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Der Fluch von Melaten

Der Fluch von Melaten

Titel: Der Fluch von Melaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es blieb mir die entsprechende Zeit.
    Die hatte ich tatsächlich. Einen Tag konnte ich opfern. Suko hielt für mich die Stellung im Büro, und wenn etwas Dringendes passierte, würde mich mein Freund und Kollege anrufen.
    Der Mann hieß Justus Schmitz und kam aus Köln am Rhein. Mehr wusste ich nicht, man hatte mir sein Foto nicht gefaxt, aber das interessierte mich auch nicht weiter.
    Er wohnte in einem der Mittelklasse-Hotels, die trotzdem noch teuer genug waren, weil sie eben ziemlich in der City of London lagen und man als Gast bestimmte Sehenswürdigkeiten und Touristen-Rundwege schnell erreichte.
    Der Parkplatz lag neben dem Hotel. Abgegrenzt wurde er an einer Seite durch einen hohen Gitterzaun mit zur Seite gebogenen Spitzen. Dahinter breitete sich eine kleine Grünfläche aus, auf der Bäume wuchsen, deren Laub sich zum Teil bereits verfärbt hatte. Einige Blätter waren schon abgefallen. Sie bedeckten den Rasen wie mit bunten Flicken. Es ließ sich nicht verleugnen, der Herbst hatte das Land voll im Griff, obwohl es wettermäßig danach nicht aussah, denn über Mitteleuropa lag ein wunderbares Hochdruckgebiet, das selbst bis zu den Britischen Inseln reichte und uns mit einem prächtigen Wetter verwöhnte, was nach dem verregneten September richtig gut tat.
    Es stand kein Portier in Operettenuniform vor dem Eingang, um den ankommenden Gästen das Gepäck abzunehmen. Auch mir hielt niemand die Tür auf, als ich die Treppe vor dem Eingang hinter mir gelassen hatte und das Hotel betrat.
    Man hatte wohl vergessen, die Heizung abzustellen, denn es war verdammt warm. Die Luft staute sich, und auch der Geruch von Kaffee erreichte meine Nase.
    Hinter der Anmeldung stand ein Mann, der sich langweilte und deshalb gähnte. Er blätterte in einer Zeitung und schaute erst hoch, als ich vor dem Empfangspult stehen blieb.
    »Guten Morgen«, grüßte ich.
    »Sir?«
    Ich schaute in das Gesicht mit den nach oben gezogenen Augenbrauen und stellte meine Frage. »Bei Ihnen wohnt ein gewisser Justus Schmitz. Er ist Deutscher. Könnten Sie ihm Bescheid geben, dass ich hier bin, um ihn abzuholen? Mein Name ist John Sinclair. Wenn er ihn hört, wird er Bescheid wissen.«
    Der Angestellte nickte, nachdem er sich meinen Sermon angehört hatte. Danach senkte er den Kopf, schaute aber nicht auf den Bildschirm eines Computers, sondern blätterte eine Seite in einem Buch um. Er tat sehr geschäftig. Dafür hatte ich nur ein müdes Grinsen übrig, bestimmt wusste er längst, in welchem Zimmer dieser Justus Schmitz wohnte.
    »Ja, der Herr wohnt bei uns.«
    »Dann rufen Sie ihn bitte an und erklären Sie ihm, dass ich hier unten auf ihn warte.«
    »Wird sofort erledigt, Sir.«
    »Danke.«
    Ich wandte mich von der Rezeption ab und setzte mich in einen schmalen Sessel, dessen braungrüner Stoff schon ziemlich verblichen und verschlissen war. Vor mir stand ein runder Caféhaus-Tisch, auf dessen Steinplatte einige Zeitschriften lagen, die mindestens drei Monate alt waren und auch entsprechend aussahen.
    Ich war der einzige Gast in dieser kleinen Halle. Das Hotel »brummte« nicht. London war im Moment nicht mehr in. Die Touristen hielten sich zurück. Es lag nicht nur an dem schlechten Wechselkurs, sondern auch an den verdammten Terroranschlägen aus dem vergangenen Monat, die für eine Veränderung des menschlichen Verhaltens gesorgt hatten. Zumindest bei sehr vielen Personen.
    Der Mann hinter der Rezeption telefonierte. Er nickte dabei einige Male und schaute auch zu mir hin. Erst recht, als er den Hörer wieder auflegte.
    Er sprach mich an, als ich mich erhob. »Mr. Schmitz bittet Sie, zu ihm zu kommen.«
    Das wunderte mich, und ich fragte: »Hat er Ihnen einen Grund gesagt?«
    »Ja.« Der Mann mit den dünnen, grauen Haaren hob wieder seine Augenbrauen. »Er fühlt sich nicht wohl, sagte er.«
    »Ah ja...?«
    »Ich habe mich nicht verhört, Sir.«
    »Danke.«
    »Nehmen Sie die Treppe oder den Lift. Sie finden die Zimmernummer elf in der ersten Etage.«
    »Ja, danke.«
    Auf den Lift verzichtete ich. Die kurze Strecke konnte ich auch hochlaufen und erreichte einen Flur. Er lag eingebettet in ein Halbdunkel, so dass ich die Zahlen auf den Türen kaum erkennen konnte.
    Auch hier war der Geruch nicht eben frisch. Er kam mir sogar noch stickiger vor als unten.
    Immerhin gab es Licht. Ich schaltete es ein, und von nun an lief es besser. Die Tür mit der Nummer 11 lag auf der rechten Seite. Ich hatte sie schnell gefunden, klopfte an und hörte eine

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