genug davon«, warnte sie. »Wirklich, das reicht.«
    Sein Mund verzog sich mühsam zu einem Lächeln, und er ging Richtung Tür.
    »Wo willst du hin?« Die Furcht siegte über ihren Ärger. Allein sein war das Letzte, was sie im Moment wollte.
    »Ich treffe mich mit jemandem.« Er drehte sich um und sah die Angst in ihren Augen. Der Ausdruck in seinen eigenen wurde sanft. »Keine Sorge, ich bin in ein bis zwei Stunden wieder zurück.«
    Kerry drückte Rosamunds Hand. Sie lauschten, wie Gary den Wagen anließ und davonfuhr. »Ohne ihn sind wir besser dran«, murrte sie. »Ich mache mir ziemliche Sorgen wegen Gary, Rosamund. Ich denke, ich sollte mit seinem Großvater reden.«
    Rosamund nickte, ohne wirklich zuzuhören.
    »Das Essen ist fast fertig. Hast du Hunger?«
    Sie tat so, als ob. Kerry zündete ein paar Kerzen an. Ihre Flammen gaben dem Abendessen einen feierlichen Anstrich, obwohl sie die Deckenbeleuchtung eingeschaltet ließen. Sie wollten auf keinen

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